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Eurokritische Gruppierung beunruhigt Bundestagsparteien

Steinmeier hält AfD für "nicht ungefährlich"

Politiker von Regierung und Opposition warnen vor der eurokritischen Alternative für Deutschland, die am Sonntag ihren Gründungsparteitag abhält. Einige Unionspolitiker fürchten, dass die AfD der Union dringend benötigte Stimmen wegnehmen könnte

Politiker von Regierung und Opposition haben vor der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) gewarnt, die am Sonntag ihren Gründungsparteitag abhält. Die neue Gruppierung nutze die Krisenlage in Europa populistisch aus und sei "nicht ungefährlich für Parteien, die europäische Vernunft wahren und den Laden zusammenhalten wollen", sagte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin warf der Gruppierung vor, den wirtschaftlichen Interessen Deutschlands zu schaden. "Die formulieren etwas, das ich für unbegründet, gefährlich und illusionär halte", sagte Trittin der "Welt am Sonntag". Die Gruppe beabsichtige eine "Rückkehr zu einem Nationalstaat alter Prägung und zu einer Währung - sei es als D-Mark oder als Euro ohne Südländer -, die so stark wäre, dass unsere Wirtschaft innerhalb Europas kaum noch exportieren könnte".

In der CDU diskutierten Politiker darüber, wie sie mit der neuen Gruppierung umgehen sollten. Es wäre ein Fehler, "die in die Schmuddelecke zu stellen", sagte der CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach der "Wirtschaftswoche". Die Union habe "zu oft den Eindruck erweckt, es sei keine Debatte erwünscht", kritisierte Bosbach, der den Eurorettungskurs seiner Partei seit langem ablehnt. Die AfD könnte der Union dringend benötigte Stimmen wegnehmen, warnte er.

Auch der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, fürchtet die Abwanderung von Unionswählern. "Die AfD spricht viele traditionelle Anhänger von Union und FDP an, die mit dem am Zeitgeist orientierten Modernisierungskurs fremdeln", sagte er dem "Focus". Schlarmann kritisierte die CDU-Parteiführung: Diese hätte "längst auf diese Strömungen reagieren müssen".

Die Alternative für Deutschland kommt am Sonntag in Berlin zu ihrem Gründungsparteitag zusammen. Sie setzt sich für eine Auflösung des Euro-Raumes und mehr Kompetenzen der nationalen Parlamente innerhalb der EU ein. Die AfD hat nach eigenen Angaben insgesamt 7500 Mitgliedsanträge vorliegen, zum Gründungsparteitag erwartet sie 1500 Teilnehmer.