Werbung

Übersetzungsfehler: Männerzeitschrift oder Al Kaida-Magazin?

Das Magazin „Inspire“ gilt als Sprachrohr des Terrornetzwerks Al Kaida und richtet sich an im Westen lebende Sympathisanten der militanten Islamisten. Darin findet der Leser angeblich auch Tipps für gezielte Terrorattacken und Anleitungen zum Bombenbau. Vor dem Kriegsgericht des Gefangenenlagers Guantanamo leistete sich ein Übersetzer nun einen peinlichen Versprecher. Der Mann verwechselte die Publikation Al Kaidas mit einer beliebten US-Männerzeitschrift.

Es passierte in der Anhörung von fünf mutmaßlichen Drahtziehern der Anschläge vom 11. September vor dem Kriegsgericht des Gefangenenlagers Guantanamo. Die Anwälte der Angeklagten warfen den amerikanischen Sicherheitsbehörden Verstöße gegen das Briefgeheimnis vor, als Navy-Kapitän Thomas Welsh im Zeugenstand dieses Vorgehen verteidigte: Man habe lediglich kontrolliert, dass per Post nichts Verbotenes in das Gefangenenlager geschmuggelt werde. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, führte Welsh als Grund für die Kontrollen den Versuch der Verteidigung an, eine Ausgabe des Al-Kaida-Magazins „Inspire“ nach Guantanamo einzuschleusen.

Lesen Sie auch: Mieter für weltweit größten Schutzbunker gesucht

Die Aussage des Zeugen löste urplötzlich Empörung im Gerichtssaal aus. Denn dem Übersetzer, der Welshs Ansprache simultan ins Arabische übertrug, war ein entscheidender Fehler unterlaufen: Statt „Inspire“ hatte er das US-amerikanische Männermagazin „Esquire“ genannt. In dem dreht sich alles um schöne Frauen, westlichen Lifestyle und Cocktailrezepte, also Themen, mit denen strenggläubige Moslems nicht assoziiert werden wollen. Der Übersetzer musste sich für den Aussetzer entschuldigen. Er hatte durch seinen Versprecher aber die Aufmerksamkeit auf einen grotesken Punkt in der Verhandlung gelenkt: Moral ist relativ. Denn was verwerflicher erscheint, westlicher Hedonismus oder extremistische Ideologie, liegt im Auge des Betrachters.

Lesen Sie auch: Betrunkener lässt sich in Australien von 7-Jährigem kutschieren

In „Inspire“ kommen offenbar immer wieder islamistische Radikale zu Wort. Einer von ihnen war Anwar al-Awlaki. Nachdem er immer wieder zu Anschlägen auf die US-Armee aufgerufen hatte, wurde der Extremist im September 2011 im Auftrag des CIA im Jemen durch einen Drohnenangriff exekutiert.