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Dürfen Schwangere Krafttraining machen?

Bewegung ist wichtig für eine gesunde Schwangerschaft. Aber wo die Grenze ziehen? Im Netz hat ein Foto, das eine Schwangere beim Gewichtheben zeigt, eine Diskussion darüber entfacht, wieviel Sport für schwangere Frauen okay ist.

Lea-Ann Ellison ist 35, Hausfrau und mit ihrem dritten Kind im achten Monat schwanger. Regelmäßig besucht sie in ihrem Fitnessstudio CrossFit-Kurse. Vergangene Woche schrieb sie der ideengebenden Firma schließlich eine E-Mail, erzählte von ihren Erfolgen beim Workout und fügte ein Foto bei, auf dem sie Gewichte stemmt. Ein paar Tage später posteten die Adressaten das Foto bei Facebook und sorgten damit für einen Aufschrei in der Social-Media-Welt. Ellison erhielt tausende Kommentare, davon viele negativer Art, sowohl auf ihrer eigenen als auch der CrossFit-Seite, über verschiedene Medienpublikationen und per E-Mail.

Facebook/Lea-Ann Ellison
Facebook/Lea-Ann Ellison

"Deshalb ist CrossFit schrecklich. Die Leute wissen nicht, was sie tun. Es ist eine super Methode, um sein Baby zu verlieren", schrieb beispielsweise Facebook-User Evan Kennedy, ein Physiotherapeut. Andrea Hatfield merkte an: "Ich finde das wirklich nicht beeindruckend. Niemand würde ein Foto von sich selbst posten, auf dem er ein Bier trinkt und im achten Monat schwanger ist. Ein Risiko-Verhalten während der Schwangerschaft ist kein Spaß." Und Amanda Strippel fügte hinzu: "Sorry, Lady, das ist keine sichere Nummer. Das Baby geht vor."

Doch es gab auch einige Befürworter. "Ich bin im sechsten Monat mit Drillingen schwanger und mache immer noch so viel Crossfitting wie ich kann", postete Carol Metger Bolliger. Melissa McCarty schrieb: "Ich habe vier Kinder zur Welt gebracht - eine Schwangerschaft ist keine Behinderung. Es sollte keine Entschuldigung dafür sein, runterzufahren. Man kennt seine Grenzen und offensichtlich tut sie nur das, was ihr Körper ihr erlaubt. Gut gemacht, Mama!"

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Tatsächlich sind die Vorteile davon, sich während der Schwangerschaft körperlich zu ertüchtigen, seit langem erwiesen: Die Durchblutung wird angeregt, man fühlt sich voller Energie und schläft besser. Außerdem werden Endorphine freigesetzt, die die Stimmung heben. Eine neue Studie, die im "British Journal of Sports Medicine" veröffentlicht wurde, beschreibt, wie Bewegung das Risikio der Geburt eines übergewichtigen Babys oder die eines Kaiserschnittes senken kann. Viele Ärtze hingegen weisen darauf hin, dass Sport während der Schwangerschaft zu Problemen mit dem Gebärmutterhals und vorzeitigen Wehen führen kann. In der breiten Öffentlichkeit gehen die Meinungen daher darüber auseinander, ob schwangere Frauen, die weiterhin zum Fitnessstudio gehen, ihren ungeborenen Babys auf egoistische Art und Weise schaden.

"Die Reaktionen auf meine Bilder haben mich wirklich schockiert, da ich schon bei meinen zwei vorangegangenen Schwangerschaften Sport gemacht habe und mir die Ärzte versichert haben, dass meine Übungen weder für mich noch für mein Kind schädlich seien", so Ellison im Interview mit Yahoo. "Doch von der Minute an, in der mein Foto ins Netz gestellt wurde, erhielt ich eine ganze Flut von Kommentaren - sowohl von Männer als auch von Frauen, die mir erzählen wollten, dass eine Schwangerschaft nicht die Zeit sei, um besonders taff zu sein, und dass ich eitel und selbstsüchtig sei. Es ist überraschend, dass etwas, das ich schon immer getan und als normal empfunden habe, so viele Menschen schockiert."

