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Titanic-Chefredakteur Leo Fischer im Interview: Papst "schwer von Begriff"

Ein umstrittenes Papst-Bild auf dem Cover des Satire-Magazins "Titanic" hat für einen beispiellosen Eklat gesorgt

. Benedikt XVI. schaltete sich persönlich einund erwirkte eine einstweilige Verfügung, die "Titanic" verbietet, das Bild weiter zu zeigen. Wir befragten "Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer am Tag danach: Seine Antworten sind eine Mischung aus Satire, gespielter Reue - und neuen Frotzeleien gegen den Papst. Erkündigt an: "Titanic" werde sich gegen das Verbot juristisch wehren.

Die Empörung war gewaltig: "Titanic" hatte den Papst auf dem Cover seiner aktuellen Ausgabe mit einem uringelben Fleck auf der Soutane im Bereich des Schritts gezeigt, begleitet von der Schlagzeile "Die undichte Stelle ist gefunden!" -  eine Anspielung auf die Vatileaks-Affäre. Nachdem der Papst juristisch ein Verbot des Covers erzwang, kam nun prompt die -  gewohnt ironische - Reaktion des Magazins.  Alles sei ein Missverständnis, erklärte Chefredakteur Leo Fischer auf der "Titanic"-Webseite.

Der Titel zeige einen Papst, der vor Freude über die Aufklärung der "Vatileaks"-Affäre ein Glas Fanta über seine Soutane verschüttet. Auf der Titanic-Homepage erschien zudem ein abgewandeltes Bild, das den Papst mit zwei Fanta-Flaschen in den Händen zeigt. Im Interview mit Yahoo! Nachrichten macht Fischer aber klar: Einen Kniefall vor dem Papst plant er nicht - ganz im Gegenteil.

Yahoo! Nachrichten: Herr Fischer,
gab es schon viele Protestanrufe von wütenden Bürgern in Ihrer Redaktion?

Leo Fischer: Zur Zeit werden die alle erstickt durch die unablässigen Medienanfragen. Selbst wenn sich jemand beschweren wollte, käme er derzeit nicht durch.

Woher haben Sie eigentlich die Information, dass Benedikt Fanta trinkt? Ist das gesichert?

Das wurde anlässlich seiner „Krönung“ mehrfach kolportiert. Man kann ihn zum Beispiel auf den Weltjugendtagen sehen, wie er Fanta trinkt, abwechselnd mit Sinalco übrigens. Aber Fanta scheint seine Hausmarke zu sein – da gibt es Fotobelege.

Wie geht es jetzt weiter im Zwist mit dem Papst? Was passiert als nächstes?

Wir setzen ja auf den Ausgleich mit dem Papst. Wir haben die Hand der Versöhnung ausgestreckt in Richtung des Vatikans. Wir hoffen, dass sich der Papst an seine christlichen Grundtugenden erinnert, die da heißen „Verzeihen, Verständnis und Liebe“. Sollte der Papst auf seiner Fehlinterpretation unseres Titels beharren, dann werden wir wohl schweren Herzens den Weg durch die Instanzen gehen müssen.

Sie bitten um Verzeihung – heißt das, die Titanic hat sich mit Ihrem letzten Streich vergriffen?

Wir haben zumindest nicht damit gerechnet, dass der Papst so schwer von Begriff ist und diesen Titel fehlinterpretieren könnte.

Fühlen Sie sich auch ein bisschen geehrt, weil der Papst reagiert hat?

Als Katholik fühle ich mich natürlich geehrt, dass der Papst Stellung nimmt zu unserem Magazin. Das ist natürlich eine besondere Freude und Genugtuung.

Ok, Sie sind Katholik. Können Sie dann auch verstehen, dass viele gläubige Menschen jetzt möglicherweise verletzt sind?

Das kann ich verstehen, habe aber mehrmals deutlich gesagt, wie dieser Titel zu verstehen ist, und wer dann immer noch auf seiner Position beharrt, der ist für mich von einem Starrsinn und einem Konfliktgeist beseelt, der nicht mehr christlich und nicht mehr katholisch ist.

Auf der Rückseite Ihres Magazins wird Benedikt mit einem braunen Fleck unterhalb der Gürtellinie gezeigt. Das ist noch nicht geklärt – hat sich der Papst im Fantarausch in einen Marsriegel gesetzt?

Sicher in irgendein Schokoladenprodukt. Das sind ja alles Agenturfotos, wir haben da nichts geändert.

Gibt es Grenzen der Satire in Sachen Religion? Oder sucht sich die Titanic gezielt religiöse Themen aus, um Grenzen zu verletzen?

Wir suchen uns gar nichts aus, das sind die Themen unserer Zeit. Wir beschließen nicht, jetzt machen wir den Papst – wir reagieren auf die aktuellen Medienberichte, und da war „Vatileaks“ das Thema.

Thomas Goppel von der CSU wirft Ihnen jetzt „Dekadenz“ vor, man sollte Ihnen die „Lizenz zum Schreiben“ entziehen. 

Satire benötigt keine Lizenzen. Und wenn doch, werden sie von "Titanic" ausgestellt, weil wir die Fachleute sind, wir haben hier kundige, fähige Leute in der Redaktion. Wir haben die Oberhoheit über die Satire in Deutschland, wir sind die Satirebürokratie. Herr Goppel hat da leider nichts zu melden. Und ich werde mir selbstverständlich auch für das kommende Jahr eine Satirelizenz ausstellen.

Hat Benedikt auf die ausgestreckte Hand reagiert? Gibt es Signale aus dem Vatikan?

Bislang noch nicht. Ich warte immer noch auf den Anruf von ihm oder einem seiner Vertreter.