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Gefahr aus dem All: Forscher beraten über Asteroiden-Abwehr

Der Meteoriteneinschlag in Russland im Februar hat vielen Menschen Angst gemacht. Für Forscher war er eher eine Petitesse. Durch den Weltraum schwirren größere Kaliber. Was kann man gegen einen Einschlag tun? 

Jedes Jahr zählt: Sollte ein Himmelskörper auf Kollisionskurs mit der Erde geraten, wird die Zeit bis zu einem möglichen Einschlag zum entscheidenden Faktor. "Je früher man das weiß, desto weniger Kraft muss man für Gegenmaßnahmen aufwenden", sagt Mario Trieloff vom Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg. Kraft, um den Asteroiden in seiner Bahn abzulenken oder im Extremfall zu zerstören. In Heidelberg haben Wissenschaftler am Donnerstag auf einem Symposium beraten, wie groß die Gefahr ist und welche Gegenmittel es gibt. 

Der Meteorit, der im Februar bei Tscheljabinsk in Russland aufschlug, war aus Forschersicht ein eher harmloser Bote aus dem Weltall - auch wenn rund 1500 Menschen verletzt wurden. 10 bis 15 Meter groß soll er im Durchmesser gewesen sein. Im All seien sehr viel größere Brocken unterwegs, sagen Forscher. Und dann gibt es noch ein Problem: Viele von ihnen sind noch gar nicht entdeckt. 

Ganz gut weiß man aber inzwischen über die richtigen Brummer Bescheid, die einen Durchmesser von etwa einem Kilometer haben. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es rund 1000 gibt, die nahe der Erde unterwegs sind. "90 Prozent kennt man inzwischen und kann ihren Weg gut voraussagen", sagt Trieloff. Die restlichen zehn Prozent würden in den nächsten Jahren registriert, ergänzt der Physiker. 

Asteroiden dieses Kalibers könnten auf der Erde bei einem Einschlag auch langfristig gewaltigen Schaden anrichten, erläutert Trieloff. Nach der gewaltigen Erschütterung reicht das Szenario bis hin zu längeren Verdunkelungsphasen. Sie könnten das pflanzliche System der Photosynthese stören - und die Nahrungsversorgung würde zusammenbrechen. Ein Trost: Solch ein Riesenteil schlägt statistisch gesehen nur im Abstand von mehreren Millionen Jahren auf der Erde ein. 

Anders sieht die Lage bei den kleineren Asteroiden aus, die mit einem Durchmesser von einigen hundert Metern immer noch richtige Brocken sind und ebenfalls der Erde gelegentlich nahe kommen. Geschätzt 10 000 könnte es mit einen Durchmesser von rund 500 Metern geben, 100 000 mit einem Durchmesser von 250 Metern, erläutert Trieloff. Würde solch ein Meteorit in einen Ozean einschlagen, könnte er einen gewaltigen Tsunami auslösen. 

Die Registrierung dieser Asteroiden wird noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Das "wahrscheinlichste Szenario" sei aber, dass ein Asteroid, der auf die Erde zusteuert, Jahre vorher entdeckt werde, sagt Trieloff. Dann kommen mögliche Gegenmaßnahmen ins Spiel. 

An ihnen forscht zum Beispiel Alan Harris vom Institut für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen des internationalen Forschungsprojektes NEOShield. Harris zählt verschiedene Varianten auf, wie man einen Asteroiden vom Kollisionskurs abbringen könnte. Zum Beispiel durch einen kontrollierten Zusammenstoß mit einer Raumsonde. Das setzt im Idealfall aber voraus, dass die Beschaffenheit des Asteroiden bekannt ist - um seine Reaktion prognostizieren zu können. Eine andere Idee: Den Flugkörper über lange Zeit von einer Raumsonde begleiten zu lassen, damit ihre Anziehungskraft die Flugbahn des Himmelskörpers beeinflusst. "Das dauert allerdings mehrere Jahre", sagt Harris. 

In Experimenten und am Computer tüfteln Wissenschaftler auf der ganzen Welt, wie man Asteroiden beeinflussen kann. In Freiburg beschießen Forscher am Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik zum Beispiel verschiedene Gesteine, um ihre Reaktion zu beobachten. Von diesen Experimenten und Rechenmodellen erhoffen sie sich Aufschlüsse, wie ein Asteroid auf eine gezielte Kollision reagieren würde. "Das funktioniert sehr gut. Letztlich kann es aber die Erkenntnisse, die man aus einer konkreten Versuchsmission im All bekommen würde, nicht ersetzen", sagt der Freiburger Projektleiter Frank Schäfer. Eine solche Mission würde aber sehr viel Geld verschlingen. 

Andere Methoden wiederum lassen sich gar nicht verantwortungsvoll testen. Zum Beispiel eine sehr umstrittene Variante, die als letzter Ausweg gehandelt wird: Den Einsatz einer Atombombe im All, um einen Asteroiden von der Erde abzulenken.

(dpa)


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