TÜV für den Körper: Diese Vorsorgeuntersuchungen übernimmt die Kasse

Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten. Gleichzeitig werfen sieviele Fragen auf: Ab wann wird eine solche Untersuchung von der Krankenkasse übernommen? Was machen die Ärzte mit mir? Was ist eigentlich eine Mammographie und stimmt es, dass die Prostata anal getastet wird? Fragen über Fragen - Yahoo! Nachrichten klärt auf:

Vorsorge ist die beste Medizin. Dieser Satz ist nicht nur irgendein ausgelutschter Spruch. Laut der deutschen Krebsgesellschaft (DKG) könnte die Hälfte aller Krebserkrankungen frühzeitig verhindert oder frühzeitig erkannt und dadurch dauerhaft geheilt werden: Neben der Vermeidung von Risikofaktoren spielen hier die Früherkennungsuntersuchungen auch eine große Rolle.

Luxusmedizin in Deutschland?

Egal ob die geschlechtsspezifische Krebsvorsorge bei der Frau und beim Mann oder die Darmkrebsvorsorge und der Herz-Kreislauf-Check-up bei beiden Geschlechtern - überflüssig sind diese Untersuchungen nie. Bei den ganzen unterschiedlichen Vorsorgeangeboten die in der westlichen Medizin angeboten werden, kann man jedoch schnell den Überblick verlieren. Und wenn es dann darum geht, welche Präventionsmaßnahme nun eigentlich von der Krankenkasse übernommen wird, haben viele schon allein aufgrund der Verwirrung keine Lust mehr auf den Weg zum Arzt.

Dabei können wir uns in Deutschland wirklich glücklich schätzen: Hier gibt es ein „gesetzliches Früherkennungsprogramm" (in § 25 Absatz 2 des Fünften Buches des Sozialgesetzbuches - SGB V gesetzlich geregelt), das die Voruntersuchungen für die deutsche Bevölkerung gewährleistet. Alle Leistungen, die dort enthalten sind, werden von den Krankenkassen finanziert. Auch die im Folgenden genannten Untersuchungen werden im Normalfall ab einem bestimmten Lebensalter von den Krankenkassen übernommen. Bei vorhandenen familiären Risikofaktoren gibt es Sonderregelungen - die Untersuchungen finden in Absprache mit dem behandelnden Arzt gegebenenfalls regelmäßiger und früher statt.

Vorsorge bei der Frau

Bei Frauen ab dem 20. Lebensjahr wird einmal jährliche eine Untersuchung der Genitale empfohlen. Diese umfasst einerseits die gezielte Anamnese zu Menstruationsstörungen und einen Abstrich für eine zytologische Abklärung. Mithilfe des Abstrichs können beispielsweise Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV) nachgewiesen werden, das Gebärmutterhalskrebs auslösen kann.

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Ab dem 30. Lebensjahr heißt es für die Frauen dann: Einmal jährlich eine Brust- und Hautuntersuchung. Auch hier wird zunächst eine Anamnese zu Beschwerden erhoben, gefolgt vom Abtasten der Brust und der Lymphknoten. Da Frauen in diesem Alter noch nicht die Hauptrisiko Jahre für Brustkrebs erreicht haben, steht hier zunächst eine Anleitung zur Selbstkontrolle im Vordergrund.

Liegen keine besonderen Risikofaktoren vor, so wird das Mammographie-Screening bei Frauen erst im Alter von 50 bis 69 Jahren empfohlen und dann auch von der Krankenkasse übernommen. Bei der Mammographie handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der Brust. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden alle zwei Jahre zu einer Mammografie-Screening-Einheit in ihrer Wohnortnähe eingeladen.

