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Sommerhoch nicht in Sicht: Kurzinterview zur aktuellen Sommerlage

Für die Meteorologen war am Wochenende Halbzeit beim Sommer 2012. Für sie geht der Sommer vom 1. Juni bis zum 31. August. Pünktlich zur Sommerhalbzeit hat sich wie angekündigt typisches Herbstwetter eingestellt. Die Temperaturen waren am vergangenen Wochenende eher bescheiden. Dazu gab es immer wieder einen raschen Mix aus Sonne, Wolken und teils heftigen Regenschauern. Auch der Wind kam nicht zu kurz. Stellenweise gab es Sturmböen bis 90 Stundenkilometer - also alles in allem ein tolles Wochenende zum Drachensteigen lassen. Doch wer will das denn Mitte Juli? Die meisten Menschen sehnen sich eher nach Sonne und Wärme.

Zum aktuellen Wischi-Waschi-Sommer einige Fragen an Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net.

1. Wieso ist der Sommer bei uns schon wieder so wechselhaft?
Bisher blieb Deutschland von einem stabilen Sommerhoch "verschont". Das ist der Grund, wieso sich bei uns bisher noch keine längere Schönwetter- oder sogar Hitzephase einstellen konnte. Zwar gab es in den letzten Wochen immer wieder zaghafte Versuche eines Azorenhochs nach Deutschland vorzustoßen, meist blieb es allerdings nur beim Versuch. Mehr als zwei oder drei Tage freundliches Wetter am Stück war daher nicht drin. So lange sich kein stabiles Hochdruckgebiet über Deutschland aufbaut, so lange wird sich auch kein beständiges Sommerwetter einstellen. Nachdem der Sommer anfangs einige Wochen Dschungelwetter mit schwüler Luft und schweren Unwettern brachte, zieht er nun die Herbstkarte.

2. Wie geht es in der zweiten Julihälfte und im August weiter?
Das Azorenhoch versucht weiterhin nach Deutschland vorzudringen. Doch in den kommenden zwei Wochen hat es kaum eine Chance. Es gelingt ihm immer nur teilweise und für kurze Zeit sich vom Atlantik bis nach Deutschland auszudehnen.

Immerhin eine kleine gute Nachricht gibt es: Am kommenden Mittwoch und Donnerstag wird es zumindest in der Mitte und im Süden vorübergehend etwas wärmer. Die Temperaturen erreichen dann Werte um oder über 25 Grad. Im Norden und Osten bleibt es dagegen mit Werten knapp über 20 Grad kühler.

Nun die schlechte Nachricht: Pünktlich zum nächsten Wochenende wird es dann wieder überall kühl, nass und wieder richtig herbstlich. Dieses Auf und Ab der Temperaturen geht bis Monatsende mehr oder weniger ausgeprägt weiter. Was den Hochsommer betrifft, können wir den Juli getrost abschreiben. Eine heiße und sonnige Wetterlage wird sich hier vermutlich nicht mehr einstellen. Alle Hoffnung liegt somit auf dem dritten Sommermonat, dem August. Dieser hat sich schon öfter als Garant für einen Last-Minute-Sommer gezeigt. Auch im vergangenen Plitsch-Platsch-Sommer brachte der August noch einige heiße und schöne Hochsommertage.

3. Wo finde ich jetzt tolles Sommerwetter, wenn ich Last-Minute vereisen möchte?
Ganz klar - Südeuropa muss das Reiseziel für alle heißen, die Sonne und Wärme suchen. In den klassischen Urlaubsländern wie Spanien, Italien, Griechenland oder in der Türkei scheint fast ohne Unterbrechung die Sonne und es ist meist über 30 Grad warm. In Südspanien liegen die Werte teilweise bei 40 Grad und mehr. Nord- und Mitteleuropa sind dagegen mit Tiefdruckgebieten übersät. Hier herrscht nahezu ohne Ausnahme wechselhaftes und unterkühltes Sommerwetter.

4. Nach dem Jahrhundertsommer 2003 wurden uns von Klimaexperten mehr heiße und trockene Sommer vorhersagt. Wie sieht die Realität aus?
Nach den ganzen wechselhaften und kühlen Sommern erinnern sich viele Menschen gerne an den Sommer 2003 zurück. Damals erlebte Deutschland und Mitteleuropa den heißesten und trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das rief die Klimawissenschaftler in Scharen hervor. Es gab fast kein Tag, an dem nicht die Meldung zu lesen war, dass das nur der Anfang sei: Zukünftig würden die Sonne in Deutschland immer heißer und vor allem trockener werden - sogar von einer kommenden Dürre war die Rede!

Neun Sommer später sieht die Realität allerdings völlig anders aus. Wetter.net hat die Fakten untersucht und festgestellt: tendenziell sind die Sommer in Deutschland nasser geworden. Außerdem war kein Sommer je wieder auch nur annährend so heiß wie 2003. Da stellt sich die Frage: Wie seriös und glaubhaft sind eigentlich Klimaprognosen, die uns heute schon sagen wollen, wie das Klima im Jahr 2050 oder 2100 sein wird?


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