Fünf Bullen stürzen in die Güllegrube

Mit einem Teleskoplader hievte die Feuerwehr die Bullen aus der Gülle (Foto: Martin Schulze)
Mit einem Teleskoplader hievte die Feuerwehr die Bullen aus der Gülle (Foto: Martin Schulze)

Es war ein ungewöhnlicher Einsatz für die Feuerwehrleute im nordrhein-westfälischen Schermbek am Sonntag. Fünf Stunden lang mühten sie sich ab, um die tonnenschweren Bullen aus der Grube zu retten.

Kurz vor Mittag krachte es am Sonntag ganz fürchterlich im Viehstall eines Landwirts in Schermbek, einem kleinen Städtchen mit 14.000 Einwohnern nördlich von Bottrop in Nordrhein-Westfalen. Der Bauer rief sofort Landwirte aus der Nachbarschaft und dann die Feuerwehr an, die gegen 13 Uhr eintraf. „Wir haben etwa 100 Einsätze im Jahr, aber dieser war ungewöhnlich“, sagt Martin Schulze, 46, seit 30 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. Er leitete den Einsatz: Fünf Bullen, jeder mehr als 1000 Kilo schwer, waren mitsamt dem Bretterboden, auf dem sie standen, in die metertiefe Güllegrube abgestürzt. Der Betonrahmen, in den die Bodenbretter eingelegt waren, war gebröselt und hatte schließlich nachgegeben. Das Gute war: Alle fünf landeten weich. Das Schlechte: Sie versanken langsam fast bis zum Hals in den eigenen Exkrementen.

Der Bauer behielt die Nerven und veranlasste, dass eine Pumpe die Gülle absaugte, um den Pegel zu senken. Landwirte aus der Nachbarschaft waren innerhalb kurzer Zeit da und hatten schon einen Teleskoplader an die Grube gestellt, als die 15 Feuerwehrleute um 12.40 Uhr eintrafen. Martin Schulze teilte seine Kameraden ein, zwei mussten mit dem Landwirt in die Grube steigen. Alle drei trugen Wathosen, wie sie auch Angler anhaben. Sie zogen den Bullen Gurte unterm Bauch durch und ein sogenannter Teleskoplader konnte die ersten beiden nacheinander relativ problemlos in die Höhe und aus der Grube hieven. „Es war wichtig, die Bauern dabeizuhaben, weil sie uns anleiteten, von welcher Seite wir uns den Bullen nähern und wie wir den Gurt anlegen sollten. Das sind sehr sensible Tiere.“ Inzwischen war zwar viel Gülle abgepumpt, aber die Feuerwehrleute standen immer noch hüfthoch in den Exkrementen. „Es stank entsetzlich“, sagt Martin Müller.

Mit Wathosen stiegen die Feuerwehrmänner in die Güllegrube (Foto: Martin Schulze)
Mit Wathosen stiegen die Feuerwehrmänner in die Güllegrube (Foto: Martin Schulze)

"Ab unter die Dusche!"

Die ganze Aktion dauerte fünf Stunden, weil sich drei der Tiere in die hinterste Ecke verzogen hatten und dort ziemlich feststeckten. Sie mussten gezogen und weiter nach vorne gelockt werden, wo ihnen der Gurt schließlich umgelegt werden konnte. „Der letzte war ziemlich nervös, schlug mit dem Kopf und strampelte um sich“, erinnert sich Einsatzleiter Müller. Aber tatsächlich schafften die Männer es, alle Tiere ohne Knochenbrüche, innere Verletzungen und Herzversagen nach oben zu hieven. Der anwesende Tierarzt begleitete die ganze Aktion und attestierte jedem der robusten, massigen Tiere am Ende beste Gesundheit.

Kriegt man so einen Gestank jemals wieder aus der Kleidung, von den Händen, aus der Nase? „Die Wathosen mussten wir wegwerfen“, sagt Martin Schulze, „die waren nicht mehr zu retten. Für die Hände gab uns der Tierarzt eine Spezialwaschpaste.“ Der Einsatzleiter erinnert sich aber noch sehr genau an die knappe, strenge Anweisung seiner Frau, als er Sonntagabend endlich Feierabend machen konnte und nach Hause kam: „Ab unter die Dusche!“

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