Mehrheit der Katholiken gegen Positionen ihrer Kirche

Gegen Zölibat und für Frauen im Priesteramt

Eine große Mehrheit der Katholiken in Deutschland lehnt laut einer ZDF-Umfrage fundamentale Positionen der katholischen Kirche wie den Zölibat und das Priesteramt nur für Männer ab. (Archivfoto)

Fundamentale Positionen der katholischen Kirche wie der Zölibat und das Priesteramt nur für Männer werden nach einem vom ZDF veröffentlichten Politbarometer Extra von einer großen Mehrheit der Katholiken in Deutschland abgelehnt. Mit ihrer Meinung stehen die Laien damit Andersgläubigen und Nichtgläubigen näher als ihrer Kirchenführung. Die Bischofskonferenz beriet derweil über den ersten eucharistischen Kongress.

Das ZDF veröffentlichte das Politbarometer parallel zu der seit Montag in Trier tagenden Frühjahrsvollversammlung der der deutschen Bischofskonferenz. Der repräsentativen Umfrage zufolge sind 84 Prozent der deutschen Katholiken dafür, dass Priester heiraten dürfen. 75 Prozent wünschen sich demnach eine Öffnung des Priesteramtes auch für Frauen. Die Einstellung der Katholiken unterscheidet sich damit nur unwesentlich von der Gesamtbevölkerung: Hier wollen 88 Prozent eine Abschaffung des Zölibats, das Priesteramt für Frauen befürworten 83 Prozent.

Die Katholiken in Deutschland vertreten auch in anderen Fragen eine ähnliche Haltung wie die anders- oder nichtgläubige Gesamtbevölkerung und unterscheiden sich damit von den Positionen ihrer Kirche. So sind von allen Befragten 81 Prozent und von den Katholiken 79 Prozent dafür, dass Geschiedene ein weiteres Mal kirchlich heiraten dürfen. Die katholische Kirche lehnt nicht nur dies ab, sie schließt auch standesamtlich Wiederverheiratete von der Kommunion aus. Nach der kirchlichen Lehre darf eine Ehe nicht geschieden werden.

Das Problem der Wiederverheirateten spielt auch im Zusammenhang mit dem im Juni in Köln stattfindenden eucharistischen Kongress eine Rolle. Bei dieser Veranstaltung soll die Eucharistie, wie die Kommunion als zentraler Bestandteil katholischer Gottesdienste auch bezeichnet wird, im Mittelpunkt stehen.

Kölns Kardinal Joachim Meisner sagte in Trier, er hoffe, dass für die geschiedenen Wiederverheirateten auf dem Kongress "dieses ganze Feld, was sie an positiven Möglichkeiten haben", entfaltet werde. Was er damit konkret meinte, ließ Meisner offen. Für die Teilnahme an der Eucharistie gebe es aber keine Möglichkeit - "das ist einfach die Wirklichkeit der Kirche".

Wie die Organisatoren des Kongresses in Trier sagten, meldeten sich zu der vom 5. bis 9. Juni stattfindenden Veranstaltung bisher rund 10.000 Menschen an. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, sagte vor dem Hintergrund der jüngsten Skandale der katholischen Kirche in Deutschland, der Kongress sei "keine Alibiveranstaltung".

Die katholische Kirche steht seit Jahresbeginn erneut in Kritik, weil sie bei der Aufarbeitung ihres Missbrauchskandals die Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Institut gekündigt hatte. Außerdem hatte in Köln ein Fall für Aufsehen gesorgt, bei der zwei katholische Krankenhäuser einem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer die "Pille danach" verweigert hatten. Die Bischofskonferenz wollte über ihre Position zur "Pille danach" beraten.

In seiner Predigt zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung beklagte sich Zollitsch am Montagabend über die massive Kritik an der Kirche. "Dies schmerzt vor allem deswegen, weil ungeheuer viel Gutes zum Beispiel durch kirchliche Krankenhäuser und die verschiedenen Einrichtungen der Caritas und der Diakonie geschieht", sagte er.