Fibromyalgie: Schmerzen ohne Ursache?

Fibromyalgie ist nicht nur für Patienten eine mysteriöse Krankheit: Mit ihren vielfältigen Symptomen ohne geklärte Ursache tun sich viele Ärzte schwer, die Diagnose "Fibromyalgie" zu stellen. Trotz der quälenden Schmerzen bei ungefähr 3 bis 3,5 Millionen Betroffenen wird das Beschwerdebild oft nicht ernst genommen und ein Ursprung der Symptome in der Psyche vermutet. Doch das könnte sich bald ändern: Forscher am Universitätsklinikum Würzburg haben in diesem Jahr womöglich erstmals bewiesen, dass bei der Fibromyalgie tatsächlich messbare Störungen an Nervenfasern vorliegen.

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie bedeutet übersetzt "Faser-Muskel-Schmerz". Mediziner verstehen darunter ein überaus komplexes Beschwerdebild mit Schmerzen an verschiedenen Stellen des Körpers - häufig am Rücken, Armen und Beinen. Die quälenden Schmerzen bestehen dabei in den Muskeln, Bindegewebsfasern und Knochen.

Kommen zusätzliche Beschwerden wie Schwellungsgefühl des Gesichts, Müdigkeit und Konzentrationsstörung hinzu, sprechen Ärzte vom komplexen "Fibromyalgie-Syndrom" (FMS). Nach Angaben der deutschen Schmerzgesellschaft klagen die Betroffenen neben den Schmerzen außerdem häufig (40-80%) über psychische Beschwerden wie Depressionen.

Woher kommt der Schmerz - Rheuma oder Fibromyalgie?

Auf den ersten Blick könnten die Symptome bei Fibromyalgie leicht mit Rheuma verwechselt werden. Man weiß aber heute, dass die Fibromyalgie keine entzündlich-rheumatische Erkrankung ist.

Außerdem handelt es sich auch nicht um eine Krankheit der Muskeln und Gelenke. Dafür spricht auch, dass selbst nach jahrelanger Fibromyalgie die schmerzenden Körperregionen nicht geschädigt werden. Hinzukommt, dass weder die üblichen Laboruntersuchungen noch Röntgenbilder Auffälligkeiten zeigen.

Mehr als nur Schmerz: Vielfältige Symptome bei Fibromyalgie

Die chronischen Muskel- und Gliederschmerzen bei Fibromyalgie sind meist von weiteren Symptomen begleitet: Müdigkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Reizmagen, Reizdarm oder Reizblase sind nur einige Beispiele. Viele Fibromyalgie-Patienten fühlen sich zudem depressiv verstimmt. Dies heißt nicht, dass die Schmerzen aufgrund der Depression bestehen und nur eingebildet sind. Die Depression kann schließlich genauso gut Folge der chronischen Schmerzen sein!

Auch wichtig: Es gibt Phasen mit stärkeren und schwächeren Beschwerden. Betroffene berichten häufig über eine Verschlechterung der Symptome nach emotionalem Stress, Wetterumschwung oder Schlafmangel.

Druckschmerzhafte Punkte am Körper erleichtern die Diagnose

Wichtig für die Diagnose einer Fibromyalgie sind typische, am ganzen Körper druckschmerzhafte Bereiche: Schon bei leichtem Druck können an diesen Punkten vom Untersucher Schmerzen ausgelöst werden. Damit die Diagnose Fibromyalgie gesichert ist müssen elf der vorgegebenen 18 sogenannten "Tender Points" schmerzhaft tastbar sein.

Schmerzen ohne Ursache?

Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler eine endgültige Ursache für das Fibromyalgie-Syndrom zu finden - vergeblich! Deswegen wird Fibromyalgie häufig als rein psychogene Erkrankung stigmatisiert und von Ärzten und Angehörigen nicht ernst genommen.

Ein Würzburger Forscherteam hat nun erstmals Beweise gefunden, dass bei Fibromyalgie nachweisbare Veränderungen im Körper für die Schmerzen verantwortlich sind. Demnach sollen Schädigungen von kleinen Nervenfasern ein Grund für die unerklärlichen Schmerzen sein. In der Studie wurden einerseits Patienten mit Fibromyalgie, andererseits Patienten mit einer Depression untersucht. Das Ergebnis: Die schmerzleitenden Nerven der Fibromyalgie-Patienten zeigten deutliche Veränderungen. Die Depressions-Patienten hatten diese Störungen nicht.

Therapieziel: Steigerung der Lebensqualität

Das Fibromyalgie-Syndrom gilt derzeit zwar noch als nicht heilbar. Es gibt jedoch Therapiemöglichkeiten, die auf die Linderung der Beschwerden abzielen.

Im Vordergrund steht die nicht-medikamentöse Therapie. Diese kann je nach Wunsch und Ansprechen des Patienten aus Verhaltenstherapie, Wärme- und Kältebehandlungen, Krankengymnastik und Entspannungsübungen bestehen. Manche Patienten berichten auch bei Akkupunktur über eine Besserung der Symptome.

Bei der medikamentösen Behandlungen der Fibromyalgie gilt eine Dauerbehandlungen mit Antidepressiva als erfolgreich.