Helicobacter pylori: Wie gefährlich ist das Magenbakterium?

Erst wollte niemand den beiden australischen Forschern Marshall und Warren so recht glauben, als sie 1982 ihre Studie veröffentlichten: „Magengeschwüre werden von einem Bakterium hervorgerufen“, so ihre Kernaussage - ein Bruch mit der damaligen Meinung in der Medizin, allein Stress sei Schuld an Magenproblemen. Heute weiß man: Marshall und Warren hatten recht. Nicht zuletzt wurden sie 2005 für ihre Entdeckung des Magenbakteriums Helicobacter pylori (HP) mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Heute weiß man: Das Bakterium ist eines der am weitesten verbreiteten Krankheitserreger überhaupt und der häufigste Grund für Magenkrebs. Welche Beschwerden macht der Keim? Wie steckt man sich an und wie therapiert man eine Infektion? Yahoo! klärt die wichtigsten Fragen zu Helicobacter pylori.

Was macht das Bakterium im Magen?

Eines muss man Helicobacter pylori (HP) lassen - das Bakterium ist ein wahrer Überlebenskünstler: Schließlich lebt HP im Magen, in einer Umgebung ätzender Säure, die das Überleben anderer Organismen unmöglich macht. Nach Infektion hält sich HP deshalb innerhalb der Schleimschicht des Magens auf, weil es dort besser vor der Magensäure geschützt ist. Dort setzt das Bakterium seine Giftstoffe frei, die das Magengewebe schädigen. Unser Immunsystem reagiert darauf mit einer Entzündungsreaktion und es kommt zu einer chronischen Reizung im Magen. Die Folge: Eine Magenschleimhautentzündung.

Wie stark Helicobacter pylori und Magenbeschwerden zusammenhängen belegen die Zahlen: Bei 70 Prozent der Magengeschwüre und bei 9o Prozent der Patienten mit Zwölffingerdarmgeschwüren findet man das Bakterium in der Magenschleimhaut!

Wie steckt man sich an?

Helicobacter pylori ist einer der am weitesten verbreiteten Keime weltweit - in manchen Gebieten sind 9 von 10 Menschen infiziert. Wie man sich mit Helicobacter pylori ansteckt, ist aber noch nicht eindeutig geklärt. Meist infiziert man sich bereits im Kleinkindalter. Vermutlich spielen hier unter anderem Übertragungen über verunreinigte Lebensmittel eine Rolle. Als eine wichtige Infektionsquelle gilt aber der enge Kontakt zwischen Mutter und Kind.

Einer HP Infektion kann man übrigens nicht vorbeugen und trägt man erst einmal HP in sich, dann bleibt es so lange im Magen bis man therapiert wird.

An welchen Symptomen kann man HP erkennen?

Der Magenkeim führt zu unspezifischen Symptomen: Unter anderem berichten Patienten über Magenschmerzen, Druckgefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. In vielen Fällen macht eine HP Infektion aber überhaupt keine Symptome.

Warum der eine durch HP ein Geschwür bekommt und der andere nicht, steht noch nicht fest. Man weiß aber heute, dass zusätzliche Risikofaktoren wie Nikotin, Alkohol und die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln zusammen mit dem Bakterium ein Magengeschwür begünstigen können.

Helicobacter: Der häufigste Grund für Magenkrebs

Erschreckend aber wahr: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind etwa 60 bis 80 Prozent aller Magenkarzinome auf Helicobacter pylori zurückzuführen. Experten sehen in einer Helicobacter-Infektion sogar inzwischen den wichtigsten Risikofaktor für Magenkrebs!

Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum erhöht sich das Risiko für Magenkrebs bei Infizierten gegenüber nicht Infizierten um das Zwei- bis Dreifache.

Helicobacter pylori jedoch gleich als „Krebsbakterium“ zu bezeichnen und Panik zu verbreiten ist unangebracht. Nicht jedes Helicobacter-bedingte Magengeschwür entwickelt sich zu Magenkrebs. Helicobacter pylori-Infektionen sind außerdem sehr häufig und nur wenige der infizierten Personen erkranken im Laufe ihres Lebens an Magenkrebs.

Wann und wie bekämpft man das Bakterium?

Klagt eine Person über Helicobacter-typische Beschwerden oder besteht der Verdacht auf ein Magengeschwür, dann klärt der Arzt den Verdacht mit einer Magenspiegelung. Dabei entnimmt der Arzt auch Gewebeproben aus dem Magen, die auf Helicobacter getestet werden. Wird das Bakterium nachgewiesen, dann kann es effektiv mit verschiedenen Antibiotika bekämpft werden.

Trotz der möglichen Komplikationen mit HP muss eine Infektion aber nicht zwangsläufig behandelt werden. Bei einer ausgedehnten Magenentzündung mit Beschwerden, einem HP bedingten Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür und bei zusätzlichen Risikofaktoren für Magenkrebs wird jedoch auf jeden Fall therapiert.

Ist Helicobacter pylori wirklich so gefährlich und sollte sich jeder testen lassen?

In Deutschland sind etwa 25 Prozent der Erwachsenen mit HP infiziert. Oft haben die Betroffenen weder Symptome noch dauerhafte Schleimhautentzündungen im Magen. Ein Großteil der HP-Infektionen verläuft sogar ohne Komplikationen. Nur bei etwa 15 Prozent der HP-Infizierten kommt es irgendwann zu einem Geschwür im Magen.

Da Magenkrebs in unserem Land generell vergleichsweise selten ist, wird bislang eine Untersuchung der Gesamtbevölkerung auf das Bakterium von Fachleuten nicht empfohlen. Nur Patienten mit einem Magengeschwür oder regelmäßigen Beschwerden sollten auf eine Helicobacter-Infektion getestet werden.