Tierische Menschenretter: Ratten finden Landminen in Afrika

Schnüffelnde Lebensretter: Ratten suchen in Afrika Landminen. (Bild: Apopo)
Schnüffelnde Lebensretter: Ratten suchen in Afrika Landminen. (Bild: Apopo)

Ronaldinho ist flink, mutig und hat den richtigen Riecher. Treffer lassen da nicht lange auf sich warten. Sein Team sind die Ratten der nichtstaatlichen Organisation Apopo - ausgebildet, um Landminen in Afrika zu erschnüffeln. Aber nicht nur in Afrika werden intelligente Tiere eingesetzt, um Menschenleben zu retten. Yahoo! stellt Ihnen die tierischen Helfer vor.

Ronaldinho hat keine Angst. Pfote für Pfote schnüffelt die nach dem brasilianischen Fußballstar benannte Ratte über abgesteckte Planquadrate auf dem trockenen Boden im afrikanischen Tansania. Die Richtung gibt eine Leine vor, an der Ronaldinho mit einer Art Pferdegeschirr für Nagetiere befestigt ist. Die Leine halten zwei Menschen, sie tragen schwere Westen und Gesichtsmasken. Sie alle bewegen sich auf einem Minenfeld, und vertrauen müssen sie Ronaldinho. Die Ratte erschnüffelt den Sprengstoff TNT, mit dem die etwa 110 Millionen Antipersonenminen gefüllt sind, die noch verborgen im Boden lauern. Sie sind Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs und der Bürgerkriege auf dem afrikanischen Kontinent. Tritt die Ratte auf eine Mine, wird diese meist wegen des geringen Gewichts des Tieres nicht ausgelöst.

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Die afrikanische Riesenhamsterratte hat noch mehr Vorteile bei der Suche nach der tödlichen Gefahr. Sie lernt schneller als Spürhunde, frisst weniger Futter und sie lässt sich auch in größeren Gruppen schnell in abgelegene Gebiete bringen. Schon nach einer dreimonatigen Dressur sind die Nager 50 Mal treffsicherer als Metalldetektoren – Ratten haben einen hochsensiblen Geruchssinn.

Eine der "Herorats" mit dem tödlichen Fund. (Bild: Apopo)
Eine der "Herorats" mit dem tödlichen Fund. (Bild: Apopo)

All dies nutzt die nichtstaatliche Organisation Apopo mit Sitz in Antwerpen und Tansania aus. Sie bilden in Gefangenschaft lebende Riesenhamsterratten aus, um minenverseuchte Gebiete Afrikas von der vergrabenen Gefahr zu befreien und für Menschen wieder sicher zu machen. Projektinitiator Bart Weetjens und sein Team aus Wissenschaftlern aus Belgien und Tansania lehren die Tiere in wenigen Wochen, das TNT aus anderen Gerüchen wie Kaffee und Tee herauszuriechen. Schnüffelt der Nager an der richtigen Probe, lässt der Trainer ein akustisches Signal erklingen - Lernen mit der Reiz-Reaktions-Methode. Als Belohnung gibt es ein Stückchen Banane, die Schokolade für die Tiere. Die Riesenhamsterratten werden bis zu 1,5 Kilogramm schwer und 80 Zentimeter lang. In Afrika werden sie als Helden gefeiert, und so nennt Apopo seine Tiere auch HeroRats, Heldenratten.

Hunde helfen Menschen seit Jahrhunderten

Der besondere Spürsinn von Tieren hilft Menschen seit jeher. Besonders Hunde stellt der Mensch in seinen Dienst. Speziell ausgebildete Rettungshunde erschnüffeln Personen, die unter Trümmern von eingestürzten Häusern oder tonnenschweren Schneemassen begraben liegen. Schweizer Mönche züchteten bereits im 17. Jahrhundert erstmals Bernhardiner, um im Winter den Weg zum verschneiten Hospiz zu finden. Längst werden Hunde von Polizei, Zoll und Sicherheitsdiensten auch als Finder von Drogen eingesetzt. Die Drogenspürhunde sind vor allem auf das Erschnüffeln von Cannabis, Heroin, Kokain und Amphetamine trainiert.

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Die US-Navy trainiert seit Jahrzehnten Delfine, um Minen im Ozean zu finden. Diese Aufgabe werden ab dem Jahr 2017 allerdings komplett automatische Unterwasser-Drohnen übernehmen. Dieser Entscheidung der Marine liegt keineswegs Tierliebe zugrunde. Die Drohnen sind schlicht billiger und müssen nicht, wie ein Delfin, sieben Jahre lang ausgebildet werden. Dafür kommt die Technik nicht ganz an die Fähigkeiten der Meeressäuger heran. Diese werden zusammen mit Seelöwen nun vermehrt dazu eingesetzt, um Häfen zu sichern und Sprengsätze und feindliche Taucher zu finden. Haben sie etwas Verdächtiges entdeckt, holen sich die intelligenten Tiere eine Sonde ab und platzieren sie am Fundort.

In Afrika sollen die Ratten bald als Tuberkuloseschnelltest eingesetzt werden

Neue Pläne gibt es auch für die Heldenratten Afrikas. Sie könnten in Krankenhäusern Schwarzafrikas schnell Tuberkulose erkennen. Versuche ergaben, dass die Ratten wohl 150 Speichelproben in 30 Minuten auf die Krankheit testen könnten. Der Mensch schafft unter dem Mikroskop derzeit 20 Proben am Tag. An Tuberkulose sterben jedes Jahr 1,5 Millionen Menschen. Das neue Projekt der HeroRats wird sogar von der Weltbank unterstützt. Die Welt braucht solche Helden.