Die eiskalte Witwe

Mutmaßliche Täterin Hayet Kaubisch (Bild: Polizei Sachsen)

Eiskalt und skrupellos. So hat die Staatsanwaltschaft in Chemnitz Hayet Kaubisch beschrieben. Sie soll vor mehr als zwei Jahren ihren Ehemann ermordet haben.


Seit September 2011 ist Michael K. tot. Kurz danach verschwand Kaubisch ebenso wie ihr vermeintlicher Freund und Komplize Ahmed I. Immerhin: Ahmed I. ist inzwischen gefasst. Doch nach wie vor fahndet die Polizei mit internationalem Haftbefehl nach der 30 Jahre alten Frau.


28.9.2011, Chemnitz, Senefelderstraße: Hayet Kaubisch, so stellt sie es dar, kommt mit ihrem Schlüssel nicht in die Wohnung, in der sie gemeinsam mit Michael K. lebt und verständigt daraufhin den Rettungsdienst. Nach Angaben der Polizei gelangten die Sanitäter über den Balkon in die Wohnung. Die Tür war aufgebrochen. Den 51 Jahre alten Michael K. fanden die Helfer tot auf. In der Folge diente Kaubisch den Ermittlern zunächst als wichtige Zeugin. Doch habe sie sich in Widersprüche verwickelt. Bald ging sie nicht mehr ans Telefon, wenn die Ermittler sie anriefen. Sie hob Geld ab und erschien nicht bei der Beerdigung ihres Mannes. Bald tauchte sie unter. Im Dezember 2011 erließ das Amtsgericht Chemnitz Haftbefehl gegen die beiden Tatverdächtigen.

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Fest steht: Michael K. wurde am 28. September mit Dutzenden Messerstichen in seiner Genossenschaftswohnung getötet. Die Polizei vermutet das Motiv für die Tat darin, dass Hayet Kaubisch ihren Aufenthaltstitel für Deutschland nicht verlieren wollte. Sie war seit 2010 mit ihrem deutschen Mann verheiratet. Angeblich hatte die Ehe nur den Zweck, die junge Frau vor einer möglichen Abschiebung zu schützen. Schnell soll Kaubisch, geborene Boughanmi aus dem tunesischen Tabarka, eine neue Beziehung zu Ahmed I. eingegangen sein, einem Algerier, der als Asylbewerber in Dresden lebte.


Nicht nur in Dresden hätten die beiden ihre Beziehung gepflegt, heißt es von der Polizei, sondern der neue Freund sei auch in K.s Wohnung ein- und ausgegangen. Das soll Bekannte des Frührentners dazu gebracht haben, ihm zur Scheidung zu raten – was für die Gattin den Verlust der Aufenthaltsgenehmigung bedeutet hätte. Als Witwe hingegen, so soll es sich Kaubisch überlegt haben, hätte sie dauerhaft im Land bleiben können. Doch wegen der Widersprüche in ihren Vernehmungen und auch ihrer Spuren am Tatort ging diese Rechnung nicht auf.


Nun fahndet die Polizei international nach der 1,75 Meter großen, schlanken und dunkelhaarigen Frau. Sie hat einen Leberfleck am rechten oberen Nasenrücken und ein Piercing an der linken Augenbraue.Ihren mutmaßlichen Komplizen, den 44 Jahre alten I., fasste die Polizei in Oslo. Er war unmittelbar nach der Tat abgetaucht. Nun wurde er in Norwegen wegen eines Drogenvergehens festgenommen. Als die norwegische Polizei ihn genauer überprüfte, stellte sich heraus, dass sie es hier mit einem Mann unter Mordverdacht zu tun hatte. Die Fingerabdrücke verrieten, dass er zuvor eine falsche, ägyptische Identität vorgetäuscht hatte. Inzwischen ist I. wieder in Deutschland, sagt die Chemnitzer Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart, am 19. November sei der mutmaßliche Täter überstellt worden.Seine mutmaßliche Freundin Hayet Kaubisch ist noch auf der Flucht. 

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