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Diagnose Nahrungsmittel-Allergie: Wie überflüssig ist der IgG-Immun-Test?

Ein Glas Milch bekommt nicht jedem gut. Eine Laktose-Intoleranz ist allerdings nicht mit einer Allergie zu verwechseln. (Foto: Kai Remmers/dpa)
Ein Glas Milch bekommt nicht jedem gut. Eine Laktose-Intoleranz ist allerdings nicht mit einer Allergie zu verwechseln. (Foto: Kai Remmers/dpa)


Jeder fünfte Bundesbürger glaubt, dass er bestimmte Nahrungsmittel nicht verträgt und an einer “Nahrungsmittel-Allergie” leidet. Fakt ist: Nur bei drei Prozent liegt wirklich eine Nahrungsmittel-Allergie vor. Viel häufiger sind hingegen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten wie die Laktose-Intoleranz, die nichts mit einer Allergie zu tun haben. Heilpraktiker und Labore verdienen unterdessen Millionen mit teuren “IgG-Allergietests”, die laut seriösen Wissenschaftlern völlig nutzlos sind.

Eine Nahrungsmittel-Intoleranz ist keine Nahrungsmittel-Allergie

Ganz einfach wird dies an der weit verbreiteten Laktose-Intoleranz deutlich. Zwischen der Laktose-Intoleranz und einer echten Milchallergie besteht nämlich ein großer Unterschied: Menschen mit einer Milchallergie reagieren schon auf kleinste Mengen von Milch oder Milchprodukten mit Problemen.  

Personen mit Laktoseintoleranz dagegen können je nach Laktase-Enzym-Restaktivität den Milchzucker bis zu einer bestimmten Menge verdauen, ohne anschließende Beschwerden zu bekommen.

Eine richtige Nahrungsmittel-Allergie, beispielsweise gegen Nüsse, kann übrigens zu einem Kreislauf-Schock führen und ist lebensgefährlich. Glücklicherweise sind Nahrungsmittel-Allergien jedoch selten.

Diagnostik mit “IgG-Tests” - auf jeden Fall teuer

Beim Heilpraktiker und in seltenen Fällen auch bei Ärzten werden  sogenannte “IgG-Allergie-Tests” zur Diagnose einer Nahrungsmittel-Allergie zu stolzen Preisen von bis zu 400 Euro angeboten.

Die Bestimmung von im Körper gebildetem Immunglobulin-G (IgG) gegen Nahrungsmittel soll klären, ob jemand auf einen Nahrungsbestandteil allergisch reagiert.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Allergologie werden in Deutschland jährlich etwa 10 bis 20 Millionen Euro Umsatz mit diesen Tests gemacht. Von den Krankenkassen werden sie nicht übernommen.

IgG-Tests sinnlos bei Nahrungsmittel-Allergie

Fakt ist: Die Menge von Immunglobulin-G im Blut lässt sich im Labor sehr präzise bestimmen. Aber sagt der Wert auch etwas über eine Nahrungsmittel-Allergie aus? Unzählige Studien und seriöse Wissenschaftler sagen ganz klar NEIN.

Der Nachweis von Immunglobulin-G (IgG) ist nur dann sinnvoll, wenn zum Beispiel eine Infektion mit bestimmten Viren oder Pilzen nachgewiesen werden soll.

Über das Vorliegen einer Lebensmittel-Allergie gibt der IgG-Test jedoch keine klare Aussage. Die Erklärung: Für eine Nahrungsmittel-Allergie sind vielmehr Antikörper vom Typ IgE und nicht vom Typ IgG verantwortlich.

Gefahr des Vitaminmangels

Der Test scheint nicht nur überflüssig und teuer, sondern auch in manchen Fällen gefährlich zu sein: Da ein IgG-Test hunderte Lebensmittel untersucht, bekommt der Patient im Anschluss eine lange Liste mit “unverträglichen” Nahrungsmitteln, die er fortan meiden soll.

Nicht selten kommt es so zu einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen.

Richtige Allergie-Diagnostik

Die richtige Diagnose einer Nahrungsmittelallergie beim Arzt ist nicht einfach. Bevor Bluttests gemacht werden, empfehlen viele Ärzte den Betroffenen, ein Ernährungs-Tagebuch zu führen, damit ein möglicher Zusammenhang zwischen Nahrungsmitteln und körperlichen Problemen entdeckt werden kann.  

Erst dann erfolgen Untersuchungen wie Hauttest und Messung der für die allergische Reaktion mitverantwortlichen IgE.

Eine Laktose-Intoleranz  wird übrigens ohne Blut-, sondern mit dem Atem-Test diagnostiziert. Hier wird ganz einfach der Gehalt von Wasserstoff im Atem gemessen, bevor und nachdem man eine Milchzucker-Testlösung getrunken hat.