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Deutsche Firmen legen Investitionen in Russland auf Eis

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des DIHK, Volker Treier. Foto: Hannibal/Archiv

Deutsche Unternehmen legen angesichts der Krise auf der Krim Investitionen in Russland auf Eis. «Wir hören von der Auslandshandelskammer in Moskau, dass Investitionen zumindest verschoben werden.

Manche werden jetzt auch schon gänzlich in die Tonne gesteckt. Kapital fließt ab», sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Montag im ARD-«Morgenmagazin».

Auch in den Geschäftszahlen deutscher Firmen hinterlässt die Krim-Krise erste Spuren: Der Pharmakonzern Stada mit seinem umfangreichen Russland-Geschäft kappte am Montag seine Prognosen für 2014.

Deutsche Banken stuften Russland inzwischen als riskanteren Geschäftspartner ein und vergäben weniger Kredite, sagte Treier.

Nach den Worten von Christoph Schenk von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG holen deutsche Unternehmen Geld aus Russland zurück: «Viele Unternehmen ziehen die über die Jahre in russischen Tochtergesellschaften angesammelten Gewinne ab», sagte Schenk der «Welt». Kapitalabflüsse aus Russland hatten die russischen Börsen in den vergangenen Tagen bereits stark belastet. Der Rubel hatte zuletzt deutlich nachgegeben.

Beim hessischen Pharmahersteller Stada hat das schon zu Konsequenzen geführt: Das Unternehmen aus Bad Vilbel bei Frankfurt senkte seine Prognose für 2014. Als Gründe nannte Stada die deutliche Abwertung des Rubels und der ukrainischen Landeswährung Griwna sowie die Unsicherheiten über den künftigen Geschäftsverlauf. Der Konzern erlöst etwa jeden fünften Euro in Russland, das für Stada der zweitwichtigste Markt nach Deutschland ist.

Treier betonte die Bedeutung Russlands als Wirtschaftspartner. Insgesamt seien dort 6200 deutsche Firmen mit 250 000 bis 300 000 Beschäftigten aktiv. «Das sollte deutlich mehr werden. Das wird es jetzt nicht. Wir haben die Befürchtung, es werden eher weniger», sagte Treier.

Die deutsche Autoindustrie muss wegen des Wertverlusts des Rubels schon Einbußen hinnehmen. «Wir spüren bereits Belastungen durch den Wechselkurs des Rubels», hatte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann am Wochenende der Branchenzeitung «Automobilwoche» gesagt.

Auch andere Hersteller sprachen von einer großen Herausforderung durch die Wechselkurse. Werden Autos in Russland in Rubel bezahlt, fallen die Einnahmen deutscher Autobauer geringer aus, wenn sie in Euro gewechselt werden müssen.

Mögliche Sanktionen könnten aber auch für Zulieferer die Märkte verändern. «Sollten Sanktionen umfangreich sein und länger anhalten, könnte es massive Verlagerungen aus der russischen Wirtschaft nach Asien geben», sagte der Vorstandschef des Automobilzulieferers ZF, Stefan Sommer, der «Automobilwoche». Russland könnte sich weiter nach China orientieren.

Umfassende Wirtschaftssanktionen der Europäischen Union würden aus Sicht des Ifo Instituts Russland deutlich härter treffen als die EU. So beliefen sich die Ausfuhren Russlands in die EU auf 15 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes, sagte der Handelsexperte des Münchner Forschungsinstituts, Gabriel Felbermayr. «Umgekehrt machen die Exporte der EU nach Russland nur etwa 1 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt der EU aus.»

Dennoch warnte Felbermayr vor einer Handelspolitik, die Russland ausgrenze: «Russland ist als Absatzmarkt für Deutschland deutlich wichtiger als für die übrigen EU-Mitglieder.» Ein Großteil der Importe nach Deutschland bestehe aus Öl, Gas oder Steinkohle. Diese Energieeinfuhren seien für Deutschland wichtig, da erhebliche Teile der Wertschöpfung hierzulande davon abhängig seien.

Interview mit Treier im ARD-"Morgenmagazin"