Kommt es für Hoeneß doch noch dicker?

Die Staatsanwaltschaft legt keine Rechtsmittel gegen das Urteil gegen Uli Hoeneß ein. Foto: Christof Stache

 

Das Urteil ist akzeptiert, bald tritt Uli Hoeneß seine Gefängnisstrafe an. Hat aber das Fußball-Idol schmutzige Geschäfte verschwiegen? In der Schweiz regen sich Zweifel.


Bisher hat es den Eindruck eines sauberen Abgangs. Uli Hoeneß macht reinen Tisch und geht nicht gegen das Urteil, dreieinhalb Jahre Haft wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, in Revision. Er trat von seinen Ämtern zurück und packt den Koffer für den Knast – in einigen Wochen ist er drin und könnte Weihnachten schon als Freigänger im Familienkreis verbringen. Er steht zu seiner Schuld und ist kein Getriebener mehr. Er kann sich läutern.

Dies ist die eine Geschichte. In der anderen steht das eine oder andere Fragezeichen. Denn zu groß sind die Summen, um die es in der Causa Hoeneß geht – und zu schnell wurde das Gerichtsverfahren durchgezogen. In Rekordzeit hatte Richter Heindl geurteilt, obwohl die Verteidigung erst im Verfahren mit sensationellen neuen Details – und vor allem Zahlen - aufwartete. Die Unterlagen, welche die Zockereien des ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München dokumentieren, diese Abertausenden Seiten, sind bis heute ungelesen; es fehlte schlicht die Zeit zur Auswertung. Das Gericht aber entschied nach Pi mal Daumen.

Das kann gerecht sein, die Zahlen mögen auch realistisch sein. Aber dennoch regen sich Zweifel – und zwar bei Geldprofis, die bisher nicht nachvollziehen können, welche Geschäfte genau Hoeneß eigentlich betrieben hat. Und nun kommt ein ganz neuer Ball ins Rollen.

Zum Durchklicken: In dieses Gefängnis muss Uli Hoeneß

Angeblich habe Hoeneß Devisenspekulationen betrieben, so sagten es seine Verteidiger vor Gericht aus. Er habe manches Detail der Bank überlassen. Das stimmt zum einen skeptisch, weil sich Hoeneß stets als Zocker darstellte, der den Kick suchte. Dass er jemanden anderen mit dem eigenen Geld spielen ließ, erscheint da wenig glaubhaft. Und zum anderen weckt die Art der angeblichen Geschäfte Argwohn.

Der Schweizer „Tagesanzeiger“ benennt in diesem Zusammenhang zwei Ungereimtheiten. Erstens: Devisenhandel sei kein Spielplatz für kleine Fische. Weder für normale Banken und erst recht nicht für Personen, die zwischen Trainingsplatz und Pressekonferenz hin und wieder zum Handy greifen und Kurse durchgeben. Den Devisenhandel betreiben Megabanken. Zweitens: Die Profite im Devisenhandel lassen sich nur in der Masse realisieren, denn die Marge ist sehr klein. Man muss also verdammt viel Geld in den Umlauf bringen, um es beim Devisentausch zu vermehren – wie bei Supermarktketten, deren Profit bei einem verkauften Steak bei wenigen Cent liegt.

Schutzbehauptung?

Der „Tagesanzeiger“ zitiert einen ehemaligen Revisor, nach dem es für Hoeneß schlicht unmöglich gewesen sei, aus seinem „Spielgeld“ von 20 Millionen Euro zeitweise 150 Millionen Euro zu machen. Ein Ex-Banker äußert schließlich den Verdacht, die angeblichen Devisengeschäfte von Hoeneß seien eine Schutzbehauptung, um andere Aktivitäten zu verstecken. Welche? „Tagesschau.de“ nennt eine solche Praktik: „Wenn zwei Akteure etwa eine Geldsumme in Fremdwährung unter dem Marktpreis verkaufen, um sie zeitgleich zu einem höheren Kurs weiter zu veräußern und sich den Gewinn teilen.“ Das ist natürlich reine Spekulation, schreibt auch „tagesschau.de“.

Und so wird die Affäre Uli Hoeneß mit dessen Gang ins Gefängnis nun doch nicht aufhören. Mehrere namhafte Medien, wie etwa der „Stern“, haben angekündigt, weiter zu recherchieren. Denn bisher hat Hoeneß nur einzelne Mosaiksteinchen aus seinem etwas anderen Geschäftsleben preisgegeben. Der kurze Prozess, der ihm nun gemacht wurde, könnte abgelöst werden durch eine lange Folterbank.

Von Jan Rübel


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