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Das Trio aus der dritten RAF-Generation

Der Anschlag erschütterte die Republik. Die Täter vom „Kommando Katharina Hammerschmidt“ hatten eine radikale Forderung: „Für eine Gesellschaft ohne Knäste!“ Ihre Parole wollten sie mit brachialen Mitteln umsetzen. Am frühen Morgen des 27. März 1993 sprengten sie das neu errichtete Gefängnis im hessischen Weiterstadt. Der Schaden: 80 bis 90 Millionen DM – und ein Land, das wieder Angst spürte vor dem Linksterror.



Es war das letzte Mal, dass die Rote Armee Fraktion (RAF) zuschlug. Doch die Täter sind auch zwei Jahrzehnte später noch auf der Flucht. Immerhin: Der technische Fortschritt hat es dem Bundeskriminalamt (BKA) ermöglicht, drei Tatverdächtige mittels DNS-Spuren zu identifizieren.

So suchen Polizei und Bundesanwaltschaft nach dem Trio Ernst-Volker Wilhelm Staub (*1954), Daniela Klette (*1958) und Burkhard Maria Heimfried Garweg (*1968). Von allen drei Linksextremisten waren Spuren in der JVA-Ruine gefunden worden – doch es dauerte viele Jahre, bis die Kriminaltechnik sie auch interpretieren konnte. Das Terror-Trio gehört zur mysteriösen dritten Generation der RAF. Staub soll, so haben es die Fahnder beschrieben, eines der letzten identifizierbaren Mitglieder der RAF-Kommandoebene gewesen sein.

Der gebürtige Hamburger war lange für seine RAF-Verbindungen bekannt. Er wurde bereits 1984 gefasst, als die Polizei eine konspirative Wohnung in der Berger Straße in Frankfurt-Bornheim stürmte. Die Polizisten fanden Handgranaten und Handfeuerwaffen – doch Widerstand leisteten die Terroristen nicht. Ebenso wie die gefürchteten Terroristen Christa Eckes und Helmut Pohl wanderte Staub ins Gefängnis.



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Nach abgesessener Strafe schloss sich Staub der Hamburger Hausbesetzerszene an, tauchte 1990 ab. Seine Spuren wurden nicht nur in der zerstörten JVA Weiterstadt gefunden. Drei Monate nach dem Anschlag in Hessen sollte die GSG-9 in Bad Kleinen die Terroristenführer Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams festnehmen – ein Einsatz, der mit dem Selbstmord von Grams und dem Tod des Polizisten Michael Newrzella zum politischen Skandal eskalierte.


Auf Papieren vom Tatort fanden die Kriminaltechniker die Fingerabrücke sowohl von Ernst-Volker Staub als auch von Daniela Klette.Damit war klar: Die beiden pflegten weiter Kontakt zu den hochrangigen Staatsfeinden. Auch Daniela Klette hatte da schon eine Vita des Terrors, war 1991 an dem Anschlag auf die US-Botschaft in Bonn-Bad Godesberg beteiligt gewesen. Ein gutes Jahrzehnt später konnte ihre Tatbeteiligung mittels eines Haars nachgewiesen werden, das aus einem Fluchtfahrzeug stammte.Auch nach dem Ende der RAF sollen die Terroristen nochmal zugeschlagen haben.

Zwar war am 20. April 1998 bei der Agentur Reuters ein Schreiben eingegangen, in dem stand: „Heute beenden wir dieses Projekt.“ Doch mehr als ein Jahr später, im Juli 1999, setzen Klette und Staub nach Ansicht der Bundesanwaltschaft ihr letztes Zeichen der Gewalt. In Duisburg-Rheinhausen stoppten drei Vermummte einen Geldtransporter, mit Panzerfaust, Maschinenpistole und Sturmgewehr bewaffnet zwangen sie die Besatzung, die Türen zu öffnen.


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Die Täter erbeuteten mehr als eine Million DM. Wieder fand die Polizei DNS von Klette und Staub am Tatort. Die Bundesanwaltschaft wähnte den Überfall als erstes Signal einer neuen Terrorismus-Gruppe. Seit dem Anschlag von 1993 fehlt von Burkhard Garweg dagegen jede Spur, er bleibt bis heute eine der großen Unbekannten aus der ohnehin rätselhaften letzten RAF-Generation.

Wie die drei Terrorverdächtigen heute aussehen könnten, hat das BKA auf seiner Internetseite simuliert. Ausgelobt sind Belohnungen in Millionenhöhe, sollten Bürger dabei helfen, die Terroristen zu stellen. Doch Vorsicht ist laut der Ermittler geboten: „Es ist davon auszugehen, dass die Gesuchten bewaffnet sind!“




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