Haut im Fokus: Die wichtigsten Fakten zu Neurodermitis

Fast jeder hat einen Freund oder Familienangehörigen, der unter einer Neurodermitis mit ihren typischen Symptomen leidet: Schuppige, trockene und gerötete Haut, häufig in der Ellenbeuge, manchmal sogar im Gesicht. Hinzukommt ein starker, quälender Juckreiz, der die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt. Doch woher kommt die weit verbreitete Hauterkrankung und warum bricht sie aus? Können Eltern bei ihren Kindern vorbeugen? Diese und weitere Fragen klärt Yahoo! Nachrichten.

Neurodermitis: Veralteter Begriff trifft aktuelle Krankheit

Liest man den Begriff Neurodermitis (von "neuron": Nerv und von "derma": Haut) so könnte man meinen, dass die Hauterkrankung etwas mit Nerven zu tun hat. Tatsächlich hat der Begriff seinen Ursprung in einer Zeit in der man dachte, dass Nervenentzündungen Ursache der juckenden Hautauschläge seien. Zwar ist diese Meinung mittlerweile wissenschaftlich widerlegt, doch der Begriff wird weiterhin verwendet.

Neurodermitis ist eine relativ weit verbreitete Krankheit und gehört zu den häufigen Erkrankungen der Haut: Fünf bis 20 Prozent aller Kinder und ein bis drei Prozent der Erwachsenen in Industriestaaten sind von der Krankheit betroffen. In vielen Fällen ist die Erkrankung nur auf das Kindesalter beschränkt und die quälenden Symptome bilden sich mit dem Alter zurück. 70 Prozent der betroffenen Kinder sind nach der Pubertät beschwerdefrei.

Warum sich in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Erkrankten in den Industrienationen verdreifacht hat, ist noch nicht geklärt. Experten vermuten Ursachen in veränderten Umweltfaktoren: Häufigere Allergien, veränderte Lebensumstände und Ernährung sowie verbesserte Hygiene werden als mögliche Erklärungen gehandelt.

Warum entsteht die Krankheit überhaupt?

Bei Patienten mit Neurodermitis spielt das Immunsystem verrückt: Es reagiert überempfindlich auf eigentlich harmlose Stoffe aus der Umwelt: Das Abwehrsystem lässt in der Haut eine Entzündungsreaktion entstehen, um die "Gefahrenstoffe" zu entfernen. Durch die Entzündung werden auch Nervenfasern in der Haut irritiert, was den starken Juckreiz zufolge hat.

Bei der Entstehung der Neurodermitis gibt es nicht den einen auslösenden Faktor. Vielmehr treffen mehrere Dinge aufeinander: Die Grundlage bildet nach heutigem Stand eine genetisch bedingte Hautstörung, bei der die Haut leicht austrocknet. Das führt dazu, dass die Haut empfindlicher gegenüber Allergieauslösern ist.

Spielt die Psyche eine Rolle?

Oft muss die Psyche als Erklärung für die Entstehung von Krankheiten herhalten, bei denen man sonst keine Ursache findet - so auch bei der Neurodermitis. Früher wurden psychische Faktoren noch als Hauptursache der Neurodermitis gehandelt, weil man noch nicht über die genetischen Ursachen Bescheid wusste. Fakt ist: Es gibt eine Beziehung zwischen psychischem Befinden und der Schwere der Symptome bei Neurodermitis.

Stress kann einerseits die Neurodermitis verschlimmern, darüber hinaus sind die Symptome auch eine Belastung für die Psyche. Eine besondere Persönlichkeitsstruktur oder ein gestörtes Verhältnis zu seinen Eltern als Ursache der Erkrankung zu sehen, gilt jedoch als überholt.

Kindliche Ernährung hat womöglich Auswirkungen auf die Entstehung der Krankheit

Bei der Entstehung von Neurodermitis gibt es neben den genetischen Vorbedingungen viele andere Faktoren. Eltern fragen sich deswegen häufig, was man tun kann, um beim eigenen Kind eine Neurodermitis zu verhindern oder zumindest die Symptome zu lindern.

Häufig wird versucht, auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Bei dieser "Auslassungsdiät" verzichten Betroffene zum Beispiel auf Eier oder Kuhmilch. Abgesehen davon, dass dem Körper durch eine falsche Diät Nährstoffe, Mineralien und fehlen ist eine solche "Auslassungsdiät" besonders für Kinder eine körperliche und psychische Belastung.

Experten sagen: Ein Verzicht auf Nahrungsmittel hilft nur dann, wenn eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Lebensmittel nachgewiesen wird! Ein genereller Verzicht auf bestimmt Lebensmitteln kann hingegen die Entwicklung der Kinder beeinträchtigen.

"Probiotika" können Neurodermitis verhindern

Oft hört man davon, dass "Probiotika" – also Produkte mit Bakterien für den Darm - bei Kindern einer Neurodermitis vorbeugen können. In einer Studie aus Mailand wurden Produkte mit Milchsäurebakterien getestet, die den Kindern verabreicht wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass Probiotika zumindest bei Babys mit familiärer Vorbelastung einen positiven Effekt haben: Probiotische Zusätze in der Säuglingsnahrung konnten acht von 100 Säuglingen vor der Neurodermitis schützen.

Die Therapie besteht aus mehreren Bausteinen

Obwohl Neurodermitis nicht heilbar ist, kann mit den richtigen Therapiebausteinen eine Verbesserung der Lebensqualität erfolgen. Die Therapie ist dabei kompliziert und nicht mit einer einzelnen Maßnahme möglich. Am wichtigsten ist die Vermeidung von Einflüssen aus der Umwelt, welche die Symptomatik verschlechtern. Betroffene können diese Auslöser im Laufe der Erkrankung häufig identifizieren. Infrage kommen Reinigungsmittel, Lebensmittelzusatzstoffe, Pollen und Tierhaare.

Kortisonpräparate haben heute weniger Nebenwirkungen

Und dann sind da natürlich noch die Medikamente – vorne weg das Kortison. Obwohl diese Stoffe sehr gut bei Neurodermitis wirken, sind viele Patienten skeptisch. Zu häufig hat man über Nebenwirkungen von Kortisonpräparaten gehört, die dem Körper mehr schaden als nützen. Unter den Substanzen, die früher verwendet wurde, gab es in der Tat häufig Nebenwirkungen.

Heutzutage verfügt man in der Dermatologie jedoch über Kortison-Medikamente mit einem guten Nutzen-Risiko-Verhältnis. Am Ende stellt sich immer die Frage, ob man die vergleichsweise geringen Nebenwirkungen für ein weitgehend symptomfreies Leben in Kauf nimmt. Ein Hautarzt wird Ihnen bei diese Entscheidung gerne weiterhelfen.