Doppelleben: 19-Jährige gab sich als Junge aus

Eine Britin steht in England vor Gericht, da sie ein ungewöhnliches Doppelleben führte: Die damals 19-Jährige schuf diverse, männliche Alter Egos. Als Junge verkleidet, bandelte sie mit zwei ahnungslosen Schulkameradinnen an.

Insgesamt drei fiktionale Charaktere soll die Frau nach Informationen der britischen TageszeitungDaily Telegraph“ erfunden haben. Um ihren Rollen Glaubwürdigkeit zu verleihen, legte sie für ihre männlichen „Ichs“ jeweils Facebook-Profile und E-Mail-Adressen an. Zudem hatte jeder der Charaktere seine eigene Mobilfunknummer.

In dieser „Gestalt“ habe sie zunächst über das Internet Kontakt zu zwei 16-jährigen Mädchen aufgenommen, mit denen sie durch die Schule befreundet war. Als es schließlich zu realen Treffen kam, erkannten die Schülerinnen die damals 19-Jährige nicht. Bei den Verabredungen habe sie stets weite Kleidung und Hüte getragen, um ihre wahre Identität und ihr Geschlecht zu verbergen. Selbst die Eltern eines der Mädchen seien auf die Verkleidung hereingefallen, hieß es vor Gericht.

Die Schülerinnen ließen sich auf eine Beziehung mit der heute 20-Jährigen ein, die sich in den beiden Fällen als ein jeweils anderer Junge ausgab. Dabei sei es zu Küssen und anderem Körperkontakt gekommen, so die Staatsanwältin Ruby Selva. Nach ihren Angaben wären die Schülerinnen aber keine Partnerschaft mit der Angeklagten eingegangen, wenn sie gewusst hätten, wer sich dahinter verbirgt. 

Überführt wurde die junge Frau letztlich durch die Polizei, nachdem eine der Schülerinnen Verdacht ob der Identität des „Jungen“ geschöpft hatte. Ihr war aufgefallen, dass ihr eigener „Freund“ dem des anderen Mädchens ähnlich sah. Weitere polizeiliche Ermittlungen, bei denen die Beamten unter anderem Kontakt zu den vermeintlichen Jungen aufnahmen, ergaben schließlich, dass sich hinter den Jungen ein und dieselbe, weibliche Person verbarg.

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Allerdings handelte die 20-Jährige nicht aus Boshaftigkeit, sondern um den „idealen Jungen“ für ihre Freundinnen zu schaffen, argumentierte die Verteidigung laut „Telegraph“. Sie habe aus Verzweiflung agiert, da sie die Freundschaft zu den Mädchen aufrechterhalten wollte. „Meine Klientin ist eine recht einsame Person“, so die Anwältin. Scheinbar leide sie an einer Krankheit mit autistischen Zügen. „Es ist ein sehr seltsamer und außergewöhnlicher Fall.“ Psychologische Gutachten sollen weiteren Aufschluss über das Innenleben der jungen Frau geben.

Im Falle einer Verurteilung wegen sexueller Nötigung droht der 20-Jährigen eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren.