Expertin sieht in Esperanto Möglichkeit zu fairer Kommunikation

Expertin sieht in Esperanto Möglichkeit zu fairer Kommunikation

Leipzig (dapd). Esperanto könnte nach Ansicht der Sprachwissenschaftlerin Sabine Fiedler die Kommunikation in einer globalisierten Welt verbessern. Die aktuelle Situation in der internationalen Kommunikation könne nicht befriedigen, sagte die Vorsitzende der Gesellschaft für Interlinguistik (GIL) der Nachrichtenagentur dapd. Die GIL beschäftigt sich mit Plansprachen wie dem Esperanto.

"Wir haben ein vielsprachiges Europa. Das ist das besondere Merkmal und auch die Grundlage der europäischen Identität", sagte Fiedler. Rechtlich seien alle 23 Sprachen der EU-Mitgliedstaaten gleichberechtigt. Tatsächlich werde häufig aber das Englische bevorzugt. "Viele sehen in der Hegemonie des Englischen eine Benachteiligung."

Vom theoretischen Konstrukt zur "funktionierenden Sprache"

Eine Alternative dazu wäre das Esperanto. Als Plansprache, die bewusst erfunden wurde, um die internationale Kommunikation zu vereinfachen, habe es eine gewisse Neutralität. "Diese 'Neutralität', die Möglichkeit fairer und gleichberechtigter Kommunikation, ist die Stärke des Esperanto", sagte die Anglistin von der Universität Leipzig.

Die sogenannte Plansprache Esperanto wurde vor 125 Jahren von Ludwik Zamenhof (1859 - 1917) entwickelt. Das erste deutsche Esperanto-Lehrbuch erschien am 24. November 1887. Seither hat sie sich Fiedler zufolge von einem theoretischen Konstrukt zu einer "funktionierenden Sprache" entwickelt.

Bislang habe sich das Esperanto aber nicht gegen Englisch als internationale Zweitsprache durchsetzen können. "Eine Sprache wird ja nicht zur Weltsprache, weil sie angeblich leicht ist oder schön klingt. Eine Sprache wird bedeutsam, weil eine Nation, die die Sprache spricht, bedeutsam ist", sagte Fiedler. "Heute ist es das Englische, als Sprache der Kolonialmacht Großbritannien, und es ist die Sprache, hinter der heute die wirtschaftliche Macht der USA steht." Das Esperanto habe aber keine solche Lobby.

dapd