Nach den Ferien: Junge kommt als Mädchen zur Schule

Überraschung am ersten Schultag nach den Sommerferien: Ein Zehnjähriger aus dem britischen Worcesterkehrte als Mädchen in seine Schule. Der transsexuelle Junge fühlte sich seit seinem zweiten Lebensjahr im falschen Körper. Die Klassenkameraden reagierten verständnisvoll – im Gegensatz zu deren Eltern.

Seine Mutter spricht schon lange von „ihr“ statt von „ihm“. „Sie spielt lieber mit einer Puppe als mit einem Auto“, sagte die 36-Jährige gegenüber der britischen Zeitung „Daily Mail“. „Sie interessiert sich für die neueste Mode. Nichts an ihr ist männlich.“ Schon als ihr Kind, das namentlich nicht genannt werden möchte, noch ein Baby war, wollte es lieber mit Puppen statt mit Actionfiguren spielen. Es leidet unter einer Geschlechtsidentitätsstörung. Diese liegt vor, wenn ein Mensch sich physisch eindeutig einem Geschlecht zuordnen lässt, sich jedoch als Angehöriger des anderen Geschlechts fühlt.

 Bis zur Einschulung mit siebeneinhalb Jahren sei dies kein Problem gewesen. „Doch dann musste sie Lügen darüber erfinden, was sie zu Weihnachten bekommen hat und behaupten, sie hätte einen Fußball oder eine Action-Figur gekriegt – obwohl in Wahrheit Glitzerschuhe und eine Barbie unter dem Baum lagen“, so die Mutter. Erst nach Schulschluss habe sich ihr Kind wie ein Mädchen verhalten und anziehen dürfen.

Doch nach und nach erfuhren immer mehr Menschen von dem Geheimnis. Also beschlossen Mutter und Kind, es endlich für alle zu lüften. „Manche Leute brauchen eine Brille, andere müssen im Rollstuhl sitzen. Meine Tochter muss sich wie ein Mädchen anziehen, weil sie ein Mädchen ist“, berichtet die Mutter der Zeitung. „Es ist keine Phase. Es ist keine Entscheidung – welches Kind würde freiwillig komplett unglücklich sein?“

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Nach den Sommerferien berief der Leiter der Volksschule in Worcester eine Versammlung ein, um den anderen Kindern und ihren Eltern zu erklären, warum ihr Mitschüler plötzlich als Mädchen zur Schule kommt. So sollten Anfeindungen und Hänseleien vermieden werden.

Doch nicht die Mitschüler des transsexuellen Jungen waren das Problem, wie seine Mutter erklärte. Die hätten sehr verständnisvoll auf das Coming Out reagiert. Ganz im Gegensatz zu vielen Eltern. „Sie gingen an uns vorbei, hüstelten und sagten: ‚Das ist die Freak-Familie. Und das ist das Freak-Kind‘“, erzählt die Mutter. Die Schulleitung unterstützt dennoch den offenen Umgang mit der Verwandlung. „Wir bemühen uns darum, dass die Kinder den größtmöglichen Nutzen aus ihrer Zeit hier ziehen – dabei spielt es eine große Rolle, den Schülern verständlich zu machen, dass alle ihre Kameraden einzigartig sind“, zitiert die „Daily Mail“ einen Sprecher der Volksschule in Worcester.