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Filmemacher Glawogger an Malaria gestorben

Michael Glawogger ist tot. Foto:

Seine Filme werfen einen scharfen Blick auf die Schattenseiten der Globalisierung.

Er hat das Schicksal von Prostituierten («Whores' Glory») geschildert, die körperliche Schwerstarbeit in Schwellenländern («Workingman's Death») in Szene gesetzt und die Metropolen Bombay, New York, Mexiko City und Moskau («Megacities») beleuchtet. Die Trilogie zu den Arbeitswelten war das Kernstück des Werks des preisgekrönten österreichischen Regisseurs, Drehbuchautors und Kameramanns Michael Glawogger. Bei Dreharbeiten zu einem neuen Projekt ist Glawogger in der Nacht zum Mittwoch in Liberia im Alter von 54 Jahren gestorben. Er erlag einer Malariaerkrankung, teilte die Filmfirma Lotus mit.

Glawogger, in Graz geboren, studierte am San Francisco Art Institute und an der Wiener Filmakademie. Mit der Tragikkomödie «Ameisenstraße» (1995) begann die Bekanntheit des Filmemachers zu wachsen. Für das Dokudrama «Kino im Kopf» ließ er 1996 Profis und Laien einen Film skizzieren, den sie schon immer machen wollten.

International gelang ihm der Durchbruch 1998 mit dem Dokumentarfilm «Megacities», der auf dem renommierten Sundance Film Festival gezeigt wurde. Die Reihe zur Globalisierung wollte Glawogger nun mit seinem Projekt fortsetzen, für das noch kein konkretes Konzept vorlag. «Es ist eine Carte blanche», hatte er die Produktion der Wiener Lotus Film und der Berliner Razor Film beim Aufbruch im Dezember 2013 umschrieben.

Mit einem VW-Bus fuhr das kleine Team über den Balkan nach Italien, Marokko, Mauretanien, den Senegal, Guinea und Gambia. Über Sierra Leone gelangte Glawogger schließlich nach Liberia. In einem Blog für die «Süddeutsche Zeitung» beschrieb der Grazer seine Reiseerlebnisse.

Eine Aufteilung der Welt in Gut und Böse lehnte er ab. «Ich brauche nicht zu bewerten, um Stellung zu beziehen. Ich muss nur das zeigen, was ich sehe», sagte er aus Anlass seines Films «Whores' Glory» der Nachrichtenagentur dpa. «Ich glaube, ein Film, der sich vornimmt, allen Zwischentönen eines Themas zu folgen, hat keine Zeit für die Einteilung in Gut und Böse, weil die ja auch nichts bringt.»

Es gebe neben dem Verbrechen des Menschenhandels und schwerem Drogenkonsum auch viele andere Aspekte eines Alltags, der ganz andere Fragen aufwerfe. «Der so oft geforderte moralische
Bewertungsgedanke ist ja fast kunstfeindlich», betonte der Regisseur.

Glawogger erhielt zahlreiche internationale Preise: Für «Megacities» den Wiener Filmpreis und für «Workingman's Death» den Europäischen und den Deutschen Filmpreis. «Whores' Glory» wurde 2011 bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Spezialpreis der Jury in der Reihe Orizzonti ausgezeichnet.

Glawogger-Blog in SZ

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