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Facebook-Status bleibt länger im Kopf als andere Sprachformen

Nicht Goethe, Schiller & Co. liegen auf den vorderen Plätzen, wenn sich Sprach-Zitate gemerkt werden. Viel besser werden angeblich Facebook-Kommentare im Gedächtnis abgespeichert. (Bild: Facebook/thinkstock)
Nicht Goethe, Schiller & Co. liegen auf den vorderen Plätzen, wenn sich Sprach-Zitate gemerkt werden. Viel besser werden angeblich Facebook-Kommentare im Gedächtnis abgespeichert. (Bild: Facebook/thinkstock)

Mein Hund hat Durchfall. Wer will heute Abend feiern? Hey, ich bin gerade in London. Statusmeldungen auf Facebook sind ein Wirrwarr aus belanglosem Quatsch und ein paar interessanten Informationen. So nervig und so gehaltlos die permanent aufploppenden Nachrichten aus dem virtuellen Freundeskreis oft sind, so gut kann sich das Gehirn trotz allem an sie erinnern. Das fand eine aktuelle Studie der Universität San Diego in Kalifornien heraus.

An den Inhalt von Facebook-Status-Updates und auch Twitter-Nachrichten erinnert man sich eineinhalb Mal besser als an jede andere Form der geschriebenen Sprache. Wer also möchte, dass sich seine Freunde die Statusmeldungen und damit ja auch den Autor lange merken, sollte sich nicht so viele Gedanken machen und einfach drauf los schreiben. Das fanden die Psychologen um Laura Mickes in der Studie „Major Memory in Microblogs” heraus. Zu dem Ergebnis kamen die Forscher in mehreren Experimenten. Eine Gruppe von Studenten musste sich eine zufällige Auswahl an Statusmeldungen merken, eine weitere Gruppe ähnlich lange Sätze aus Romanen und Sachbüchern. Die Sätze wurden ihrem ursprünglichen Kontext entrissen und als schwarzer Text vor weißem Hintergrund präsentiert. Die Quelle kannten die Teilnehmer nicht. Anschließend mussten sie die eben betrachteten Sätze aus bekannten und unbekannten Phrasen wiedererkennen. Am besten im Gedächtnis-Speicher hielten sich die Facebook-Posts. Smileys, Schreibfehler und schlechte Grammatik hatten dabei offenbar keinen Einfluss auf die Gehirnleistung.

Online-Zeitungen: Leserkommentare schlagen Sätze der Profis

Das Ergebnis bestätigte Vermutungen der Forscher. Mickes glaubte nach dem ersten Versuch, dass Facebook-Postings einfacher zu merken seien, weil man sie mit Freunden und Bekannten assoziiere. Die Wissenschaftler wiederholten den Versuch und ließen sich die Tester zu jedem Satz eine Person vorstellen, die den Satz gesagt haben könnte. Sofort wurden beide Gruppen besser. Nun wollten die Forscher wissen, ob sich die Probanden die Sätze von Profis noch besser merken können als das Geschreibsel der Facebook-Freunde. Sie zeigten den Testpersonen Ausschnitte von Nachrichtenseiten aus dem Internet, darunter Überschriften, Leserkommentare und Textausschnitte. Die Überraschung: Die Probanden konnten sich die Leserkommentare am besten merken.

An der Sprache liegt‘s: Einfach ist leichter zu merken

Das bestätigten für Mickes auch die Ergebnisse, was Facebook-Posts betrifft. Auf Twitter-Nachrichten treffe dies auch zu, glaubt die Forscherin. Für den Erfolg der kurzen Statements in den sozialen Netzwerken macht sie zwei Faktoren verantwortlich. Zum einen das Interesse der Leser gegenüber dem Themenbereich, da sie dem jeweiligen Absender ja freiwillig folgen. Zum anderen die Sprache einfacher und authentischer Meldungen, die sich deshalb besser einpräge. „Sie [die Facebook-Postings] sprechen die grundlegenden Sprachfähigkeiten unseres Gehirns wahrscheinlich eher an als professionell formulierte Sätze“, schreibt Mickes im Fachmagazin Memory & Cognition. „Vielleicht sind es gerade diese spontanen und ohne viel Nachdenken formulierten Äußerungen, die darum so gut im Gedächtnis bleiben.“

Die Psychologin hat derweil bereits das nächste Experiment gestartet. Mit einem Psychologen und einem Sprachexperten untersucht sie die Auffassungsgabe des Gehirns. So will sie noch genauer herausfinden, warum gerade Social Media Postings derart effektiv sind.