Die Glücksformel: Das macht ein glückliches Leben aus

Die Menschen streben nach dem Glück. (Symbolbild: Fotowerk - Fotolia.com)
Die Menschen streben nach dem Glück. (Symbolbild: Fotowerk - Fotolia.com)

Ein Ferienhaus am Mittelmeer, eine gesunde Familie, ein gefülltes Konto. Vom Glück hat jeder unterschiedliche Vorstellungen. Gleich ist den Menschen nur, dass sie danach streben, denn Glück bedeutet Zufriedenheit. Glücksforscher Jan Delhey erklärt im Gespräch mit Yahoo! was die Menschen zufrieden macht und wie man dies beeinflussen kann - denn Delhey hat die Glücksformel entdeckt.

Jan Delhey weiß, was die Menschen benötigen, um mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen. Delhey ist Glücksforscher und Soziologe an der Jacobs University in Bremen. Mit internationalen Kollegen der „Happiness Research Group“ hat er Menschen zum Thema Glück befragt und dabei die Glücksformel entdeckt. Die besteht nicht aus Autos, Sex und Urlaub sondern aus übergeordneten Werten. „Glück ist nicht das Glück, das Gustav Gans aus den Micky Maus-Comics hat“, weiß Delhey - „Glück ist Haben plus Lieben plus Sein“, sagt er.

Geld macht doch glücklich
Um glücklich zu sein, müssten die materiellen Lebensbedingungen stimmen. Denn, da kann das Sprichwort heißen, wie es möchte: Geld macht glücklich, Delhey und andere Forscher haben das wissenschaftlich untersucht. Der Soziologe will deswegen auch nicht die Forschung der US-Universität Princeton bestätigen. Die behauptet, das Glück ab einem Jahreseinkommen von 60.000 Euro wieder sinkt. Delhey hat noch etwas beobachtet: Im Alter nehme der Einfluss des Geldes auf die Zufriedenheit ab. Mit dem Faktor „Lieben“ bezeichnet Delhey die sozialen Bindungen. Die Menschen brauchen Kontakt zum Partner, zu Freunden, zu Nachbarn. „Sein“ umschließt das, was man mit dem Leben macht, den Beruf, Hobbys, die Freizeit. „Es gibt eine Faustregel: Aktive Leute sind zufrieden. Passive zeigen eine geringere Zufriedenheit, weil sie weniger Interessen haben“, sagt der Soziologe.

Lesen Sie auch: Mythos IQ: Warum Teenager schlauer als Einstein sind und wie man die eigene Leistungsfähigkeit steigert

Das Glück erzwingen
Besitzt der Mensch ausreichend, hat er genug Kontakte zu Mitmenschen und erfüllen ihn Beruf und Privatleben, ist er glücklich. Das wirkt sich auf das alltägliche Leben aus. Personen mit hohem Wohlbefinden haben mehr Glück bei der Partnerwahl, denn mit dem Glück geht eine zufriedenere, selbstbewusstere und optimistischere Ausstrahlung einher. Dasselbe gilt für den Erfolg im Beruf. Bis zu einem gewissen Grad könne man eine weniger ausgeprägte, der drei genannten Komponenten mit den anderen kompensieren, meint Delhey. „Aber ein einsamer Millionär hat wohl keine so hohe Lebenszufriedenheit.“ Wer sein persönliches Glück verbessern will, kann dies tun, denn die Faktoren für ein zufriedeneres Leben sind bekannt: Haben. Lieben. Sein. Nur der „Haben“-Bereich sei schwer zu verbessern, sagt Delhey.

Zufriedenheit ist auch genetisch bestimmt
Manche bekommen von den Eltern eine Portion Fortuna vererbt. „Für Glück und Lebenszufriedenheit gibt es auch genetische Anlagen“, erklärt der Experte. Neurotische Persönlichkeiten seien tendenziell weniger zufrieden, extrovertierte seien dagegen eher glücklich. Lebensumstände und Lebensführung seien natürlich mitverantwortlich. Dennoch haben alle Menschen unterschiedliche Vorstellungen von Glück. Für die Deutschen, sagt Delhey, ist der Faktor „Liebe“ relativ wichtig für die Lebenszufriedenheit. Für die Chinesen dagegen sei Glück gleichbedeutend mit Geld.
Wie wichtig das Glück für den Menschen ist, sei wissenschaftlich kaum erforscht und lasse sich nur erahnen, meint Delhey. „Mein Eindruck ist, dass Glück ein Lebensziel für die wohlhabende Gesellschaft ist“, erklärt der Soziologe. Westliche, individualistische Kulturen würden dazu neigen, stärker nach dem Glück zu suchen, sagt Delhey. In kollektivistischen Gesellschaften, wie zum Beispiel in fernöstlichen Staaten wie Südkorea oder Indonesien, sei dies weniger der Fall. Um zufrieden zu bleiben, muss sich unser Leben übrigens nicht permanent verbessern. „Nur beim Materiellen braucht es stets eine kleine Steigerung, um das Niveau der Zufriedenheit zu halten“, sagt Delhey.

Lesen Sie auch: Studie: Hoher Fleischkonsum führt zu frühem Tod

Das andere Glück: Schokolade und Talisman
So liegen ein guter Song im Radio und ein Stück Schokolade außerhalb von Delheys Definition von Glück. „Das reicht nur für einen kurzfristigen Glückszustand“, erklärt der Wissenschaftler - und gibt zu Bedenken, dass aus dem Stimmungsaufheller Schokolade spätestens auf der Waage ein Stimmungstöter werden kann. Immerhin: Bei den Menschen beliebte Glücksbringer wie Hasenpfote, Hufeisen und vierblättriges Kleeblatt sind nicht nur etwas für Abergläubische. „Studien beweisen, dass positives Denken die Gesundheit beeinflusst. Ein Talisman könnte einen ähnlichen Einfluss haben“, meint Delhey.

Menschen und Länder: Wo das Glück Zuhause ist
Die unglücklichsten Menschen sind übrigens Alleinerziehende. „Sie haben oft ein niedriges Einkommen, keinen Partner und tragen die Last der Erziehung ganz alleine, weswegen sie wenig Freizeit haben“, erklärt der Glücksforscher. Immerhin etwas zufriedener seien Arbeitslose und stark von Armut Betroffene. Die Liste der glücklichsten Länder führen die skandinavischen Staaten vor Australien, Kanada, Lateinamerika und Luxemburg an. Eher vom Glück verlassen sind arme, auseinander gebrochene Staaten wie viele afrikanische Länder und die Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Glückliche Länder, erklärt Delhey, zeichneten sich aus durch ein relativ hohes Wohlstandsniveau, politische Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, Geschlechtergleichheit sowie ein Klima des Vertrauens und der Toleranz. Zwanghaft das Glück verbessern wollen, davon raten Experten jedoch ab. Denn das und der damit verbundene Druck könnte dauerhaft unglücklich machen.