Nelson Mandela: Anti-Apartheid-Kämpfer, Präsident und Held im Dienste der Menschenrechte


Nelson Mandela führte Südafrika vom Apartheidregime zu einem demokratischen Vielvölkerstaat. Er wurde weltweit zum Symbol für Entschlossenheit und die Aussöhnung zwischen den Rassen. Er war der richtige Mann am richtigen Ort zur richtigen Zeit – ein Aktivist, der vom Gefangenen zum herausragenden Anführer avancierte.

1918 wurde er als Rolihlahla Mandela im Ort Mvezo in der Transkei im Osten Südafrikas geboren. Wörtlich übersetzt bedeutet Mandelas Vorname im Volk der Xhosa „Am Ast eines Baumes ziehen“ – eine Beschreibung für einen Unruhestifter. Ein Lehrer gab ihm später den „christlichen“ Namen Nelson. Sein Vater, ein Berater der königlichen Thembu-Familie, starb, als Mandela neun Jahre alt war. Der Junge kam in die Obhut des Thembu-Oberhäuptlings Jongintaba Dalindyebo.

1941 floh Madiba, wie er von vielen mit dem traditionellen Stammesnamen bis heute genannt wird, vor seiner arrangierten Hochzeit und einem sorglosen Leben in Wohlstand nach Johannesburg. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für Politik. Er studierte Jura und begann, als Rechtsanwalt zu arbeiten. 1944 heiratet er seine erste Frau, die junge Aktivistin Evelyn Mase. Mit ihr zeugte Mandela vier Kinder. Das Paar ließ sich 1958 scheiden.

Im Jahr der Hochzeit mit Mase war Mandela der Oppositonsbewegung African National Congress (ANC) beigetreten. Gemeinsam mit ANC-Mitstreiter Oliver Tambo kämpfte er gegen das herrschende System. 1956 musste er aufgrund seines Engagements ins Gefängnis und wurde wegen Landesverrats angeklagt. Der Prozess endete nach vier Jahren mit einem Freispruch.

Während des Prozesses lernte er 1958 seine zweite Ehefrau Winnie Madikizela  kennen. Sie kämpfte an seiner Seite für seine Freilassung. Die Ehe, aus der zwei Kinder hervorgingen, hielt trotz seiner späteren Gefangenschaft (von 1964 bis 1990) bis 1992. Das Paar trennte sich schließlich, weil Winnie Madikizela ihren Mann betrogen hatte. Später wurde sie wegen Entführung verurteilt.

Im Jahr 1960 wurden 69 schwarze Demonstranten beim Massaker von Sharpeville von der Polizei erschossen und der ANC in Folge verboten. Mandela, damals ANC-Vizepräsident, hörte nicht auf, sich gegen das bestehende politische System aufzulehnen. Obwohl er Gewalt bis dahin abgelehnt hatte, sah Mandela nun auch in Sabotageakten und einem Guerillakrieg eine mögliche Lösung. Die Staatsoberen warfen ihm daraufhin vor, die Regierung gewaltsam stürzen zu wollen. Er musste erneut vor Gericht. Während der Verhandlung offenbarte er seinen Traum: ein demokratisches, unabhängiges und gleichberechtigtes Südafrika.



Doch das half ihm nicht. Mandela wurde im Winter 1964 zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. 18 Jahre wurde er auf der Gefängnisinsel Robben Island weggeschlossen, danach saß er weitere sechs Jahre im Pollsmoor-Gefängnis in Kapstadt. Nicht einmal den Beerdigungen seiner Mutter und seiner ältesten Söhne durfte er beiwohnen.

Auf Robben Island, das direkt vor Kapstadt im Meer liegt, verbrachten Mandela und die Mitgefangenen die meiste Zeit des Tages bei der Arbeit in einem Steinbruch. Mandela wurde immer schwächer, erkrankte schließlich an Tuberkulose und litt an Atemprobleme, die ihn bis zu seinem Tod plagten. Den Traum eines demokratischen Südafrika aber träumte er auch in Gefangenschaft weiter und schmuggelte Unterstützerbriefe an Mitstreiter außerhalb des Gefängnisses.

Als Politiker aus aller Welt im Jahr 1980 das Ende der Apartheid forderten, verlangte Oliver Tambo, mittlerweile im Exil lebender Präsident des ANC, die Freilassung seines einstigen Weggefährten. Das verschärfte die sowieso schon angespannte Lage zusätzlich. Schließlich, im Jahr 1990, hob Staatspräsident Frederik de Klerk das Verbot des ANC aus Angst vor einem Bürgerkrieg auf und ließ Nelson Mandela am 11. Februar frei. Gemeinsam begannen die beiden Männer die neue Demokratie zu gestalten. Zusammen erhielten sie 1993 den Friedensnobelpreis. Fünf Monate später fanden die ersten demokratischen Wahlen Südafrikas statt und endeten in einem Erdrutschsieg für Mandela.
Die alltäglichen Regierungsaufgaben übergab er seinem Stellvertreter Thabo Mbeki. Er selbst kümmerte sich hauptsächlich darum, den Ruf seines Landes zu retten und die Wunden Südafrikas zu heilen. Er setzte 1996 die Wahrheits- und Versöhnungskommision (TRC) unter Vorsitz des schwarzen Erzbischofs Desmond Tutu ein. In dem Gremium wurden Opfer und Täter der Apartheid angehört und manche Schurken von einst sogar begnadigt.

Mandela ermutigte Unternehmen, in sein Land zu investieren. Er leitete Friedensgespräche auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, insbesondere im Kongo und in Burundi.

An seinem 80. Geburtstag im Jahr 1998 heiratete er seine dritte Frau Grace Mache, die Witwe des einstigen Präsidenten Mosambiks und ANC-Unterstützers Samoira Machel. Nach dem freiwilligen Rücktritt als Präsident im Jahr 2000 setzte er sich weltweit für Menschenrechte ein. 2004 zog er sich dann aus der Öffentlichkeit zurück.

Obwohl er eigentlich mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wollte, engagierte er sich im Kampf gegen HIV/Aids. Die Bekämpfung des Leidens lag ihm auch aus persönlichen Gründen besonders am Herzen. Mandelas Sohn Makgatho war der Krankheit im Jahr 2005 erlegen.

An seinem 89. Geburtstag gründete Mandela die Gruppe „The Elders“, in der etwa zehn ältere, angesehene Personen aus verschiedenen Kontinenten vertreten waren. Mit ihren Erfahrungen und Beziehungen sollten globale Probleme gelöst werden. Ohne Mandela hätte wohl auch die Fußballweltmeisterschaft 2010 nicht in Südafrika stattgefunden.

Mit zunehmendem Alter und immer schlechter werdendem Gesundheitszustand wurden seine öffentlichen Auftritte in den vergangenen Jahren immer seltener. Zuletzt litt er erneut an einer Lungenentzündung. Südafrika und die ganze Welt trauern um einen großen Freiheitskämpfer.