Ellison macht bevorzugt CrossFitt, ein stundenlanges, intensives Trainingsprogramm, das sich auf Muskelstärkung und Konditionierung konzentriert. Es beinhaltet olympisches Gewichtstraining, Aerobic und Gymnastik - unter anderem Hanteln und Medizinbällen. CrossFit ist umstritten, nachdem der "Guardian" einen Bericht über den Konkurrenzkampf unter den Teilnehmern der üblicherweise kleinen CrossFit-Gruppen veröffentlichte. So hieß es darin, dass sich viele überanstrengen und teilweise vor Erschöpfung auf dem Boden zusammenbrechen.

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Trotz der Fotos, die für so viel Aufsehen gesorgt haben, sagt Ellison, dass sie sich nicht zu viel zumuten würde. "Für das Fotoshooting habe ich zwar Gewichte gehoben, aber nur welche mit 35 Pfund", so die leidenschaftliche Sportlerin. "Das höchste Gewicht, das ich während der Schwangerschaft angehoben habe, betrug 65 Pfund." Als sie 16 war, wurde sie zum ersten Mal Mitglied in einem Fitnessstudio. "Ich war wirklich dünn und wollte ein paar Kurven, also fing ich an zu laufen und Gewichte zu heben", erzählt sie. Mit ihrer wachsenden Liebe zum Sport fing Ellison außerdem an, Mountainbike zu fahren, Geländelauf zu betreiben und nahm an Amateur-Fitness-Wettbewerben teil. Vor zwei Jahren entdeckte sie dann CrossFit.

Den Tag beginnt Ellison üblicherweise damit, für ihren achtjährigen Sohn und ihre zwölfjährige Tochter Frühstück zu machen. Sobald die Kinder in der Schule sind, isst sie selbst eine halbe Tasse Haferflocken mit Kokosöl und Zimt, ein Omelett aus drei Eiern mit Avocado und schwarzen Bohnen, gefolgt von einem Proteinshake. Dann geht sie zum CrossFitt-Kurs. Ihr Mittagessen besteht meist aus einem gegrillten Steak auf Salat oder Hühnchen mit Nudeln. Zum Abendessen gibt es weiteres mageres Eiweiß mit Gemüse und Reis. Zucker nimmt sie nur in Form von dunkler Schokolade zu sich - und selbst die genießt sie nur in kleinen Mengen.

"Früher habe ich fünf mal die Woche an CrossFit-Kursen teilgenommen, aber in letzter Zeit habe ich sie auf drei in der Woche reduziert", sagt Ellison, die während ihrer Schwangerschaft 23 Pfund zugenommen hat. "Was mich an dem Spiel am meisten stört ist, dass es so viele schwangere Frauen gibt, die währenddessen schlecht Essen oder sich überhauptnicht bewegen. Dieses Land hat ein Übergewichtsproblem. Warum spricht darüber niemand?

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Laut Steve Goldstein, der als Professor für Urologie und Gynäkologie an der Universität New York lehrt, scheint Ellison auf dem richtigen Weg zu sein, solange ein Arzt ihre Übungen überwacht. "So lange sie sich ausruht, wenn sie müde ist, sehe ich den Schaden nicht", sagt er gegenüber Yahoo. "Da der Körper während einer Schwangerschaft so viele physiologische Veränderungen durchmacht und sich Balance und Schwerpunkt verlagern können, ist es wichtig, ihm genügend Aufmerksamkeit zu schenken." Außerdem sei es für Frauen nicht ratsam in dieser Phase eine ungewohnte Trainingsart auszuprobieren. "Eine Schwangerschaft ist schon für sich genommen eine neue Sportart."