Zweifelhafter Background-Check: Chefs verlangen Facebook-Passwörter

Zweifelhafter Background-Check: Chefs verlangen Facebook-Passwörter (Bild: thinkstock)
Zweifelhafter Background-Check: Chefs verlangen Facebook-Passwörter (Bild: thinkstock)

In den USA werden immer mehr Job-Bewerber dazu aufgefordert, ihre geschützten Social-Media-Profile für ihre potenziellen Chefs zu öffnen. Der Grund: Man möchte vermeiden, dass der persönliche Auftritt des möglichen neuen Mitarbeiters bei Facebook, Twitter und Co. dem Unternehmen schadet. Wir zeigen die häufigsten "Schnüffel-Methoden" - und was Juristen zu der Problematik sagen.


Dass zahlreiche Arbeitgeber versuchen, ihre Bewerber über deren Auftritte in sozialen Netzwerken auszuspionieren, ist bekannt. Doch mittels Privatsphäre-Einstellungen läßt es sich trotzdem vermeiden, dass fremde Menschen - darunter auch der zukünftige Chef - allzu viel Einblick in Profil und Privatleben erhalten. Deshalb gehen in den USA nun viele Personaler einen Schritt weiter: Sie versuchen, mit zweifelhaften Mitteln an die privaten Daten der Jobsuchenden zu gelangen.

Schnüffel-Methode 1: Her mit den Zugangsdaten!
Anstatt lange um den heißen Brei herumzureden, fordern manche Personaler die Bewerber im Vorstellungsgespräch direkt dazu auf, ihr Facebook-Passwort zu verraten, oder aber sich freiwillig vor ihren Augen in ihr Konto einzuloggen. In genau diese Situation ist kürzlich der New Yorker Justin Bassett geraten. Der Statistiker war so schockiert über diese Aufforderung, dass er seine Bewerbung zurückzog. Doch nicht alle können es sich leisten, so konsequent wie Bassett zu sein.

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So folgte Robert Collins aus Maryland der Aufforderung im Jahr 2011. Nach einer mehrmonatigen Auszeit nach dem Tod seiner Mutter wollte sich der Amerikaner in seiner frühren Arbeitsstätte, der Regierungsbehörde „Department of Public Safety and Correctional Services", erneut um eine Stelle bewerben. Seine alte Position war mittlerweile neu besetzt worden. Während des Vorstellungsgespräches bat man ihn plötzlich um die Bekanntgabe seiner Facebook-Login-Daten. Der Mann, der zuvor fast drei Jahre lang für das Unternehmen gearbeitet hatte, fragte nach dem Grund - und erhielt laut dem Magazin „Journal of Human Resources" die folgende Antwort: Es müsse sichergestellt werden, dass er während der Monate seiner Abwesenheit nicht in kriminelle Machenschaften verstrickt war.

Schnüffel-Methode 2: Verdeckte Ermittlung

In der Polizeidienstelle von Spotsylvania County im Bundesstaat Virginia setzt man stattdessen auf Spionage. Hier werden Ermittler darauf angesetzt, sich mit den zu durchleuchtenden Personen auf sozialen Netzwerken anzufreunden, um so möglichst viel Einblick in ihre Profile zu erhalten. Zumindest dann, wenn die Jobsuchenden in der Notrufzentrale oder als Gesetzeshüter arbeiten möchten. Der Grund: So möchte man herausfinden, ob der potenzielle Angestellte unerwünschte Verhaltensweisen an den Tag legt, die der Firma schaden könnten. Und das funktioniert heutzutage offenbar besser in der virtuellen als in der echten Welt. „Früher haben wir mit Freunden und Nachbarn gesprochen, aber oftmals haben wir festgestellt, dass Bewerber mehr über soziale Netzwerke kommunizieren als sie es mit ihren echten Freunden tun", erklärte Captain Mike Harvey gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

„Verletzung der Privatsphäre"
Viele Juristen halten von diesen Schnüffel-Aktionen überhaupt nichts. „Es ist, als würde man jemanden um seinen Haustürschlüssel bitten", sagt Orin Kerr, Rechtsprofessor an der George Washington University gegenüber der Agentur. Für ihn handelt es sich bei den Spionage-Methoden um eine „ungeheuerliche Verletzung der Privatsphäre". In den US-Bundesstaaten Illinois und Maryland ist derzeit ein Gesetz in Arbeit, das zumindest öffentlichen Behörden untersagt, von Jobanwärtern den Zugang zu ihren persönlichen Profilen zu verlangen. Am sichersten fährt man in Sachen virtuelle Privatsphäre wohl mit Social Media- Abstinenz oder einer zweiten virtuellen Identität.