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Atombombe im Iran: Präventives Aufrüsten?

Militärübung in Israel (Bild: AFP)
Militärübung in Israel (Bild: AFP)

Nicht nur eine Atombombe tickt angeblich im Iran, sondern auch die Uhr. Von einem „Wettlauf gegen die Zeit" ist in den Medien die Rede, es fallen bereits Worte wie „Säbelrasseln" und „Krieg". Ausgelöst hat diese Reaktionen ein Artikel der britischen Zeitung „The Guardian". Darin wird behauptet, dass der Iran im Bau von Nuklearwaffen weiter fortgeschritten sei als bisher angenommen - und dass die USA und Großbritannien einen Militärschlag gegen das Land planen.

Innerhalb der nächsten zwölf Monate könnte der Iran eine fertige Atombombe besitzen - deshalb bereiten die USA schon mal den Angriff vor. Im Ernstfall wird Großbritannien zu Hilfe eilen. Militärstrategen untersuchen bereits, von wo aus Schiffe und U-Boote der Royal Navy den Iran angreifen könnten. Und in Israel lautet die Devise: Lieber zu früh als zu spät angreifen. Dieses düstere Szenario stammt aus einem Artikel des britischen „Guardian", als Quelle wird unter anderem das Londoner Verteidigungsministerium genannt. Vermutlich greift die Zeitung damit dem für kommenden Mittwoch anstehenden Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vor, der laut der Zeitung „bisher nie gesehene Details" über iranische atomare Experimente enthalten wird. Westliche Diplomaten gehen angeblich sogar davon aus, dass in der „Atomstadt" Ghom inzwischen noch leistungsfähigere Anlagen installiert worden sind. „Der Iran scheint eine neue Aggressivität an den Tag zu legen, und wir wissen nicht genau warum", heißt es weiter.

Anders Fogh Rasmussen, Generalsekretär der NATO, wies die Behauptungen im „Guardian"-Artikel zurück - er sagte den „Deutsch Türkischen Nachrichten", das Bündnis strebe keine militärische Lösung an. „Lassen Sie mich betonen, dass die NATO nicht die geringste Absicht hat, im Iran zu intervenieren und dass sich die NATO als Bündnis nicht mit der Iran-Frage beschäftigt", so Rasmussen. US-Präsident Barack Obama ist sich da offenbar weniger sicher. Beim G 20-Gipfel in Cannes betonte er, der beispiellose Druck müsse aufrechterhalten werden, damit der Iran seine Verpflichtungen erfülle. Womit Obama auf die Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates anspielte, die eine Anreicherung von Uran im Iran verbieten. Andererseits käme dem Friedensnobelpreisträger ein Militärschlag so kurz vor der Wahl im nächsten Jahr höchst ungelegen.

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Für Aufsehen sorgte auch ein Artikel in der liberalen israelischen Zeitung „Haaretz", dem zufolge auch Israel bereits Angriffspläne schmieden soll. Die Reaktion aus dem Iran kam sofort: „Wir würden sie einen derartigen Fehler bedauern lassen und sie schwer bestrafen", warnte Generalstabschef Hassan Ferozabadi laut der „Süddeutschen Zeitung". „Sollte uns das zionistische Regime angreifen, dann werden auch die USA getroffen", fügte er hinzu. Außenminister Ali Akbar Salehi betonte gegenüber der türkischen Zeitung „Hürriyet Daily News" zudem, der Iran sei „immer bereit zum Krieg".

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Was meinen Sie: Trotz bislang fehlender Bestätigung zum Atomwaffen-Bestand im Iran sollen die USA und Großbritannien bereits Angriffspläne schmieden. Besteht die Möglichkeit einer neuen „Koalition der Willigen", wie sie vor dem Irak-Krieg im Jahr 2003 existierte? Und ließe sich ein präventiver Militärschlag rechtfertigen? Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.