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Bildbearbeitung: Iranische Presseagentur stylt Michelle Obama um

Sie sorgte für eine Überraschung bei der Oscar-Verleihung: Die First Lady der USA verkündete am Sonntag per Videoschaltung aus dem Weißen Haus den Preisträger in der Kategorie „Bester Film“. Sieger auf ganzer Linie: der Polit-Thriller „Argo“ – auch ein politisches Statement, das von iranischen Medien missgünstig aufgenommen wurde. Die Kritik: Nicht nur, dass ausgerechnet die Präsidentengattin die Laudatio gehalten habe, nein, sie habe auch viel zu viel Haut gezeigt. Die wichtigste iranische Presseagentur verpasste Michelle Obama sogar kurzerhand ein neues Outfit.

Ein paar Klicks hier, ein bisschen Retusche da: So schnell wird aus einem schulterfreien Designerkleid ein hochgeschlossenes Muster an Sittsamkeit. Eben das hat "Fars News" mit der Oscar-Robe von Michelle Obama getan. Für einen Online-Artikel über die Oscar-Verleihung bearbeitete die Presseagentur, die der iranischen Regierung nahe steht, ein Bild der Präsidentengattin – und verpasste ihrem Kleid von Naeem Khan kurze Ärmel. Auch das Dekolleté der First Lady wurde verhüllt. 

Das züchtige Make-Over verdankt Obama den Presserichtlinien im Iran. Dort ist unter anderem vorgeschrieben, dass Frauen nur mit einem Hidschab bekleidet im Fernsehen zu sehen sein dürfen. Das im islamischen Raum verbreitete Gewand bedeckt Haare, Arme und Beine. Sind iranische Medien gezwungen, ein Bild zu zeigen, dass diese Regel verletzt, bemühen sie oftmals Bildbearbeitungsprogramme oder gleich den schwarzen Marker.

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Anlass für die Berichterstattung war die Empörung über Obamas Auftritt im Rahmen der Preisverleihung. Die Präsenz der Präsidentengattin betonte die politische Färbung der Juryentscheidung im Falle des Siegerfilms. So bewertete neben Fars auch die iranische Nachrichtenagentur Mers die Auszeichnung des Polit-Thrillers „Argo“ als „antiiranisch“. Der Film von Regisseur Ben Affleck erzählt eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. 1979 hatte ein Agent des CIA eine Gruppe von amerikanischen Staatsbürgern während der Unruhen der beginnenden Islamischen Revolution unter dem Deckmantel einer Filmproduktion aus dem Iran geschleust.

Nichts weiter als ein „Werbefilm für die CIA“ – so urteilte Fars über den Oscar-prämierten Thriller. Michelle Obama hingegen betonte in ihrer Laudatio, dass alle nominierten Filme – inklusive „Argo“ – die Menschen daran erinnern würden, dass sie jedes Hindernis überwinden können. „Diese Lektion betrifft uns alle – egal, wer wir sind oder wie wir aussehen“, sagte die First Lady.


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