Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen: Ärger um das iPhone 5

Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen: Ärger um das iPhone 5 (Bild: AFP)
Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen: Ärger um das iPhone 5 (Bild: AFP)

Vergitterte Fenster, verdreckte Schlafsäle, erniedrigende Strafen: Ein Undercover-Journalist der chinesischen Zeitung „Shanghai Evening Post" schlich sich als Arbeiter in die chinesische Foxconn-Fabrik, wo das iPhone hergestellt wird. Sein schockierender Lagebericht dämpft die iPhone-Euphorie in diesen Tagen.

Endlich, das iPhone 5 ist da! Ab dem 14. September werden Vorbestellungen angenommen, am 21. September startet die Auslieferung. Nicht einmal zehn Tage liegen zwischen Apple-Keynote und Verkaufstart. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Mitten ins iPhone-Treiben mischte sich ein chinesischer Journalist. Elf Tage lang wohnte und arbeitete der Mann undercover in einer Kleinelektrofabrik.

„Die erste Nacht glich einem Alptraum", berichtete er. „Der gesamte Schlafsaal roch nach Abfall. Massen von Kakerlaken krochen aus meinem Schrank. Die verteilten Bettlaken waren asche- und dreckverschmiert." Ein Arbeiter sprach den Abteilungsleiter auf die hohe Selbstmord-Rate an. Er ging nicht darauf ein, leugnete aber auch nichts."

Nach einer ausgiebigen Einweisung brachte man die Arbeiter in die Fabrik. Pausen, so sagte man ihnen, seien nur tagsüber erlaubt. Da es bereits Nacht war, gab es keine. Betrat oder verließ jemand die Produktionsebene mit metallischen Gegenständen, schlug der Metalldetektor in der Tür an. Und das bedeute eine sofortige Kündigung, hieß es. „Einer meiner Zimmergenossen", so der Reporter, „erzählte mir, dass einer seiner Freunde tatsächlich gefeuert wurde, weil er ein USB-Kabel bei sich trug".

Die Produktion des iPhones wurde den Arbeitern in den folgenden Tagen als besonderes Privileg präsentiert. Der Abteilungsleiter zeigte den Arbeitern die Rückseite des Telefons. „Ihr könnt Euch glücklich schätzen, das hier fertigen zu dürfen", sagte er. Einige Zeit durften Neulinge den alten Hasen über die Schulter schauen, nach dem Abendessen um 23 Uhr ging es für sie unmittelbar weiter in die Nachtschicht.

Demütigungen für ungenaues, verschwenderisches oder zu langsames Arbeit waren an der Tagesordnung. „Nach einigen Stunden schmerzten Nacken und Armmuskeln stark", berichtet der Journalist. „Ein Arbeiter mir gegenüber legte sich vor lauter Erschöpfung eine Weile hin." Der Aufseher bemerkte das und stellte ihn zur Strafe für 10 Minuten in die Ecke — als wäre er ein Schuljunge."

3000 iPhone-Rücken mussten die Arbeiter innerhalb der zehn-Stunden-Schicht schaffen. Man überzeugte sie davon, zwei Extra-Stunden hintendran zu hängen: „Wer möchte um 5 Uhr früh schon Schluss machen?", schrie ein Aufseher. „Wir sind doch alle hier um Geld zu verdienen." Für die zwei Stunden extra bekamen die Arbeiter umgerechnet vier US-Dollar.