Der Mund als Gesundheits-Kompass

Ein Blick in unseren Mund lohnt sich. Selbst mit ungeübtem Blick können wir bestimmte Symptome erkennen und damit mögliche Krankheiten an anderen Stellen des Körpers entdecken. Wenn sich am und im Mund etwas ändert, stecken schließlich häufig systematische Krankheiten dahinter. Sogar eine fortgeschrittene HIV Infektion kann sich in Veränderungen im Mund bemerkbar machen.

Weiße Beläge im Mund: Eine Frage des Immunsystems

Weiße Beläge an den Schleimhäuten der Wangen oder im Rachen deuten auf Mundsoor hin, eine Infektion des Mundraums mit Candidapilzen. Typisch dafür sind weiße Beläge der Schleimhäute, die sich mit der Zahnbürste oder einem Spatel abwischen lassen. Hinzukommen häufig ein Pelzigkeitsgefühl und Geschmackstörungen.

Eine Pilzinfektion im Mund kann bei Erwachsenen auf Krankheiten hindeuten, die das Immunsystem schwächen: Krebs, AIDS und auch Diabetes (Zuckerkrankheit) sind potentielle Gründe für weiße Beläge im Rahmen einer Pilzinfektion. Ein Arztbesuch ist in diesem Fall ratsam.

Eingerissene Mundwinkel: Ein Symptom von Eisenmangel

Fast jeder kennt sie: Eingerissene Mundwinkel. Oft entstehen sie während einer Erkältung, und verschwinden wieder, wenn die Erkältung abklingt. Eingerissene Mundwinkel über längere Zeit deuten jedoch auf Mangelerscheinungen hin.

Besonders beim Eisenmangel kommt es neben unangenehmem Zungenbrennen auch typischerweise zu den sogenannten Mundwinkelrhagaden. Auch ein Vitamin C-Mangel über längere Zeit hinweg äußert sich durch eingerissene Mundwinkel und Zahnfleischbluten. Ein solcher Vitamin-C Mangel ist in Industrieländern jedoch sehr selten geworden.

Treten die Symptome an den Mundwinkeln über Wochen und Monate auf, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Eine Zahnfleischentzündung kann mit Herzproblemen einhergehen

Überraschend aber wahr: Eine chronische Entzündung des Zahnfleisches (Parodontitis) kann das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Bakterien gelangen über Verletzungen des entzündeten Zahnfleisches (z.B. beim Zähneputzen) ins Blut und dadurch auch in andere Bereichen des Körpers. Hier schädigen sie dann Hals- und Herzarterien.

Außerdem schüttet der Körper während der Zahnfleischentzündung Stoffe aus, die in Herzarterien eine Entzündungsreaktion auslösen. Parodontitis bringt also das Immunsystem des Körpers dazu, sich selbst zu schaden. Bei chronischer Zahnfleischentzündung sollte man sein Herz also besonders im Auge behalten.

"Haarleukoplakie" an der Zunge – unbekannt aber wichtiger

Viele haben von dem folgenden Symptom wahrscheinlich noch nie etwas gehört. Dabei deutet die sogenannte „Haarleukoplakie“ auf schwerwiegende Erkrankungen hin. Das Symptom ist gekennzeichnet durch weißliche, streifige Veränderungen vor allem an den seitlichen Zungenrändern, die man NICHT wegwischen kann und die auch keine Beschwerden verursachen.

Die orale Haarleukoplakie tritt sehr häufig im Zusammenhang mit einer forgeschrittenen HIV-Infektion auf. Bei Verdacht auf eine solche Veränderung an der seitlichen Zunge ist ein Arztbesuch die einzig weise Entscheidung.

Lippenherpes und Aphten deuten NICHT auf bestimmte Krankheiten hin

Ein Drittel aller mit dem Herpes-Virus infizierten Menschen klagt über wiederkehrende Symptome des Lippenherpes – kein Zufall, denn die Bläschen kommen immer dann zurück, wenn das Immunsystem geschwächt wird. Egal ob körperlicher und psychischer Stress, Schwangerschaft, Trauer, eine Erkältung, intensiver Sport, Alkohol und Ärger – wenn sich etwas negativ auf die Stärke unserer Abwehrkräfte auswirkt, kann es zu einer Wiederaktivierung des Herpes-Virus führen.

Ähnlich verhält es sich mit den „Aphten“ - schmerzhafte milchig-gelbliche Flecken mit rötlichem Rand im Zahnfleisch oder in der Mundschleimhaut. Auch Aphten treten bei Stress und geschwächtem Immunsystem auf – bei Frauen sollen zudem Hormonschwankungen eine Rolle spielen.

Bläschen auf unseren Lippen und Aphten im Mund treffen jeden und zeigen nicht direkt, dass wir krank sind. Nur wenn Herpes und Aphten immer wieder und in schwerer Form auftreten ist ein Arztbesuch ratsam.