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Und plötzlich schwankt alles: Schwindel und seine Ursachen

Schwindelerregende Höhen, ein waghalsiges Kirmeskarussell oder der Morgen nach dem ausgearteten Bar-Abend - zu diesen Anlässen empfinden wir Schwindel als weitgehend normal, weil wir mit ihm rechnen. „Vertigo" (Schwindel) kann aber auch krankhaft auftreten und aus heiterem Himmel den Alltag beeinträchtigen. Meistens ist Schwindel harmlos - es können aber auch einige ernstzunehmende Erkrankungen dahinterstecken. Doch welche Form ist harmlos? Was hat Schwindel mit der Psyche zu tun und wann stecken Hirntumore oder Schlaganfälle dahinter? Yahoo!

Nachrichten klärt die wichtigsten Fragen.

Schwindel ist einer der häufigsten Gründe für Arztbesuche - 10 Prozent aller Hausarztpatienten klagen über Schwindelgefühle. Vorneweg sei gesagt: Auch wenn Schwindel in den meisten Fällen eine "harmlose" Ursache hat, sollte man jeden neu aufgetretenen Schwindel beim Arzt abklären lassen. Hier die wichtigsten Schwindelformen im Überblick:

I. Lagerungsschwindel: Häufig und harmlos

Es war kurz nach ihrem 53. Geburtstag, als Silke H. aus Bonn nachts im Bett lag und nicht wusste, was da gerade passierte: „Es begann mit leichtem Schwindel. Immer dann, wenn ich im Bett meinen Kopf verlagerte. Dann wurde es immer schlimmer, bis ich das Gefühl hatte, mein Bett und Zimmer drehen sich rasend schnell um mich herum. Nach wenigen Minuten war aber alles wieder vorbei."

Experten sprechen hier von einem gutartigen Lagerungsschwindel - mit knapp 20 Prozent die häufigste Ursache für Schwindel überhaupt. Die Symptome sind immer dieselben: Beim Zurücklegen des Kopfes, Hinlegen, Aufstehen oder sich im Bett Umdrehen kommt es zu den typischen Attacken. Charakteristisch sind meist nur für Sekunden bestehende Schwindelanfälle mit großem Effekt: „Auch wenn die Attacken nur sehr kurz waren - mir war danach oft so übel, dass ich mich übergeben musste", erzählt Silke. Grund für den Lagerungsschwindel sind kleine Ohrsteinchen bzw. Kristalle, die sich im Innenohr spontan oder nach einem Unfall lösen und damit zu Irritationen führen.

Mittlerweile habe ich gelernt, mich selbst zu therapieren. Der Neurologe, der mich behandelt hat, konnte mir Übungen zeigen, wie ich die Steinchen im Ohr herausbefördern kann", beschreibt Silke. In der Tat lässt sich die Schwindelform mit einfachen Maßnahmen behandeln oder sie bildet sich sogar spontan wieder zurück.

II. Psyche im Ungleichgewicht

Die Symptome bei dieser Schwindelform (Phobischer Schwankschwindel) bestehen aus plötzlich einsetzender Standunsicherheit, Schwanken beim Gehen, Benommenheit und Sturzneigung. Ganz typisch sind starke Angstgefühle, die eine Attacke begleiten. Wie beim Lagerungsschwindel dauern die einzelnen Anfälle meist nur Sekunden an, Übelkeit und Erbrechen sind aber selten.

Diese zweithäufigste Schwindelform liegt in der Psyche begründet. Seinen Beginn nimmt der Schwindel nicht selten im Zeitraum schwerer psychischer Belastungen. Die quälenden Schwindelattacken treten dann immer wieder in bestimmten Situationen auf, zum Beispiel in der U-Bahn oder beim Sprechen vor fremden Menschen. Patienten mit Schankschwindel leiden außerdem häufig an Depressionen oder Angststörungen. Die Angst, wieder und wieder eine Schwindelattacke durchleben zu müssen, verstärkt dann später die Symptome - ein Teufelkreis, der mit Psychotherapie durchbrochen werden kann.

Alkohol gibt einen wichtigen Hinweis auf den phobischen Schwankschwindel, denn unter dem Einfluss von Alkohol werden die Beschwerden etwas besser. Der Grund: Alkohol löst die Angst und deshalb auch den Schwindel. Bei anderen Schwindelformen funktioniert das so nicht. Experten warnen außerdem: Alkohol dient auf keinen Fall als Hilfe gegen diese Schwindelform sondern nur als Diagnosehinweis!

III. Schwindel mit gefährlicher Ursache

Seit heute Morgen fühle ich mich plötzlich unsicher beim Gehen und habe das Gefühl, nach rechts zu fallen - mir ist sehr schwindelig. Außerdem kann ich meinen rechten Arm nicht richtig steuern und die rechte Gesichtshälfte fühlt sich pelzig an."

So könnte sich eine Beschreibung von jemandem anhören, bei dem Schwindel nur ein

Nebensymptom einer gefährlichen Grunderkrankung ist. Bei diesen „zentralen" Schwindelformen kann die Ursache in einer Schädigung des Gehirns liegen: Hirntumore, Verletzungen, Entzündungen oder auch ein Schlaganfall rücken hier in den Fokus. Bei jungen Menschen kann ein zentraler Schwindel auch durch eine Multiple Sklerose bedingt sein.

Bleibt ein solcher zentraler Schwindel über Stunden bis Tage bestehen und kommen außerdem Symptome wie Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen oder Missempfindungen im Gesicht sowie an Armen und Beinen hinzu, müssen immer Tumore oder ein Schlaganfall ausgeschlossen werden, bevor weitere Ursachen in Betracht gezogen werden. Ein Gang zum Arzt ist unvermeidlich!

Autor: Felix Gussone