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Vom Kopfschmerz zu Notfall: Die bakterielle Meningitis

Fast jeder kennt Hirnhautentzündungen, die durch Viren nach einem Zeckenbiss auftreten können (FSME). Eine Meningitis, hervorgerufen durch hoch-ansteckende Bakterien, ist hingegen weniger bekannt. In Europa tritt die Erkrankung gehäuft im Winter und Frühjahr auf - 40 Prozent der Erkrankungen fallen auf die ersten Monate des Jahres. Zwar ist die bakterielle Meningitis relativ selten, dennoch treten Fälle unerwartet auf - und dann liegt ein medizinischer Notfall vor. Yahoo! klärt die wichtigsten Fragen zur potentiell tödlichen Infektion mit Meningokokken.

Ein Fall aus München.

Eigentlich war es eine ganz normale Geburtstagsfeier einer jungen Studenten-Wohngemeinschaft: Ein Geburtstagskind, die 15 engsten Freunde, viel Lärm und verärgerte Nachbarn. Zwei Tage später kam dann aber ein Anruf, der alle Besucher der Feier ereilte und alles andere als lustig war. Einer der Gäste lag auf der Intensivstation. Die Diagnose: Hirnhautentzündung. Hervorgerufen durch hoch ansteckende Bakterien, sogenannte „Meningokokken“. Das zuständige Gesundheitsamt hatte deswegen alle Gäste der Feier ermittelt und sie über eine mögliche prophylaktische Therapie mit einem Antibiotikum aufgeklärt – denn auch sie könnten sich infiziert haben. Was ist da genau passiert?

Die Hirnhautentzündung: Eine Krankheit, viele Erreger

Von der Hirnhautentzündung (Fachterminus: Meningitis) hat jeder irgendwann schon mal gehört. Besonders die von Zecken übertragene virale „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ (FSME) hat mittlerweile einen großen Bekanntheitsgrad erreicht. Eine Meningitis kann aber nicht nur von Viren (z.B. FSME), sondern auch von anderen Erregern ausgelöst werden: Parasiten, Pilze und vor allem Bakterien.

Die „Meningokokken-Meningitis“, um die es hier geht, wird von Bakterien ausgelöst - den Meningokokken. Sie ist eine überaus gefürchtete Form der bakteriellen Hirnhautentzündung. Der Grund: Die Krankheit kann sich epidemieartig ausbreiten und führt unbehandelt in vielen Fällen zum Tod!

Bei etwa 10 Prozent der Bevölkerung lassen sich die Meningokokken komischerweise im Nasen-Rachen-Raum nachweisen, ohne dass sie den Menschen krank machen. Laut Robert-Koch-Institut handelt es sich hier aber wahrscheinlich um weniger gefährliche Stämme der Bakterien. Dennoch: In manchen Fällen können diese „gesunden“ Bakterien-Träger trotzdem andere anstecken und bei ihnen dann eine Hirnhautentzündung auslösen. Warum die Bakterien jedoch bei den einen zu einer Erkrankung führen und bei anderen nicht, ist noch unklar.

Hoch ansteckend und gefährlich

Übertragen werden Meningokokken über (engen) Kontakt zu infizierten Personen. Das geschieht meistens über Partikel in der Atemluft (Tröpfcheninfektion) oder direkten Kontakt wie Küssen. Laut dem RKI-Ratgeber für Ärzte reicht das reine Zusammentreffen von Menschen ohne engen Kontakt aber nicht für eine Ansteckung. Beim Fall der Geburtstagsfeier (siehe oben) haben einige Gästen jedoch berichtet, man hätte aus derselben Flasche getrunken – ein Grund anzunehmen, dass die Bakterien vom kranken Gast weitergegeben wurden.

Bei diesen Symptomen sollte man an eine Meningitis denken

Eine Meningokokken-Meningitis ist ein medizinischer Notfall und auch für erfahrene Ärzte nichts Alltägliches. Ohne sofortige Diagnose und Therapie kann das Patientenleben auf dem Spiel stehen. Da schadet es nicht, charakteristische Zeichen einer Meningitis selber so früh wie möglich identifizieren zu können.

Ungefähr drei bis vier Tage nach Infektion kommt es zu den Symptomen einer Hirnhautentzündung. Besonders tückisch: Infizierte, die noch keine Symptome ausgebildet haben, sind trotzdem potentiell ansteckend.

Wenn die ersten Symptome auftreten, geht in der Regel alles ganz schnell. Am Anfang ähneln die Anzeichen einer bakteriellen Hirnhautentzündung noch einem schweren grippalen Infekt und werden deswegen auch oft mit ihm verwechselt. Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und schweres Krankheitsgefühl kennt schließlich jeder.

Im weiteren Verlauf erfährt man dann aber spezifische Symptome, die immer an jegliche Form der Meningitis denken lassen sollen.

Erbrechen, starke Lichtempfindlichkeit und vor allem Nackensteifigkeit treten bei bakterieller, viraler und anderen Meningitiden auf. Beim charakteristischen Symptom der Nackensteifigkeit führt das passive Vorbeugen des Kopfes zu heftigen Schmerzen.

Therapie: Früh hilft viel

Der Kampf gegen die Bakterien muss so schnell wie möglich beginnen. Wegen des schweren Verlaufs reicht für den Arzt schon ein begründeter Verdacht auf eine bakterielle Meningitis aus, um so schnell wie möglich Antibiotika zu verabreichen. Wurden Meningokokken nachgewiesen, so sollten enge Kontaktpersonen des Betroffenen außerdem vorbeugend mit Antibiotika vor einer Infektion geschützt werden. Das soll verhindern, dass sich die Bakterien weiter ausbreiten und eine Massenerkrankung (Epidemie) entsteht.

Eine Impfung gibt es - aber die deckt nicht alles ab

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung gegen Meningokokken für alle Kinder im 2. Lebensjahr. Leider haben Meningokokken mehrere Untergruppen. Die Impfung, von der hier die Rede ist, richtet sich nur gegen Meningokokken der Untergruppe „C“. Gegen Meningokokken der Gruppe „B“, die gut zwei Drittel aller Fälle verursachen, ist in Deutschland bisher noch kein Impfstoff erhältlich.