Entführung vor 19 Jahren: Junge wuchs bei Großeltern auf

Als Richard Landers junior fünf Jahre alt war, wurde er gekidnappt – von seinen eigenen Großeltern. Zwischen den Eltern des Jungen tobte damals ein Sorgerechtsstreit. Nach Jahren hat die Polizei den inzwischen erwachsenen Mann ausfindig gemacht. Jetzt will der leibliche Vater seinen Sohn wiedersehen. Doch der steht hinter der Tat seiner Großeltern.

Seit 19 Jahren hatte Richard Landers sen. keinen Kontakt zu seinem Sohn. Michaels aktuelle Telefonnummer hat er nicht und auch einen Flug nach Minnesota, der neuen Heimat seines Sohnes, konnte er sich nicht leisten. Als Landers sen. seinen Jungen zuletzt gesehen hatte, hieß dieser noch Richard Landers jr.. 2006 ließ dieser seinen Namen offiziell zu Michael Jeff Landers ändern. Sechs Jahre später ermittelten die Behörden, dass es sich bei dem 24-jährigen Mann aus Minnesota um den Jungen handelt, der 1994 in Indiana von seinen Großeltern entführt worden war.

Die genauen Gründe der Großeltern für die Entführung des damals fünfjährigen Jungen sind nicht bekannt. Fakt ist, dass sie das Kind 1994 aus der Stadt Wolcottville, Indiana, kidnappten. Damals lebte der Junge bei seiner Mutter Lisa Harter. Zu jenem Zeitpunkt war sie bereits von Landers Vater geschieden. Mit ihrem neuen Freund und ihrem Sohn soll Harter in einem Auto gehaust haben. Später dann zog sie in eine Wohngemeinschaft, in der keine Kinder erlaubt gewesen seien. Vorübergehend erhielten die Eltern von Richard W. Landers sen. das Sorgerecht für den Jungen, da der Vater zu der Zeit arbeitslos war.

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Nach dem Umzug Lisa Harters in eine Wohnung durfte sie ihr Kind am Wochenende sehen, wollte das Sorgerecht jedoch erweitern lassen, nachdem sie wieder geheiratet hatte. "Der Richter sprach ihr probeweise das Sorgerecht zu", erklärte ihr Anwalt Richard Muntz gegenüber "Associated Press". Doch bevor seine Mandatin den Jungen abholen konnte, waren die Großeltern mit ihm über alle Berge. Wegen des Eingriffs ins elterliche Sorgerecht wurden die Großeltern zwar angeklagt. Der Vorwurf wurde jedoch 2008 fallen gelassen, nachdem der Fall eingefroren worden war.

Im September 2012 nahmen die Behörden die Ermittlungen nach einem Gespräch mit Lisa Harter wieder auf. Mithilfe der Sozialversicherungsnummer und dank Richards/Michaels Geburtsdatum kamen sie dem verlorenen Sohn auf die Spur. Seine Mutter sei außer sich gewesen, als man ihr mitteilte, dass man ihn gefunden habe.

Auch sein Vater war überwältigt, als er die Neuigkeit erfuhr. "Wir behielten einfach immer im Hinterkopf, dass wir daran glaubten, ihn wiederzusehen", erzählte er gegenüber dem TV-Sender KARE. "Aber bevor ich nicht tatsächlich auf ihn zugehen und ihm ‚Hallo‘ sagen kann, weiß ich nicht, ob das wahr wird." Auch zu seinen Eltern will Richard Landers sen. wieder Kontakt aufnehmen.  Diesen droht laut "Associated Press" nun erneut eine Anklage.

Ob Michael Landers um seine Entführung wusste, ist laut "Associated Press" unklar. Doch er scheint voll und ganz hinter der Tat seiner Großeltern zu stehen. "Für diejenigen, die voreilige Schlüsse ziehen: Ihr solltet die ganze Geschichte in Erfahrung bringen. Ich war da, wo ich sein sollte. Meine ‚Großeltern‘ waren im Recht. Was alle anderen denken, ist mir egal", schrieb Landers jr. auf seiner Facebook-Seite. Der US-Regionalfernsehsender KARE veröffentlichte den Post am vergangenen Freitag. Seine Frau Bobbie erwartet derzeit das erste gemeinsame Kind.

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