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Der Facebook-Neid: Zurschaustellung im Netz macht unglücklich

Wenn Sie sich in letzter Zeit öfter mal niedergeschlagen fühlen, hängt das möglicherweise mit Ihrem Umtreiben im sozialen Netzwerk Facebook zusammen. Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge können die Aktivitäten anderer auf der Plattform Neid und Unzufriedenheit in uns hervorrufen.

Wunderschöne Fotos der letzten Fernreise, strahlende Gesichter auf der Geburtstagsparty: Auf Facebook lässt sich dank entsprechender Aufnahmen wunderbar zur Schau stellen, wie schön das Leben sein kann. Dass es sich dabei nur um einen kleinen – und möglicherweise verzerrten – Ausschnitt der Realität handelt, sei mal dahin gestellt. Ihre Wirkung verfehlen die Momentaufnahmen trotzdem nicht.

Wissenschaftler an der Utah Valley University haben laut der britischen Tageszeitung „Daily Mail“ herausgefunden, dass die sorgfältig ausgewählten Bilder von lachenden, freudigen Gesichtern, mit denen Facebook-User ihren Account gerne schmücken, einen nicht ganz so positiven Effekt auf andere User haben. Im Gegenteil: Je mehr Menschen das soziale Netzwerk nutzen, desto mehr glauben sie, dass ihre Mitmenschen viel glücklicher mit deren Leben sind.

Für die Studie im Fachmagazin „Cyberpsychology, Behaviour and Social Networking“ befragten die Soziologen Hui-Tzu Grace Chou und Nicholas Edge 425 Studenten zu ihrem Glücksempfinden und dem ihrer Freunde. Unter anderem wollten die Wissenschaftler wissen, wie sie zu Aussagen à la „Das Leben ist fair“ oder „Viele meiner Freunde führen ein glücklicheres Leben als ich“ stehen.

Danach sollten sie Stellung zu ihren Facebook-Aktivitäten nehmen. Unter anderem ging es um die Anzahl ihrer „Freunde“ im sozialen Netzwerk und darum, wie viele dieser User sie proportional gesehen tatsächlich kennen. Heraus kam, dass 95 Prozent der Befragten Facebook nutzen. Im Schnitt waren sie zum Zeitpunkt der Erhebung seit zweieinhalb Jahren Mitglied und verbrachten fünf Stunden pro Woche auf der Seite.

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Unter Berücksichtigung des Geschlechts, der Religionszugehörigkeit und des Familienstands kam die Studie zu dem Ergebnis, dass „je mehr Stunden die Leute auf Facebook verbracht haben, desto stärker waren sie davon überzeugt, dass andere glücklicher sind“. Besonders treffe das auf diejenigen User zu, die „Freunde“ sammeln, die sie gar nicht kennen. Und: Facebook-Nutzer, die schon länger Mitglied sind, stimmen der Aussage, dass das Leben ungerecht sei, wesentlich häufiger zu.

Laut Chou gehe die Facebook-Unzufriedenheit auf die  sogenannte „Korrespondenzverzerrung“ zurück:  Aufgrund von mangelhaftem Wissen zieht man falsche Schlüsse über andere.

So auch bei der Bilderschau auf dem Portal. Dadurch werde der Eindruck vermittelt, die Menschen seien „immer“ glücklich. Diese verzerrte Wahrnehmung werde durch zahlreiche Facebook-Freunde noch vergrößert. 

Stimmungshebend dagegen sei der Kontakt zu Freunden aus Fleisch und Blut. Bei regelmäßigen, „echten“ Sozialkontakten sei das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein, weniger ausgeprägt - zumal sich hierbei auch der Eindruck des dauerglücklichen Lebens der anderen relativiere.