Nach Leukämie-Erkrankung: Mann offenbar von HIV geheilt

Seit inzwischen 30 Jahren beschäftigt die Immunschwächekrankheit Aids die Weltbevölkerung. Am 5. Juni 1981 beschrieb ein Artikel im Newsletter einer US-Gesundheitsbehörde erstmals die Krankheit. Mehr als 30 Millionen Menschen sind HIV positiv – ohne die Aussicht auf Heilung. Doch Timothy Ray Browns Geschichte macht Hoffnung: Der 45-Jährige gilt als der erste vom HI-Virus befreite Mensch. Ursache für das medizinische Wunder war ausgerechnet eine Leukämie-Erkrankung.

„Ich bin von HIV geheilt“, zitiert der Lokalsender „CBS Local San Francisco“ Timothy Ray Brown. Der Amerikaner muss keine Medikamente mehr einnehmen, denn in seinem Körper ist das HI-Virus nicht mehr nachzuweisen. Im November 2008 sorgten Ärzte der Berliner Charité mit der sensationellen Nachricht für Aufsehen, dass es Ihnen gelungen war, das HI-Virus bei Brown auszumerzen. Brown, auch bekannt als „The Berlin Patient“, hatte sich im Jahr 1995 in Berlin infiziert, wo er damals lebte. Danach folgte die übliche Tabletten-Therapie, die den Ausbruch von Aids zwar hinauszögern, jedoch nicht heilen kann. Doch es kam noch schlimmer: Im Jahr 2006 erkrankte Brown zusätzlich an Leukämie. Da die erste Chemotherapie nicht anschlug, war als nächster Schritt eine Stammzelltherapie nötig. Das brachte den Berliner Arzt Gero Hütter auf folgende Idee: Warum nicht nach einem Spender suchen, der immun gegen das HI-Virus ist? Rund ein Prozent aller Europäer können nach Informationen des US-Senders aufgrund einer besonderen Genmutation nicht an dem Virus erkranken. Hütter fand einen Spender – und die Behandlung, die aufgrund des geschwächten Zustands seines Patienten äußerst riskant war, schlug an.

„Ich habe am Tag, an dem ich die Transplantation bekam, aufgehört, meine HIV-Medikamente einzunehmen und musste das seitdem nicht mehr tun“, sagte Brown in einem aktuellen Interview mit „CBS Local San Francisco“. Doch die Freude währte nur kurz. Ein Jahr später erkrankte der Amerikaner erneut an Blutkrebs, musste eine zweite Chemotherapie sowie eine erneute Stammzell-Transplantation über sich ergehen lassen.  Heute jedoch ist Brown geheilt – vom Krebs und von Aids.

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So groß der Triumph über diesen medizinischen Fortschritt sein mag: Experten warnen vor allzu großer Euphorie. Zwar sei „die Geschichte vom ‚Berlin Patient‘ faszinierend, doch sie lässt sich nicht verallgemeinern“, zitiert der Lokalsender den Aids-Forscher Paul Volberding von der University of California in San Francisco. Es sei nicht sicher, ob die Behandlungsmethode bei allen anderen Menschen anwendbar ist. Das Auffinden der nötigen Stammzellen und ihre Transplantation sind sehr kompliziert – ganz davon abgesehen, dass sich Menschen in ärmeren Ländern den Eingriff nicht leisten können. Dennoch: „In einer Phase dieser Behandlung, und wir wissen nicht welche, ist es offenbar gelungen, den Körper von dem Virus zu befreien“, sagte Volberding weiter. „Das ist ein interessantes und vielversprechendes Gebiet für die Forschung.“

Bei Brown hat das komplizierte Verfahren funktioniert. Der mittlerweile 45-Jährige lebt wieder in San Francisco – und hat gleich zwei lebensbedrohliche Krankheiten auf einmal besiegt.