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Bei einer solchen „Screening-Einheit" handelt es sich um eine zertifizierte Einrichtung, die ausschließlich auf Mammographien spezialisiert ist. Um die hohen Qualitätsansprüche zu gewährleisten, werden die Aufnahmen der Brust nach der Untersuchung von mindestens zwei besonders geschulten Ärzten bewertet. Im Zweifelsfall wird sogar ein dritter Kollege zur Rate gezogen. Laut dem deutschen Krebsforschungszentrum gibt es zwar Studien, die zeigen, dass sich bei der Altersgruppe der 50 bis 69-Jährigen die Sterblichkeit durch Mammographie-Reihenuntersuchungen senken lässt. Wie hoch der Effekt jedoch wirklich ausfällt, gilt trotz vieler vorliegenden Daten als noch nicht abschließend gesichert.

Vorsorge beim Mann

Bei Männern ist es nicht so kompliziert: Hier werden für Herren ab 45 Jahren im Rahmen des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms einmal jährlich Prostata-, Genital und Hautuntersuchungen empfohlen und von der Krankenkasse übernommen. Bei der Untersuchung wird der Arzt auch hier zunächst Fragen zu Veränderungen oder Beschwerden stellen. Danach wird die Prostata rektal, also durch den Enddarm, getastet.

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Was ist mit dem Darm?

Für Frauen UND Männer ab 50 wird einmal jährlich eine Dickdarm- und Rektum-Untersuchung von den Krankenkassen gezahlt. Dabei wird der Enddarm mit dem Finger abgetastet, um auf diese Weise Tumore oder andere (gutartige) Wucherungen zu erkennen. Mit dem Hämokkulttest wird außerdem nicht sichtbares Blut im Stuhl nachgewiesen, das häufig bei Krebserkrankungen im Darm auftritt.

Ab dem 55. Lebensjahr wird dann zweimal im Abstand von zehn Jahren eine Darmspiegelung von der Krankenkasse übernommen. Wer sich gegen eine solche Darmspiegelung entscheidet, die im Übrigen völlig harmlos ist und keine Schmerzen verursacht, der kann auch den Hämocculttest alle zwei Jahre auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse durchführen lassen.

Check-up ab 35 - TÜV für den Körper

Wer sein Auto regelmäßig zum TÜV bringt, der sollte dies mit sich selbst auch tun. Schließlich fangen Teile mit dem Alter an zu rosten. Deswegen gibt es in Deutschland den „Gesundheits-TÜV" für den Menschen - ebenfalls von den Krankenkassen übernommen - ab dem 35. Lebensjahr. Diese Untersuchung trägt den Namen „Check-up 35" und richtet sich an alle Frauen und Männer, die ihren Körper im Blick behalten und so jeglichen Krankheiten vorbeugen oder diese rechtzeitig erkennen wollen.

Deshalb gibt es beim Check-up 35 folgende Untersuchungen: Klinische Untersuchung (Ganzkörperstatus), Abhören von Herz und Lunge, Abtasten des Bauchraumes, Beurteilung des Bewegungsapparates, der Haut und der Sinnesorgane sowie Blut- und Urinuntersuchungen. Im Anschluss daran wird vom Arzt ein individuelles Risikoprofil erstellt und Ratschläge für eine gesundheitsfördernde Lebensweise im Alltag gegeben.

Auf den eigenen Körper hören

Wie auch bei den Krebsvorsorgeuntersuchungen gilt hier: Bei Verdacht oder der Diagnose einer Krankheit hat die Vorsorge ihren Sinn erfüllt und es folgen weitere Untersuchungen und die Behandlung.

Trotz den oben erwähnten Vorsorgeuntersuchungen bleibt zu erwähnen, dass man sich selbst am besten kennt. Mit anderen Worten: Das Hineinhören in den eigenen Körper, das Erkennen von kleinen oder großen Veränderungen sowie die selbstständige Kontrolle wie Abtasten oder Fühlen können zwar eine professionelle ärztliche Diagnostik nicht ersetzen, sind in der Früherkennung jedoch unabdingbar.

Felix Gussone / ZEITjUNG