Millionenerbe stirbt einsam und obdachlos

Timothy Henry Gray starb unter eine Brücke, einsam und obdachlos. Dabei hätte er in Kürze zu einem schwerreichen Mann werden können. Mit ein bisschen Glück hätten ihm 19 Millionen US-Dollar (etwa 14,3 Millionen Euro) zugestanden. Gray war ein Verwandter der verstorbenen Multimillionärin Huguette Clark. Doch von dem möglichen Millionen-Erbe wusste Gray nichts.

Rodelnde Kinder hatten die Leiche des Mannes vergangene Woche unter einer Eisenbahnbrücke im Minenstädtchen Evanston im US-Bundesstaat Wyoming gefunden. Gray starb im Alter von 60 Jahren an Unterkühlung, wie die Polizei dem US-Fernsehsender NBC mitteilte. Ein Verbrechen könne ausgeschlossen werden. Unklar ist, ob Gray auch unter der Brücke lebte.

Über 20 Jahre hatte Gray keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. Nach dem Begräbnis der Mutter im Jahr 1990 sei er plötzlich wortlos verschwunden, berichten die Geschwister des Verstorbenen. Dabei war seine Familie eine der bekanntesten und einflussreichsten in der neueren Geschichte der USA: Gray war ein adoptierter Urenkel des einstigen US-Senators William Andrews Clark. Der machte sein Vermögen mit Kupfer und gilt als Gründer der berüchtigten Zockerstadt Las Vegas.

Clarks jüngste Tochter war Huguette Clark, die im Jahr 2011 im Alter von 104 Jahren in New York gestorben war. Das viele Geld hatte die Alleinerbin offensichtlich nicht glücklich gemacht. 25 Jahre lang hatte sie zurückgezogen in einer Wohnung in New York gelebt. Statt Freunden und Verwandten hatte die Superreiche nur ihre Puppensammlung um sich. Seit 1998 lebte sie auf eigenen Wunsch in Krankenhäusern. Der Verstorbene Timothy Gray war Huguette Clarks Großneffe.

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Von Huguette Clarks Vermögen in Höhe von 300 Millionen US-Dollar (etwa 226 Millionen Euro) sah ihre Familie nichts. Der Kontakt zu den Verwandten hatte sich in den vergangenen 40 Jahren auf ein paar Anrufe und Postkarten aus dem Urlaub beschränkt. Huguette Clark beschenkte deswegen lieber Krankenschwestern und Krankenhäuser, ihre Patentochter, ihren Anwalt, ihr Lieblingsmuseum und eine Kunststiftung.

Mit dem letzten Wunsch der Verstorbenen sind die lebenden Verwandten alles andere als einverstanden. In New York zogen sie vor Gericht. Den von der Bildfläche verschwundenen Gray sollten Privatdetektive finden, doch die Suche war erfolglos. Sollten die Verwandten den Rechtsstreit gewinnen, wäre Gray auf einen Schlag um 19 Millionen US-Dollar (etwa 14,3 Millionen Euro) oder 6,25 Prozent von Clarks 300 Millionen-US-Dollar-Vermögen reicher gewesen. Da Gray weder Frau noch Kinder hatte, würden nun seine Geschwister seinen Anteil erben - sollte der Verstorbene kein Testament hinterlassen haben.

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Das Bizarre an der Geschichte: Der unter der Brücke Verstorbene war offenbar nicht völlig mittellos. Die Polizei sprach von einem Scheck mit einem „erheblichen Geldbetrag“, der im Geldbeutel des Toten steckte. Eingelöst aber hatte Gray den Scheck nie. Sein Geld verdiente er offenbar als Cowboy in den Rocky Mountains, wie sein älterer Bruder Jerry NBC mitteilte. Dabei sei er meistens obdachlos gewesen. „Hätten wir in diesem Land eine ordentliche Gesundheitsfürsorge, wären wir benachrichtigt worden und hätten etwas tun können“, so Jerry. Noch in diesem Jahr könnte Jerry dennoch einen Grund zur Freude haben: dann könnte es ein Urteil im Rechtsstreit um Huguette Clarks Vermögen geben - und Jerry um einige Millionen reicher sein.


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