Entführung vor acht Jahren: Achtjähriger kehrt in die Arme seiner Mutter zurück

Im Jahr 2004 wurde der damals acht Monate alte Sohn von Auboni Champion Morin aus Texas entführt – offenbar von der eigenen Patentante. Acht Jahre später hat die Polizei den kleinen Miguel nun ausfindig gemacht und die mutmaßliche Entführerin verhaftet. Schon bald wird die Mutter ihren Sohn das erste Mal nach der Entführung wiedersehen.

Es gibt wohl kaum ein schlimmeres Erlebnis für Eltern, als die Entführung des eigenen Kindes mitzuerleben. Die zermürbende Ungewissheit, die Fragen, wo sich das Kind aufhält, wie es ihm geht, ob es noch lebt und die Ohnmacht, nichts tun zu können, außer zu hoffen und zu beten: All das kennt auch Auboni Champion-Morin aus Texas. Acht Jahre ist es her, dass ihr damals acht Monate alter Sohn entführt wurde - offenbar von seiner eigenen Patentante. Acht lange Jahre des Wartens, des Bangens und der Verzweiflung - doch nun hat sie die wohl schlimmste Zeit ihres Lebens überstanden.

Als sie 2004 ihren damals acht Monate alten Sohn seiner Patentante, der befreundeten Krystle T., übergab, die eine Nacht auf ihn aufpassen sollte, ahnte sie nicht, dass sie ihr Kind die nächsten acht Jahre nicht wiedersehen würde.

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Laut Champion-Morin hatte die mutmaßliche Entführerin Krystle T. damals im selben Apartment-Komplex gewohnt. "Als ich den Jungen wieder abholen wollte, sagten ihre Verwandten, Krystle sei gerade nicht da und komme bald wieder", zitiert die Nachrichtenagentur AP Champion-Morin. Doch sie kam nie wieder.

Bereits kurz nach der Entführung hegte die Polizei dringenden Tatverdacht gegen die heute 26-jährige Angeklagte - die Ermittler bekamen sie jedoch nicht zu fassen. Verwandte der Frau behaupteten, dass Krystle T. untergetaucht sei. Im Jahr 2006, zwei Jahre nachdem Miguel vermisst gemeldet worden war, wurden die Ermittlungen schließlich eingestellt. Die Hoffnung hat Auboni Champion-Morin jedoch nie aufgegeben. "Ich habe jede Nacht gebetet, dass er in Sicherheit ist, dass er geliebt wird und dass er eines Tages wieder heimkehrt", wird sie von der "Washington Post" zitiert.

Im vergangenen Sommer wurden ihre Gebete erhört. Durch einen Zufall kam der Fall wieder ins Rollen. Die Jugendschutzbehörden in San Augustine County nahe Houston erhielten damals einen Hinweis, dass eine gewisse Krystle T. und ihr Ehemann ihre beiden Kinder vernachlässigen würden. Ermittler nahmen sich dem Fall daraufhin an - und wurden misstrauisch, als Krystle T. widersprüchliche Angaben zu Miguel machte. Unter anderem habe sie behauptet, der Junge sei das Kind einer Obdachlosen, den sie nur kurze Zeit beaufsichtige, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet.

"Ich möchte ihm sagen, dass ich ihn liebe"
Am Montag konnten sie die Verdächtige schließlich verhaften, wie AP berichtet. Ein Verwandter führte die Polizei zu Miguel. Laut einer Behördensprecherin sei Miguel ein normales, gut erzogenes, glückliches Kind, das allerdings offenbar nie eine Schule besucht hat. Miguel selbst habe geglaubt, sein Name sei Jaquan und er sei sechs Jahre alt. Auch seinen Nachnamen und sein richtiges Geburtsdatum kannte das Kind demnach nicht.

Nun naht der Moment, in dem die leibliche Mutter ihren kleinen Jungen endlich wieder in die Arme schließen kann. "Ich möchte ihm sagen, dass ich ihn liebe. Ich hoffe, er wird in der Lage sein, für mich das gleiche zu fühlen", zitiert die Zeitung "Washington Post" Champion-Morin. Ein Datum für das Wiedersehen steht laut dem Bericht jedoch noch nicht fest. „Es ist frustrierend, ich habe keine Energie mehr zu warten“, so die verzweifelte Mutter. Bevor sie ihren Jungen sehen kann, müssen sie und ihr Ehemann mit einer DNA-Probe jeden Zweifel daran ausräumen, dass es sich um ihren Sohn handelt.

Am schwierigsten werde die Situation jedoch laut Experten für den Achtjährigen. Für Miguel seien seine leiblichen Eltern komplett fremde Menschen, während die Frau, die er acht Jahre lang für seine Mutter hielt, nun auf der Anklagebank sitzt.

Die Verwandten der mutmaßlichen Kidnapperin geben an, nichts von der Entführung gewusst zu haben. Ob es im Zusammenhang mit der Entführung zu weiteren Verhaftungen kommen wird, ist laut Polizeiangaben bislang nicht bekannt.