Hoffnungsschimmer für Löw - Chile-Plan mit Rückkehrern

Bundestrainer Joachim Löw freut sich über die gelungenen Auftritte von Schweinsteiger und Klose. Foto: Federico Gambarini

Nach der Rückkehr aus Nizza erreichten den an der Côte d'Azur noch mächtig angespannten Joachim Löw zunächst wieder ein paar hoffnungsvolle Nachrichten.

Doch schon am Montag gab es einen neuen Verletzten. Der Münchner Thomas Müller musste wegen eines Muskelfaserrisses im rechten Oberschenkel für das Testspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am 5. März gegen Chile absagen. Sven Bender vom BVB fällt sogar noch viel länger aus.

Zumindest Dauerpatient Bastian Schweinsteiger meldete sich beim 4:0-Sieg des FC Bayern in Hannover mit einer starken Leistung zurück. Miroslav Klose, ebenfalls in der laufenden WM-Saison viele Wochen verletzt, tat beim 3:2-Sieg von Lazio Rom gegen den Tabellenletzten Sassuolo Calcio wieder einmal das, was Löw vom Stürmer-Routinier auch im Sommer in Brasilien erwartet: Tore schießen. Und der zuletzt angeschlagene und unsichere HSV-Torwart René Adler zeigte beim überraschenden 3:0-Sieg der Hamburger gegen Dortmund endlich wieder Klasse und Stabilität.

DFB-Vizekapitän Schweinsteiger war nach dem erste Startelf-Einsatz seit dem 5. November vergangenen Jahres bestens gelaunt. «Es ist nicht ganz so einfach, wieder in die Spur zu kommen», sagte der 100-malige Fußball-Nationalspieler mit Verweis auf seine zwei Fuß-Operationen in der WM-Saison. «Das war ganz wichtig für mich zu spielen, ohne Probleme zu haben», betonte Schweinsteiger beim TV-Sender Sky. Die bayrische Doppel-Sechs von Hannover mit ihm und Philipp Lahm könnte auch für Löw zur ersten WM-Option werden.

Auch Klose fühlt sich auf gutem WM-Weg. «Ich bin in guter Form und habe gute Beine, kommentierte der 35-Jährige seinen sechsten Saisontreffer in der Serie A - was durchaus als Botschaft für Löw verstanden werden darf. «In der zweiten Halbzeit hat er sich daran erinnert, ein Torjäger zu sein und die vielleicht einzige Chance genutzt», schrieb «Corriere dello Sport» am Montag. «Er hatte nur wenige gute Bälle, aber wenn man ihm Platz lässt, ist er noch immer der alte Panzer mit dem Torinstinkt», bemerkte «Tuttosport».

Der DFB-Chefcoach hatte bei der Auslosung der EM-Qualifikation für das Turnier 2016 in Frankreich noch arge Bedenken über die Situation einiger seiner Leistungsträger geäußert. Und eine allgemeine Entwarnung kann wohl in näherer Zukunft noch nicht gegeben werden. «Wir haben nur ganz wenige Spieler, die auf einem super guten Niveau sind und schon ihren tollen Rhythmus haben», erklärte der Freiburger: «Ich hoffe, dass es noch tolle Fortschritte gibt. Wir brauchen 20 Topleute, um in Brasilien eine gute Rolle zu spielen.»

Die Liste der Sorgenkinder ist trotz der Hoffnungsschimmer bei Schweinsteiger, Klose und Adler noch lang: Sami Khedira hat nach Kreuzbandriss nur geringe Chancen, um noch rechtzeitig vor dem Start der unmittelbaren WM-Vorbereitung am 21. Mai wieder wettkampfbereit und in Form zu sein. Ein Comeback des Dortmunders Ilkay Gündogan ist nach einer komplizierten Rückenverletzung noch nicht abzusehen.

Mats Hummels (Dortmund) und Benedikt Höwedes (Schalke) plagen sich schon längere Zeit mit diversen Verletzungen. Mario Gomez ist nach Knieproblemen gerade wieder zurück. Und jetzt hat es auch noch Sven Bender erwischt. «In einem WM-Jahr, wenn fast schon drei Viertel der Saison gespielt sind, ist eine lange Verletzung immer blöd», erklärte Bayern-Kollegen Toni Kroos zum mindestens zehnwöchigen Ausfall des BVB-Nationalspielers Sven Bender wegen einer Schambeinentzündung. Müller muss zumindestens erst einmal zwei Wochen pausieren.

Löw macht die Situation rund drei Monate vor dem scharfen Start der WM-Titelmission in Brasilien «wahnsinnig nachdenklich», wie er an der Côte d'Azur bekannte. In dieser Woche will der DFB-Chefcoach eine genaue Bestandsaufnahme vornehmen, bevor er am Freitag seinen Kader für das Testspiel am 5. März in Stuttgart gegen WM-Teilnehmer Chile benennt. Schweinsteiger und Klose dürften wieder dabei sein. «Wir haben viele Spieler, die nicht spielen, auch wenn sie gesund sind. Manche sind immer noch verletzt», meinte Löw sorgenvoll.