Mythos Freitag, der 13.: Nicht schlechter als jeder andere Tag

Erst klingelt der Wecker nicht, dann verpasst man den Bus und im Büro gibt’s gleich einen Anpfiff vom Chef. Ganz klar: Das kann nur Freitag, der 13. sein – denken sich zumindest viele Menschen. Doch unser Experte klärt auf: Das alles reden wir uns nur ein.

Am Freitag, dem 13. schwant vielen Menschen nichts Gutes. Überall vermuten sie Unheil. Selbst Menschen, die üblichweise nicht abergläubisch sind, schalten an diesem Tag in erhöhte Alarmbereitschaft. Manch einer würde am liebsten im Bett bleiben. Dabei sagen Experten in Sachen Aberglauben ganz eindeutig:  Der Unglückstag taugt nicht als Ausrede. „Freitag, der 13. ist kein Unglückstag, sondern etwas, das wir uns einreden“, erklärt Thomas Grüter, Arzt und Autor des Buches „Magisches Denken“, das sich mit den Denkprozessen hinter esoterischen und religiösen Ideen befasst.

Die Idee dieses unheilvollen Tages ist laut Grüter noch relativ neu, Nachweise für den Mythos gibt es erst seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Schrecken setzt sich aus der Kumulation von historischem Ereignis und Zahlen-Aberglaube zusammen: Zum einen wurde Jesus an einem Freitag gekreuzigt, daher kommt der Unglücks-Wochentag. Wenn das dann noch mit der westlichen Unglückszahl 13 zusammen trifft, sieht der Volksmund das Pech gleich doppelt. „Deswegen glaubt man, es ist ein besonderer Unglückstag, was aber in der Realität nicht nachweisbar ist. Jedes Jahr ist nachzulesen, dass Versicherungen an diesem Tag keine erhöhten Schadensmeldungen verzeichnen“, erklärt der Experte.

Sehnsüchtiges Warten auf das Unheil
Doch die Menschen sind an diesem Tag besonders sensibilisiert für Unglücksfälle, man könnte sagen: Sie warten förmlich darauf. Wer sich in seinem Bekanntenkreis umhört, wird dafür Bestätigung bekommen. Viele Leute berichten, dass ihnen ausgerechnet am Freitag, dem 13. außergewöhnliche Dinge zustoßen. „Allerdings gibt es kaum einen Tag, an dem nicht irgendwas passiert. Man gießt sich auch an anderen Tage Kaffee über die Tastatur“, erläutert Dr. Grüter. Der einzige Unterschied liegt seiner Einschätzung nach darin, dass man die Unglücksfälle am Lieblingstag der Abergläubigen stärker registriert, weil man eben besonders drauf achtet.

In jedem Jahr gibt es den Tag mindestens ein und maximal drei Mal. Dieses Jahr wird die Höchstzahl ausgeschöpft: Bereits im Januar durften wir uns an dem ominösen Tag erfreuen, jetzt im April wieder und dann sucht er uns noch einmal im Juli heim. Insbesondere in westlichen Ländern gilt der Tag als unheilvoll, vor allem wegen der Zahl 13. Diese ist in unserem Denken negativ besetzt. Bei verschiedenen Fluggesellschaften gibt es deswegen keine 13. Reihe und in vielen Hotels kein Zimmer mit der Nummer 13. „Das heißt nicht, dass die Airlines abergläubisch wären, aber viele Kunden sind es und man möchte da einfach keinen Ärger bekommen“, erklärt Dr. Grüter. Er verweist darauf, dass Aberglaube in seiner Ausprägung immer kulturabhängig ist. So gilt in Japan und China die 4 als Unglückszahl, und die Italiener haben kein Problem mit Freitag, dem 13., sondern mit Freitag, dem 17. Hier rührt der Unglücksmythos vom Schriftbild der römischen Zahl 17 – XVII ist ein Anagramm zu „Vixi“, lateinisch für „ich habe gelebt“ bzw. „ich bin tot“.

Symbole repräsentieren Gutes und Schlechtes
Um das Wesen dieser Zahlen zu ergründen, muss man noch einen Schritt weiter zurückgehen. Sie erklären sich aus allgemeinen Unglückssymbolen. „Symbole für Gutes und Schlechtes gibt es schon immer, das ist eine uralte menschliche Eigenschaft und lässt sich schon bei steinzeitlichen Höhlenzeichnungen von Jagdszenen erkennen“, so der Experte. Wenn dort beispielsweise ein Hirsch zu sehen ist, der von einem Pfeil getroffen wird, dann handelt es sich um ein Symbol, das eine Wirkung in der Realität erzeugen soll. Die Idee dabei ist, dass ein Symbol die Wirklichkeit nicht nur abbildet -  sondern umgekehrt auch Auswirkungen auf die Wirklichkeit hat. Das gleiche Prinzip gilt für die Unglückszahlen.  „Eine Zahl verweist auf ein Ereignis, das für ein Unglück steht, es ist mit diesem verknüpft und kann es deswegen auch erzeugen“, weiß Grüter.

Als populäres und erfolgreiches Beispiel dafür nennt er die Fantasy-Saga „Der Herr Der Ringe“: Der Ring ist das Symbol des Bösen, wenn er zerstört wird, fällt auch das Böse. „Das ist natürlich restlos unwahrscheinlich, aber es erscheint intuitiv plausibel, was sich ja auch im Publikumserfolg zeigt“, erläutert der Experte.