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Ebola-Patient aus Sierra Leone könnte in Hamburg behandelt werden

Mitarbeiter stehen in Schutzanzügen in einer Isolierstation im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg. Foto: Marcus Brandt/Archiv

Seit Monaten wütet das Ebola-Virus in Westafrika. Ein Patient könnte nun möglicherweise zur Behandlung nach Deutschland geflogen werden. Er hatte Kranken geholfen und sich angesteckt - kein Einzelfall.

Erstmals seit dem Ebola-Ausbruch in Westafrika könnte ein infizierter Patient in Deutschland behandelt werden. Die Weltgesundheitsorganisation hat beim Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) angefragt, ob ein Mitarbeiter einer Gesundheitsorganisation dort versorgt werden könnte, wie UKE-Sprecherin Christine Trowitzsch am Montag sagte. Der Mann war in die medizinische Versorgung von Ebola-Patienten eingebunden.

Die Hansestadt sei zur Aufnahme des Erkrankten bereit und darauf vorbereitet, hieß es beim UKE und der Hamburger Gesundheitsbehörde. Die Sicherheitsvorkehrungen sind Trowitzsch zufolge so hoch, dass es für Mitarbeiter und Öffentlichkeit keinen Grund zur Sorge gebe.

Nach Ansicht der Gesundheitsbehörde ist es aber ungewiss, ob der Mann tatsächlich in der Hansestadt betreut wird. «Ob dieser Patient jemals ankommt, ist höchst fraglich», sagte Sprecher Rico Schmidt. So müsse der Kranke etwa transportfähig sein. Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Es kann unter anderem zu Fieber und schweren Blutungen führen.

Der Mann soll nach dpa-Informationen aus Sierra Leone stammen. Verschiedene Medien berichteten, es könnte sich um den führenden Ebola-Experten Sheik Umar Khan handeln, der im Kampf gegen Ebola in seiner Heimat viel bewegt hat. WHO-Sprecher Tarik Jasarevic bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass der Arzt infiziert sei, wusste aber nichts von einer möglichen Behandlung in Hamburg.

Nach Angaben des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin ist höchstwahrscheinlich bisher noch nie ein Ebola-Patient von Afrika nach Deutschland ausgeflogen worden.

Unterdessen werden immer neue Fälle von infiziertem Krankenhauspersonal bekannt. In Liberia seien zwei Amerikaner an Ebola erkrankt - ein 33 Jahre alter Arzt und eine Kollegin. Beide waren für die Hilfsorganisation «Samaritan's Purse» tätig, wie die Zeitung «Front Page Africa» am Montag berichtete.

Bereits vor wenigen Wochen war ein ugandischer Arzt in Liberia an den Folgen der Seuche gestorben. Am Wochenende erlag einer der führenden Mediziner des John F. Kennedy Medical Center in Monrovia der Krankheit.

Auch viele Krankenschwestern seien bereits Opfer von Ebola geworden, sagte die Sprecherin des Roten Kreuzes in Afrika, Katherine Mueller, der Nachrichtenagentur dpa. Mueller hatte sich in den vergangenen Wochen bei einer Reise in die besonders schwer betroffene Region um Kailahun im Osten von Sierra Leone ein Bild von der Lage gemacht. «Allein in einem Krankenhaus erkrankten 15 Pflegerinnen an Ebola», erklärte Mueller. «14 von ihnen haben nicht überlebt.»

Warum sich trotz der Schutzanzüge immer mehr Krankenhauspersonal infiziert, ist unklar. «Es kann sein, dass Teile der Ausrüstung wiederverwendet wurden, obwohl ein Großteil der Kleidung eigentlich nach jeder Behandlung verbrannt werden müsste», so Mueller. «Auch wenn ein Arzt ein einziges Mal vergisst, eine Maske anzuziehen, kann er sich infizieren, etwa wenn er Erbrochenes oder Schweiß eines Patienten in Auge, Nase oder Mund bekommt.» Ebola wird durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen.

Die Epidemie war im März in Guinea ausgebrochen und hatte sich schnell nach Liberia und Sierra Leone ausgebreitet. Nach WHO-Angaben hatten sich bis zum 20. Juli 1093 Menschen mit Ebola infiziert, 660 Patienten sind gestorben. Es ist der schwerste Ausbruch aller Zeiten und der erste in Westafrika.

Liberia kündigte an, alle Grenzen zu den Nachbarstaaten zu schließen. Ausnahmen seien lediglich zwei Flughäfen und drei andere Grenzpunkte. An diesen würden aber Zentren eingerichtet, um alle Ein- und Ausreisenden auf das Virus zu testen. Dies teilte Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf am Montag nach einem Treffen mit einem eigens eingerichteten Krisenstab mit. Johnson-Sirleaf hatte Ebola am Wochenende zu einem nationalen Notfall erklärt.

Am Samstag war ein erster Fall in Nigeria bekannt geworden. Ein Liberianer war in der vergangenen Woche bei der Anreise am Flughafen von Lagos zusammengebrochen und kurz darauf in Quarantäne gestorben. Die Behörden versetzen die Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft. Flughäfen, Seehäfen und Landesgrenzen würden nach diesem ersten Auftreten der Seuche in Nigeria verstärkt überwacht.

Einen Zeitplan für eine mögliche Ankunft des Patienten aus Afrika in Hamburg gebe es nicht, sagte Behördensprecher Schmidt. Das UKE und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin haben bei der Therapie von hoch ansteckenden Erkrankungen einen hervorragenden Ruf. In einem speziellen Behandlungszentrum des UKE werden Patienten versorgt, die sich mit lebensbedrohlichen Erregern wie Filoviren - sie sind verantwortlich für das Ebola- und Marburg-Virus - oder Coronaviren (SARS) angesteckt haben.

Die Einrichtung sei von der übrigen Patientenversorgung im UKE baulich getrennt, betonte Trowitzsch. Die drei Behandlungszimmer mit insgesamt sechs Betten haben den Angaben zufolge einen eigenen Schleusenbereich und eine spezielle Raumlufttechnik. Ärzte und Pflegepersonal seien speziell in der Versorgung von Infektionskrankheiten geschult.

Das Behandlungszentrum arbeitet eng mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, der Bundeswehr, der Berufsfeuerwehr Hamburg und der Gesundheitsbehörde zusammen. Es wäre das erste Mal, dass ein Ebola-Patient mit bestätigter Diagnose in Hamburg behandelt wird.

WHO zu Ebola

Katherine Muller/Rotes Kreuz zu Ebola in Sierra Leone

Bericht Front Page Africa