Frei.Wild, Bushido und Co.: Die Eklats und Skandälchen der Echo-Verleihung

"Und jetzt bitte ein bisschen skandalös": Sido (l.), Specter (m.) und Bushido (r.) posieren bei den Echos 2012 für die Fotografen

Die Echo-Verleihung ist im Allgemeinen so skandalfrei wie vorhersehbar: Nominiert wird, was sich gut verkauft, die Musikindustrie beweihräuchert sich selbst und Helene Fischer stellt sich jedes Jahr ein paar neue Trophäen in den Schrank. Die Eklats um den wichtigsten deutschen Musikpreis lassen sich an einer Hand abzählen.

Streit um Frei.Wild-Nominierung

Die mit Abstand größte Echo-Kontroverse spielte sich im Vorfeld der Verleihung 2013 ab. Auslöser war die Nominierung der Südtiroler Deutschrocker Frei.Wild in der Kategorie "Rock/Alternative (national)". Da die Texte der Band oftmals als nationalistisch kritisiert werden, sagten die in der gleichen Kategorie nominierten MIA ("Mausen"), Kraftklub ("Unsere Fans") und Die Ärzte ihre Teilnahme an der Verleihung ab. Auf einem Nebenschauplatz wurde diskutiert, warum eine italienische Band überhaupt als nationaler Act nominiert war. Die Echo-Veranstalter gingen den Weg des geringsten Widerstandes und zogen die Nominierung von Frei.Wild zurück, ohne in der Sache selbst Position zu beziehen.

2014 wurden Frei.Wild nach Überprüfung durch eine Ethik-Kommission erneut nominiert, dieses Mal erklärten Jennifer Rostock, sie würden die Veranstaltung boykottieren. Frei.Wild, immer noch beleidigt wegen der Streichung im Vorjahr, zogen ihre Nominierung dann selbst zurück. 2015 stehen die Südtiroler erneut auf der Nominiertenliste, dieses Mal in der Kategorie "Musik-DVD (national)". Die Kritik im Vorfeld fiel deutlich weniger lautstark aus, als in den Vorjahren.

Bushido hat genug vom Echo

Wenn es um Kontroversen im deutschen Musikgeschäft geht, ist Bushido meistens nicht weit. Der Rapper hat bereits fünf Echos im Schrank stehen, doch mehr werden es vermutlich nicht mehr. Die Echo-Veranstalter sollen zum ersten Mal nach dem Disstrack "Stress ohne Grund" in Erwägung gezogen haben, Bushido von der Veranstaltung auszuschließen. Einen weiteren Vorstoß gab es nach seinem Selfie in einem "Paris"-Pulli nach dem Attentat auf "Charlie Hebdo". Nach einigem Hin und Her beschlossen die Echo-Verantwortlichen statt einer Sperre, dass Bushidos Texte vor einer Nominierung von einer Ethik-Kommission geprüft werden sollten. Da hatte der wiederum die Nase voll: Anfang Januar 2015 erklärte Bushido in einer Videobotschaft, nie wieder am Echo teilnehmen zu wollen.

Ansonsten gab es in der bisherigen Echo-Geschichte nur einige kleinere Aufreger. 2005 etwa überraschte Thomas D, indem er seinen Rap-Echo an den leer ausgegangenen Sido weiterverschenkte: "Wenn im letzten Jahr jemand im Hip Hop was bewegt hat, dann war das Aggro Berlin", begründete das Fanta-Vier-Mitglied seine Entscheidung. 2012 gewann Sido dann - zusammen mit Bushido und Specter für das Projekt 23 - seinen zweiten eigenen Echo und posierte damit als Penis-Ersatz herum. Die öffentliche Entrüstung hielt sich in Grenzen. Auch, dass Rap-Kollege Marteria 2014 auf der Bühne einen Kinderchor die Worte "Kiffen, saufen, feiern" singen ließ, war kaum jemandem eine Erwähnung wert. Die größte Aufregung bei einer Echo-Verleihung herrschte wohl bei der ersten Veranstaltung 1992: Da wurden die Gäste nämlich vom Saalfeuerwerk überrascht.