Hitler in der Teekanne: Warum Menschen überball Gesichter sehen

Nazi-Kanne? In dieser Teekanne erkennen manche Hitler. (Screenshot: www.jcpenney.com)
Nazi-Kanne? In dieser Teekanne erkennen manche Hitler. (Screenshot: www.jcpenney.com)

Sie sind überall und lächeln und gaffen uns an: Gesichter. Augen, Nase und Mund verstecken sich in Vogelkästen, Handtaschen, Steckdosen und im Mond. Pareidolie heißt das Phänomen, wenn Menschen in Dingen Gesichter entdecken. Yahoo! klärt auf, was dahinter steckt, wenn uns Bäume bösartig angucken und Hitler einen aus der Teekanne anstarrt.

Ständig trickst einen das Gehirn aus. Beim Entspannen auf der Wiese formen sich die Wolken zu einer alten Frau. In der Restauranttoilette will ein Oktopus boxen, der eigentlich ein Kleiderhalter ist. In einer Scheibe Toast versteckt sich Jesus, im Duschvorhang lauert Lenin und der Mann im Mond schaut nachts in die Schlafzimmerfenster. Selbst in den abstraktesten Dingen wollen Menschen Gesichter erkennen. Pareidolie nennen Experten das Phänomen. Das Wort setzt sich aus den griechischen Begriffen „para“ („daneben“) und „eidolon“ („Erscheinung“) zusammen.

Die Suche nach Augen und Mund ist selbstverständlich, erklärt der Psychologe Thomas Gruber von der Universität Osnabrück im Gespräch mit Yahoo!. „Unser Gehirn kann gar nicht anders, als überall Strukturen und Muster zu erkennen. Gesichter sind so wichtig, dass die Evolution für deren Erkennung sogar ein eigenes Areal im Hirn hervorgebracht hat“, so Gruber. Fusiformes Gesichtsareal heißt der Bereich in der menschlichen Schaltzentrale, der auf die Wahrnehmung des menschlichen Antlitzes spezialisiert ist.

Forscher des US-amerikanischen Massachusetts Institute of Technology wollten es noch genauer wissen und untersuchten im Jahr 2012 die Pareidolie mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztherapie. Sie beobachteten, was im Gehirn von Testpersonen passierte, die Fotos von Gesichtern, Dingen mit Gesichtern und ohne Gesichter anguckten. Die Neurowissenschaftler fanden heraus, dass die fusiformen Gesichtsareale beider Hirnhälften jeweils für unterschiedliche Aufgaben zuständig sind. Die linke Gehirnhälfte, so die Ergebnisse der Forscher, untersuche das Gesehene lediglich auf die Ähnlichkeit zu einem Gesicht. Die rechte Hirnhälfte lege sich dann fest, ob man auch wirklich ein Gesicht sieht.

Besonders oft gesehen wird Adolf Hitler. Zuletzt sorgte eine Teekanne des Designers Michael Graves weltweit für Furore. Aus dem harmlosen Teekessel grüßte der Führer, und das sogar von großen Werbeplakaten in Städten. Der schwarze Plastikhenkel formt – sieht man doch! - die typische Hitler-Frisur, darunter gibt ein schwarzer Knopf den Bart und der Schnabel der Kanne grüßt mit erhobenem Arm. Auch Katzen, die die Natur mit einem entsprechend farbigen Fellmuster ausgestattet hat, müssen für den Hitler-Vergleich herhalten. Aber warum erkennen Menschen auf der ganzen Welt in allen möglichen Dingen den Diktator? „Hitler hat man einfach so oft gesehen. Er besitzt so charakteristische Merkmale, die sein Gesicht von anderen deutlich unterscheidet“, erklärt Psychologe Gruber. Und weil der strenge Scheitel und der Stummel-Bart aus der Mode gekommen sind, sind sie in der öffentlichen Wahrnehmung untrennbar mit Hitler verbunden. In welchen alltäglichen Dingen sich sonst noch Gesichter verstecken, kann man auf der Webseite www.dingemitgesicht.de entdecken.