Vergiftet durch Zahnpasta – wie gefährlich sind Fluoride wirklich?

Pharmaindustrie und Ärzte müssen (...) ein gesteigertes Interesse daran haben, dass die Menschen krank, und nicht etwa gesund sind. (...) Mit Krankheit - also auch mit zerstörten Zähnen und was Fluoride sonst noch so anrichten - lassen sich nämlich ungezählte Milliarden Euro ergaunern.“ Mit diesen und weiteren Verschwörungstheorien der Seite "Newstopaktuell" werden viele Internetuser verunsichert. Klare Antworten auf die Frage, ob Fluoride giftig sind, können hingegen nur seriöse Studien und wissenschaftliche Untersuchungen geben.

Brauchen wir überhaupt Fluoride?

Vorneweg: Anders als im Internet oft geschrieben, sind Fluoride eines der weltweit am gründlichsten untersuchten Medikamente. Laut der Bundeszahnärztekammer wurden in wissenschaftlichen Untersuchungen bisher zudem noch keine Hinweise auf Gesundheitsgefahren bei korrekter Fluorideinnahme gefunden.

Ganz im Gegenteil: Den starken Rückgang von Karies in Deutschland haben wir auch der Fluoridanwendung zu verdanken. Der Grund: Fluoride schützen unseren Kauapparat vor Karies, indem sie sich in die Zahnstruktur einlagern und dadurch den Zahn "härten". Das macht unsere Beißer widerstandsfähiger gegen Säuren.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht beim Menschen außer der positiven Auswirkung auf die Zahngesundheit jedoch kein direkter Bedarf an Fluorid. Mit anderen Worten: Wir sind auf zusätzliches Fluorid nicht angewiesen und außer des fehlenden Zahnschutzes, gibt es keine nennenswerten Auswirkungen bei einem Mangel an Fluorid.

Fluor und Fluorid – ein großer Unterschied

Bei der Frage um die Gesundheitsgefahr von Fluor(id) wird häufig ein großer Fehler begangen. Zwischen Fluor und Fluorid besteht nämlich ein großer Unterschied: Als reines Element ist Fluor hochgiftig! Doch mit dieser Form kommen wir erst gar nicht in Berührung. Die ungiftigen Fluoridverbindungen in Zahnpasta setzen sich aus den Elementen Natrium oder Kalzium in Verbindung mit Fluor zusammen. In normalem Kochsalz befindet sich übrigens Chlor, das als Einzelelement ebenfalls sehr giftig ist.

Wie viel Fluorid soll man zu sich nehmen?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt zur Fluorid-Aufnahme folgendes: Es sollte nur eine Form der Fluoridzufuhr gewählt werden, also entweder fluoridiertes Speisesalz oder Fluoridsupplemente als Arzneimittel.

Zusätzliches Fluorid aus anderen Nahrungsergänzungsmitteln sollte man hingegen nicht verwenden, da es zu einer nicht kontrollierbaren Aufnahmemenge kommen kann.

Die Warnung vor zu hoher Fluoridaufnahme heißt übrigens nicht, dass Fluorid besonders gefährlich ist. Bei der Kochsalzaufnahme muss man schließlich auch darauf achten, dass es nicht zuviel wird.

Können wir durch Fluoride vergiftet werden?

Wie so oft bestimmt auch beim Fluorid die Dosis, ob der Stoff unserer Gesundheit schadet. Nimmt der Körper zuviel Fluorid auf kommt es laut Bundesinstitut für Risikobewertung zu einer sogenannten „Fluorose“, die hierzulande jedoch kaum vorkommt. Bei der Fluorose finden sich auf den Zähnen bräunlich-gelben Flecken.

Bei jahrzehntelanger hoher Fluoridaufnahme kann es außerdem zu einer „Knochenfluorose“ kommen und bei extremen Dosen sogar zu Nierenschäden.

Um eine Knochenfluorose zu entwickeln müsste man laut Bundeszahnärztekammer 10-25 mg Fluoride pro Tag über mindestens 10 Jahre einnehmen. Diese Werte können durch die normalen Fluoridquellen (Wasser, Speisesalz, Tabletten) nicht erreicht werden.

Und was hat es mit der Krebsgefahr auf sich, vor der immer wieder in Internetforen gewarnt wird? Fakt ist: Fluoriere können (wie auch Kochsalz) in hohen Dosen Zellen schädigen. Die Studien, die zu diesem Ergebnis kamen, haben aber nicht den Dosiseffekt berücksichtigt - denn nur bei extrem hohen Fluorid-Dosen werden Körperzellen angegriffen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sagt deswegen: „Alle behaupteten Nebenwirkungen haben sich als unwahr erwiesen.“

Eine Fluorid-Überdosis ist kaum möglich

Zu Fluorid-Überdosierungen kommt es nur dann, wenn man tubenweise Zahnpasta schlucken oder Unmengen an fluoridiertem Speisesalz essen würde. Auch hier zieht der Vergleich zu normalem Kochsalz: Zehn Esslöffel reines Kochsalz sind für einen Erwachsenen sofort tödlich. Aber wer isst schon zehn Esslöffel reines Kochsalz auf einmal?