Helmut Kohl unterstützt die FDP

Helmut Kohl unterstützt die FDP.

Unverhofft kommt oft: Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sich im Wahlkampf schon nicht für die schwindsüchtigen Liberalen stark macht, dann muss ihr einstiger Lehrmeister ran. Für Helmut Kohl (CDU) gibt es kein Vertun. Dem Altkanzler liegt sehr viel daran, dass die FDP wieder den Sprung in den Bundestag schafft und dass sie dabei auch eine Stärke erreicht, die eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition ermöglicht. Seine Unterstützung signalisierte er dem FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle und dem Parteivorsitzenden Philipp Rösler persönlich - bei einem Plausch am Sonntagnachmittag in Ludwigshafen.

Damit schlägt Kohl einen anderen Weg als Merkel ein. Am Wochenende machte die Kanzlerin bei einer CDU-Großveranstaltung in Düsseldorf deutlich, dass es keine Stimmen zu verschenken gebe und Erst- und Zweitstimme am besten bei der CDU und CSU aufgehoben seien. Unions-Fraktionschef Volker Kauder ließ wissen, dass die Union weiter mit der FDP plane. Er sagte aber auch, dass eine Fortsetzung der schwarz-gelben Regierung nur die "zweitbeste" Lösung" sei, weil ihm eine absolute Mehrheit noch lieber wäre. CDU-General Hermann Gröhe wurde noch deutlicher. "Zweitstimme ist Merkel-Stimme", forderte er die Wähler auf.

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Das Kalkül dahinter: Die Union will Rot-Rot-Grün verhindern. Im Gegenzug könnte sie aber auch den Liberalen ihre Regierungsaussichten verbauen. Zumal nicht ausgeschlossen ist, dass die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) der FDP Wähler nun erst recht Wählerstimmen abgräbt, nachdem selbst Merkel die Partei als Gefahr sieht. In der "Bild am Sonntag" schloss sie vorsorglich eine Koalition mit der AfD aus. Das könnte der Anti-Euro-Partei jedoch Wähler zutreiben, die dann am Ende Schwarz-Gelb fehlen könnten.

Helmut Kohl ist denn auch eher für Klarheit in der Sache. Ein Herumlavieren in der Koalitionsfrage mag er nicht. Im Gespräch mit Brüderle und Rösler machte er daraus keinen Hehl. An Brüderle gewandt sagte Kohl laut "Bild"-Zeitung: "Schön, dass es Ihnen wieder so gut geht. Ihre Auftritte im Wahlkampf gefallen mir sehr." Das Lob für den FDP-Fraktionschef, der bei einer Wahlkampfveranstaltung stürzte und sich mehrere Frakturen zuzog, kommt nicht von ungefähr. Kohl schätzt an Brüderle, dass er "immer wieder auch von den Werten redet, die unsere bürgerliche Politik immer ausgemacht haben und heute noch ausmachen".

Seitenhieb gegen Rot-Grün

Rösler nahm den Ball dankbar auf und betonte, dass es gerade diese Werte gewesen seien, die in den vergangenen vier Jahren dazu beigetragen haben, dass es Deutschland so gut gehe. "Und wir wollen, dass genau dies auch in Zukunft so weitergeht", so Rösler.

Das sieht Kohl nicht anders. Die Drei sind sich einig darin, dass nunmehr die Wähler überzeugt werden müssten, dass die bürgerliche Koalition aus CDU/CSU und FDP fortgesetzt werde. Der Altkanzler erhofft sich davon auch wichtige Impulse für die Europapolitik. Die Idee von Europa bleibe richtig, sagte Kohl im Garten seines Ludwigshafener Bungalows und, fügt er hinzu, "gerade für uns Deutsche ohne Alternative".

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Es seien zwar Fehler gemacht worden, aber nicht bei den grundlegenden Entscheidungen, sondern erst in der Umsetzung, fügte Kohl hinzu. Und garniert seine Analyse mit einem Seitenhieb gegen SPD und Grüne und dem ehemaligen SPD-Kanzler Gerhard Schröder: "Die verfrühte Aufnahme Griechenlands in den Euro unter Rot-Grün war ebenso falsch wie vor allem auch das Aufweichen und Brechen des Stabilitätspaktes."

Kohl erinnerte in diesem Zusammenhang an den Beginn seiner Kanzlerschaft im Oktober 1982. Damals habe ihm die SPD-Vorgängerregierung einen "Reparaturbetrieb" überlassen. Dann hätten aber CDU/CSU und FDP gemeinsam Deutschland wieder auf einen guten Weg gebracht und damit auch die Voraussetzungen geschaffen für die friedliche Wiedervereinigung 1990 und die Fortschritte in Europa.

Die Erfolge von damals sind für Brüderle Ansporn, Ähnliches in der nächsten Wahlperiode hinzubekommen. Die Erfolge der 16 Jahre dauernden christlich-liberalen Koalition unter Kohl sprächen für die Fortsetzung der christlich-liberalen Koalition, sagte Brüderle.

Handelsblatt

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