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Familienmord aus Frust? William Bradford Bishop

So ungefähr könnte William Bradford Bishop heute aussehen (Bild: FBI)


Seine Spur löste sich vor bald vier Jahrzehnten in Luft auf – ganz wie der Nebel, der jenem Nationalpark seinen Namen verleiht, in dem sein letztes Lebenszeichen gefunden wurde: Im März 1976 parkte William Bradford Bishop, damals 39 Jahre alt, seinen Wagen im Great Smoky Mountains National Park. Mit seinem Golden Retriever und neu gekauften Converse-Turnschuhen tauchte er unter, verdächtig des fünffachen Mordes.

Seit Mitte April 2014 gehört William Bradford Bishop, geboren am 1. August 1936, zu den zehn meistgesuchten Kriminellen auf der Liste der US-Behörde FBI. Die Fahnder sind überzeugt, dass der mediale Druck so viele Jahre nach der Tat doch noch dazu führen kann, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen. „Damals gab es keine 24-Stunden-Nachrichtenkanäle, die viele Menschen im Fitnessstudio oder in Flughäfen schauen. Es gab auch kein Social Media wie Facebook oder Twitter“, argumentiert Steve Vogt, zuständiger Special  Agent des FBI aus Baltimore, „wir hoffen, dass die Medien und die Nutzer sozialer Medien die Meldung beachten, denn sie werden es sein, die diesen Fall lösen.”

Dass der damalige Mitarbeiter im Auswärtigen Dienst der US-Regierung ein Mörder ist, da sind sich die Polizisten sicher. „Es gibt keinen Zweifel bei den Ermittlern, dass Bishop diesen Mord an seiner Familie beging”, sagt etwa Tom Manger, Polizeichef in Montgomery County, Maryland, wo Bishop damals mit seiner Familie lebte.

Bishop war Regierungsbeamter mit elitärem Lebenslauf. Der gebürtige Kalifornier machte 1959 einen Abschluss an der Top-Universität Yale. Er absolvierte zudem ein Italienisch-Master-Studium am Middlebury College in Vermont. Er spricht Serbokroatisch, Französisch und Spanisch. Nach dem Studium ging er für vier Jahre zur Gegenspionage-Abteilung der US-Armee. Für das amerikanische Außenministerium arbeitete er in Italien, Äthiopien und Botswana. Ab 1974 wurde er wieder in Washington eingesetzt.

Frust über die Arbeit könnte der Auslöser für Bishops Amok gewesen sein. Schon länger war er in psychiatrischer Behandlung, litt an Schlafstörungen. „In seinen Tagebüchern notierte er vielfach, dass er sich ein freieres Leben wünschte, eines, in dem er niemand anders als sich selbst gegenüber verantwortlich wäre“, berichtet Darren Popkin, Sheriff in Montgomery County. Und dann, am 1. März 1976, erfuhr Bishop, dass ihm eine erhoffte Beförderung versagt werden würde. Er verließ das Büro frühzeitig, sagte seinem Boss, er bekomme eine Grippe.

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Dann deckte sich Bishop mit Tatwerkzeug ein: Er hob mit einem Scheck 400 US-Dollar ab, kaufte sich einen Vorschlaghammer, einen Benzinkanister, eine Heugabel und eine Schaufel. Und mit diesem Instrumentarium muss er dann, so die Version der Ermittler, zum heimischen Einfamilienhaus gefahren sein.

Dort soll er mit blinder Wut von Raum zu Raum gestürmt sein, zunächst seine Frau Annette, dann seine Mutter Lobelia und danach die drei in ihren Betten schlafenden Söhne William Bradford III, Brenton und Geoffrey ermordet haben. Danach soll er die Leichen in den Kombi der Familie geschleppt und ins sechs Stunden südlich gelegene Columbia, North Carolina gefahren haben. Dort schmiss er seine Familienangehörigen in ein flaches Grab, übergoss sie mit Benzin und zündete sie an. Ein wegen des Feuers herbeigerufener Förster fand die Leichen und auch die Tatwerkzeuge. Doch zunächst gab es keinen Hinweis darauf, woher die Toten stammten. Es dauerte eine Woche, um einen teilweise abgerissenen Aufkleber auf der Schaufel mit dem Geschäft in Verbindung zu bringen, in dem Bishop sie gekauft hatte. Zur gleichen Zeit meldete sich ein besorgter Nachbar der Bishops bei der Polizei, weil er die Familie so lange nicht gesehen hatte. Die Polizei fand nur noch die Spuren des fünffachen Mordes.

Und dann, zwei Wochen später, fand man Bishops Wagen. Doch auch Hunderte von Wanderern, die von der Polizei vernommen wurden, konnten sich nicht erinnern, den Flüchtigen gesehen zu haben. Wahrscheinlich half es Bishop bei seinem Verschwinden, dass er ein Outdoor-Spezialist war, mit Campen und Wandern viel Zeit verbracht hatte. Das FBI beschreibt ihn als sehr fitten Mann, der sogar einen Pilotenschein hatte. All das machte es ihm sicher leichter, vor den Behörden zu fliehen. Angeblich gesichtet wurde er von Zeugen in Basel und in Italien.

Nun hat das FBI die Aufmerksamkeit erneut auf William Bradford Bishop gelenkt. Mittels altersgerecht simulierter Fahndungsbilder möchte man Zeugen finden, die den Mann erkennen und ihn den Behörden melden. Er sei eben kein harmloser Greis. Sheriff Popkin sagt: „Egal wie alt er jetzt ist, wir können ihn nur bekommen, wenn sich ein Nachbar, Kollege oder auch ein Familienmitglied traut und uns verrät, wo Bishop jetzt ist.“