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"Grün führt Kampf gegen die Religionen"

Sie ist die aufstrebende Frau in der CDU, er die streitbare Kultfigur der Grünen. Julia Klöckner und Hans-Christian Ströbele - unterschiedlicher können Politiker nicht sein. Im Blog-Duell von YAHOO! zur Bundestagswahl ringen sie jede Woche um die besten Argumente. Heute attackiert Julia Klöckner ihren Kontrahenten wegen "Umtriebe der Grünen" in dessen Wahlkreis, und sie sagt: "Wer 'König von Kreuzberg' sein will, der sollte für alle Menschen da sein. Nicht nur für die, die mit der Religion nichts am Hut haben wollen."


Lieber Herr Ströbele, mir hat es in der Tat die Sprache verschlagen. Ich meine dabei nicht die Tatsache, dass Sie sich beim Thema Bahnchaos winden wie ein Aal, wenn es um die Verfehlungen unter rot-grüner Regierungsverantwortung geht. Die Suppe hat uns die Regierung Schröder eingebrockt, die die Bahn für den Börsengang frisierte. Da wurden Strukturen zerstört, die so schnell nicht wieder aufgebaut werden können. Die Fahrgäste in Mainz dürfen diese Suppe jetzt auslöffeln.

Was mich vor ein paar Tagen wirklich sprachlos machte, sind die Umtriebe der Grünen im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg. Innerparteilich werden Sie ja allzu gerne als „König von Kreuzberg“ bezeichnet. Klammheimlich wurde mit den Stimmen von Grünen, SPD und Piraten im Bezirksparlament beschlossen, dass die Bezirksmedaille nicht mehr an Bürger vergeben werden darf, wenn sie sich im Rahmen einer religiösen Gemeinschaft engagieren. Ausgerechnet im toleranten, weltoffenen und multikulturellen Berlin Kreuzberg führen Sie mit Ihrer Partei den Kampf gegen die Religionen. Wer hätte gedacht, dass Grün und Rot so richtungslos sind.

"Tüchtig auf die Finger hauen"


Lieber Herr Ströbele, was denken Sie sich dabei? Ich meine, von diesem Beschluss geht ein verheerendes Signal aus. Ich kenne Ihren Wahlkreis. Berlin Friedrichshain-Kreuzberg ist vor allem ein multikultureller Stadtteil. Hier leben Menschen unterschiedlichster Religionen und Kulturen friedlich zusammen. In Berlin Friedrichshain-Kreuzberg ist das Jüdische Museum beheimatet. Hier prägen beeindruckende Sakralbauten wie die Heilig-Kreuz-Kirche oder St. Bonifatius das Stadtbild. In Friedrichshain-Kreuzberg findet Jahr für Jahr an Pfingsten das legendäre multikulturelle Fest „Karneval der Kulturen“ Stadt, das friedlich für Toleranz und kulturelle Vielfalt wirbt. Seit wann bitteschön passen Religion und Kreuzberg nicht mehr zusammen?

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Die Bezirksmedaille wird einmal im Jahr an einzelne Bürger oder Gruppen vergeben, die sich durch ein herausragendes Engagement über einen längeren Zeitraum verdient gemacht haben. In diesem Jahr bekam tatsächlich kein Bürger mit einem religiösen Hintergrund eine Medaille. Und der Irrsinn geht noch weiter. Festveranstaltungen dürfen künftig keine religionsnahen Titel mehr tragen. Weihnachtsfeste müssen als „Winterfeste“ und der Ramadan als „Sommerfest“ gemeldet werden. 

Ich wünsche mir, dass die Parteioberen von SPD und Grünen den Kollegen in Berlin-Kreuzberg tüchtig auf die Finger hauen. Steinbrück, Trittin und Co. sollten sich deutlich von diesem Irrsinn distanzieren.

In den Kirchen, in der jüdischen Gemeinde und unter den Muslimen des Bezirks gibt es zahlreiche Menschen, die sich um die Gemeinschaft sehr verdient machen und gemacht haben. Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der es nicht möglich ist, dass diese Menschen angemessen geehrt werden können. Wer „König von Kreuzberg“ sein will, der sollte für alle Menschen da sein. Nicht nur für die, die mit der Religion nichts am Hut haben wollen.



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