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„Germanwings“-Absturz: Vater spricht über den Verlust seiner Tochter

Andreas Lubitsch ist für ihn ein Mörder

Während einer Trauerfeier in Köln wurde den Opfern des Flugzeugabsturzes gedacht. (Bild: Getty Images)
Während einer Trauerfeier in Köln wurde den Opfern des Flugzeugabsturzes gedacht. (Bild: Getty Images)


Beim Absturz einer „Germanwings“-Maschine starben im März in Südfrankreich 150 Menschen. Unter ihnen war auch Juliane Noack, eine bekannte Künstlerin aus Sachsen-Anhalt. In einem Interview spricht ihr Vater Frank Noack erstmals über die Schuldfrage und seinen Umgang mit dem Verlust.

Wochenlang wurden die Angehörigen der verunglückten Passagiere des Fluges 4U9525 hermetisch von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Der Bauunternehmer Frank Noack hat in der „Mitteldeutschen Zeitung“ nun sein Schweigen gebrochen und ausführlich über die schwere Zeit nach dem Absturz gesprochen. „Es gibt Tage, da klappt es ganz gut. Und dann gibt es Tage, da heulen wir den ganzen Tag“, erzählt er im Interview.

Er und seine Frau hatten eine Bestätigung über die Passagierliste persönlich vom „Lufthansa“-Chef Carsten Spohr in Düsseldorf bekommen. Da ihre Tochter vor dem Rückflug in Valencia war, hatten die Spohrs bis zuletzt gehofft, dass die Künstlerin nicht an Board der Unglücksmaschine war. Für die Tat des Co-Piloten Andreas Lubitsch findet der trauernde Vater klare Worte: „Für uns ist er ein Mörder. Trotzdem stellen wir uns nicht die Frage nach Schuld oder nach dem Warum. Letztlich ist es Schicksal. Und wir haben auch Mitleid mit seiner Familie. Auch seine Eltern haben ein Kind verloren“.

Hart geht Noack mit der Berichterstattung ins Gericht. Obwohl er bewusst versuchte Medienberichte nicht zu verfolgen, seien ihm manche Schlagzeilen förmlich ins Gesicht gesprungen. Über eine „Bild“-Schlagzeile mit dem Titel „Video zeigt letzte Sekunden“ sagt er: „Wie pervers muss man sein, so etwas groß anzukündigen und auszuschlachten? Und wer hat Interesse, sich so was anzuschauen?“ Seine Tochter Juliane konnte noch nicht beerdigt werden. Mit der Aushändigung einer Sterbeurkunde rechnen die Eltern im Juni. Erst dann können sie Formalitäten, wie das Kündigen von Konten und der Krankenversicherung, vornehmen.

Juliane Noack war eine bekannte Schmuck-Künstlerin. Sie wurde 1984 in Halle geboren und studierte an der Burg Giebichenstein/Kunsthochschule Halle. Nach ihrem Abschluss zog sie nach Leipzig, wo sie sich ein Atelier einrichtete. Ihre Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. In Gedenken an sie möchte Frank Noack ein Stipendium für junge Schmuckkünstler ins Leben rufen.