O’zapft is – Die größten Alkohol-Mythen im Wahrheitscheck

Auf dem Münchener Oktoberfest fließt das Bier zurzeit in Strömen und lässt die Stimmung in den Zelten überkochen. Alkohol ist schließlich eine gesellschaftlich akzeptierte Droge, die man öffentlich und mit anderen Menschen zusammen im Genussrausch konsumiert. Trotz der weiten Verbreitung von Alkohol gibt es viele Mythen rund um das Thema Bier, Wein und Schnaps. Die sechs größten Mythen zum Thema Alkohol im Yahoo! Gesundheits-Check.

Mythos 1: Alkohol tötet Gehirnzellen

Gut, dass Profi-Fußballer nur selten zur Flasche greifen – schließlich gehen bei den durchschnittlich 1000 Kopfbällen pro Jahr schon genug Gehirnzellen zugrunde. Da muss Alkohol nicht noch mehr Schaden anrichten, oder? Dass durch die Erschütterungen im Gehirn bei einem Kopfball Gehirnzellen schwinden ist bekannt. Aber trifft das auch auf Alkohol zu?

Fest steht: Alkohol ist ein Nervengift, das insbesondere in hoher Konzentration negative Auswirkungen auf das Gehirn hat. Wann und wie viele Nervenzellen bei Alkoholkonsum absterben kann nicht genau bestimmt werden. Wissenschaftlich bewiesen ist hingegen, dass übermäßig viel Alkohol wichtige Verbindungen zwischen Nervenzellen zerstört und sich die Zellen zurückbilden. Langjährige Alkoholiker weisen außerdem eine nachweisbare Gehirnschrumpfung auf.

Alkohol hat sogar in kleinen Mengen Auswirkungen auf das Gehirn: Ein Forscherteam des Heidelberger Universitätsklinikum hat nachgewiesen, dass bereits eine geringe Menge Alkohol innerhalb von sechs Minuten in den Gehirnzellen zu Veränderungen führt. Diese Veränderungen bei geringen Alkoholmengen waren für das Gehirn jedoch nicht schädlich und bildeten sich außerdem wieder zurück.

Mythos 2: Alkohol wärmt von innen

Beim Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt spürt man schon nach dem ersten Schluck, wie sich die Wärme vom Bauch auf den ganzen Körper ausbreitet. Subjektiv ist die Wahrnehmung, dass Alkohol wärmt, auch richtig. Der Grund: Alkohol erweitert die Blutgefäße und lässt das warme Blut aus dem Körperinneren und den Organen in die Arme und Beine fließen – ein wohlig warmes Gefühl ist die Folge.

Die Erweiterung der Adern führt aber auch dazu, dass der Körper Wärme viel schneller an die Umgebung abgibt. Betrunkene Menschen können deswegen im Winter unterkühlen. Schläft man bei eisigen Temperaturen im Vollrausch unter freiem Himmel ein, droht sogar Erfrieren.

Mythos 3: Rotwein ist gut für das Herz

Der Rotwein und das Herz - ein medizinischer Dauerbrenner ohne endgültiges Ergebnis. Fest steht: Regelmäßiger Rotweinkonsum wird oft als Erklärung für das „französische Paradoxon“ verwendet, also der geringen Zahl an Herzerkrankungen in Frankreich trotz fettigen Essens. Für den Rebensaft sprechen außerdem seine Inhaltsstoffe, vorneweg die sogenannten Phenole: Ihre antioxidative und Cholesterin senkenden Eigenschaften haben in Tierversuchen positive Auswirkung auf die Gefäße.

Auf der anderen Seite konnte dies beim Menschen noch nicht hinreichend bewiesen werden. Außerdem gibt es auch noch keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Rotwein deutlich besser für die Herzgesundheit sein soll, als etwa Weißwein oder Bier. Fazit: Auf dem Symposium "Wein im Blickfeld der Medizin" des Deutschen Herz Zentrums Berlin warnten Experten vor übereilten Schlussfolgerungen. Schließlich ist die schädigende Wirkung von Alkohol im Gegensatz zu seinem Nutzen hinlänglich bekannt.

Mythos 4: Schlaf und Kaffee bauen Alkohol schneller ab

Wer erinnert sich noch an seine theoretische Führerscheinprüfung? "Nach Alkoholkonsum können eine Tasse Kaffee und ein kurzes Nickerchen die Fahrtüchtigkeit NICHT wiederherstellen." Der Grund: Weder Kaffee noch Schlafen oder Schwitzen beschleunigen den Abbau von Alkohol im Körper. Zwar können ein kurzer Schlaf und Koffein dazu beitragen, dass die Katersymptome nachlassen. Keine dieser Maßnahmen führt jedoch zu einem schnelleren Abbau von Alkohol.

Der Körper baut den Alkohol übrigens mit einer konstanten Geschwindigkeit von 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde ab. Die genaue Geschwindigkeit des Abbaus hängt darüber hinaus von weiteren individuellen Faktoren wie Gewicht und Geschlecht ab.

Mythos 5: Alkohol hat Auswirkungen auf die männliche Potenz

Beim Alkoholkonsum fallen mit den Hemmungen irgendwann auch die Hüllen. Sexuelle Freizügigkeit und Alkohol sind schon seit Menschengedenken ein unzertrennliches Paar. Aber Vorsicht! Zu viel Bier und Co. sollen sich negativ auf die Potenz auswirken. Oder etwas nicht?

Viele Männer können das bestätigen. Ab 1 Promille ist die Erektionsfähigkeit meistens schon beeinträchtigt – doch nur vorübergehend. Männer, die nur selten übermäßig viel Alkohol trinken, erlangen die volle Potenz schnell wieder. Anders sieht es bei Alkoholkern aus, die mehr als 15 l Bier pro Woche (das entspricht 600 g Alkohol) konsumieren. Hier besteht die Gefahr, dass der Alkohol als Nervengift das Nervensystem schädigt.

Dies kann unter anderem dazu führen, dass die Impulse aus dem Gehirn zu den Nerven im Geschlechtsteil nicht mehr richtig ankommen. Zusätzlich kommt es durch die Leberschädigung zu einem erhöhten Spiegel an weiblichem Sexualhormon, dem Östrogen.

Mythos 6: Alkohol ist ein gutes Schlafmittel

Ein Rotwein als Betthupferl, ein Bier zum Schlafengehen - in der Tat macht Alkohol müde, erhöht die Bettschwere, dämpft und betäubt. Als Schlafmittel ist Alkohol trotzdem nicht geeignet. Durch die betäubende Wirkung von Alkohol kann man zwar besser einschlafen, aber die Schlafqualität leidet erheblich unter Bier und Co.

Viele Studien haben gezeigt, dass Menschen nach Alkoholgenuss in der zweiten Nachthälfte häufiger aufwachen. Alkohol als Einschlafhilfe ist außerdem gefährlich, weil man sich schnell an die angenehme Wirkung gewöhnen kann – womöglich ein erster Schritt in die Alkoholabhängigkeit.