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Kein Weinen, kein Jammern: Dreijähriger empfindet keinen Schmerz

Dass sich Kinder beim Herumtoben regelmäßig Schrammen und Kratzer zuziehen, ist normal. Ungewöhnlich ist allerdings, wenn ein Kind, nachdem es sich verletzt hat, keine einzige Träne vergießt - und zwar nie, egal, wie groß die Schmerzen sind. Genau das ist der Fall bei einem dreijährigen Jungen aus Großbritannien. Josh Hodgkiss empfindet keinen Schmerz – und hat sich deshalb sogar schon seine Zunge zur Hälfte durchgebissen.

Verletzter Teddy (Bild: thinkstock)
Verletzter Teddy (Bild: thinkstock)

Wenn andere Kinder nach dem Hinfallen in Tränen ausbrechen, kann Josh Hodgkiss die Reaktion nicht verstehen. Der kleine Junge hat sich nach Informationen der britischen „Daily Mail“ bereits selbst ein blaues Auge verpasst und sich die Zehennägel ausgerissen– und dabei nicht mal mit der Wimper gezuckt. Der Dreijährige ist bei solchen Dingen sprichwörtlich schmerzfrei. Was sich nach Wunderkind mit Supermann-Kräften anhört, ist in Wahrheit allerdings lebensgefährlich.

Josh leidet an einer seltenen genetischen Krankheit, dem Smith-Magenis-Syndrom. Das heißt, ihm fehlt ein kleines Stück des 17. Chromosoms – und somit auch eine entscheidende Information des Erbguts. Zu den Symptomen der Erkrankung zählen unter anderem Lernbehinderung, Wachstums- und Sprachentwicklungsverzögerungen und eben auch vermindertes Schmerzempfinden. Je nachdem, wie groß das Stück ist, das dem entscheidenden Chromosom fehlt, ist die Krankheit unterschiedlich stark ausgeprägt. Josh kann zum Beispiel auch gefährliche Situationen schwer einschätzen, weshalb er sich unbewusst regelmäßig bedrohlichen Risiken aussetzt.

„Das Schlimmste an seinem Zustand ist, dass er keinen Schmerz fühlt. Das ist beängstigend“, erzählt Vollzeit-Mami Stephanie Hodgkiss gegenüber der „Daily Mail”. „Einmal kam ich aus dem Badezimmer und sah überall Blut. Josh hatte sich die Zunge aufgeschlitzt.” Doch anstatt tränenüberströmt zu seiner Mutter zu rennen, saß der Junge einfach nur da und schaute Fernsehen. Um ihren Sohn vor sich selbst zu schützen, haben die Eltern bereits 13.500 Euro für eine spezielle Haus-Ausstattung – unter anderem mit Sensorlichtern - ausgegeben. Doch auch solche Maßnahmen helfen nicht immer: „Er beißt sich in seine eigenen Hände und entfernt seine Zehennägel“, so die Mutter.

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Problematisch ist auch, dass sich das Syndrom des Jungen auch auf sein Verhalten niederschlägt. Von einer Minute auf die andere kann der ruhige, liebe Junge plötzlich zu einem tobsüchtigen Kleinkind werden, das gegen seine Eltern, seine fünfjährige Schwester Ellie und seinen neunjährigen Halbbruder Tyler kräftig „austeilt“. Seine Familie ist im Gegensatz zu Josh allerdings nicht schmerzunempfindlich: „Er hat mir die Nase gebrochen“, erzählt seine Mutter. Er habe auf ihrem Schoß gesessen, und plötzlich schnellte sein Kopf zurück. „Ellie scheint es am schlimmsten abzubekommen. Er zieht sie an den Haaren und versucht, ihr Kopfstöße zu verpassen.“

Der Umgang mit Joshs Krankheit ist ein ständiger Kampf: „Ich glaube nicht, dass die Leute verstehen, wie ernst sein Zustand ist. Wir werden oft angestarrt“, so Stephanie Hodgkiss. Seit der Diagnose sei die Familie nicht mehr in Urlaub gewesen, da ständig jemand bei dem Jungen bleiben müsse.
Immerhin einen Lichtblick gibt es nun: Dank eines gepolsterten Zelts, in dem der Junge schläft, haben die Eltern nachts nun etwas mehr Ruhe und weniger Sorgen. In den wattierten vier Wänden kann Josh auch problemlos spielen. Für seine Mutter eine enorme Erleichterung: „Wenn ich morgens aufräume, weiß ich, dass ich ihn in seinem Schlafzimmer lassen kann.“ 

Das rund 11.000 Euro teure Zelt bekam die Familie von der Gemeinde. Es wurde von einer Firma angefertigt, die sich auf die spezielle Konstruktion von sicheren Orten spezialisiert hat.