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Nach sieben Jahren Gefängnis: Tochter widerruft Vorwurf gegen Vater

Nach sieben Jahren Gefängnis: Tochter widerruft Vorwurf gegen Vater (Thinkstock)

Ein Familienvater aus Sonthofen (Bayern) hat sieben Jahre unschuldig wegen vermeintlicher Vergewaltigung im Gefängnis gesessen. Das Landgericht Memmingen hob ein Urteil des Landgerichts Kempten vom Juli 1996 auf und sprach den Angeklagten im Wiederaufnahmeverfahren frei.

Zuvor hatte die heute 33 Jahre alte Tochter des Mannes unter Tränen ihren früheren Vorwurf widerrufen, ihr Vater habe sie dreimal vergewaltigt. Der 62-Jährige hatte den Vorwurf stets bestritten. Jetzt sagte die Tochter und damalige Hauptbelastungszeugin: Sie habe alles nur erfunden. Zwischen ihren Eltern habe es dauernd Streit gegeben. Als sich die Eltern schließlich trennten, habe ihre Mutter sie gegen den Vater aufgehetzt. Sie habe ihr auch glaubhaft gemacht, dass er für die Krebserkrankung der Mutter mitverantwortlich war. "Mein Hass auf meinen Vater wurde immer größer. (...) Ich dachte, ich müsste mich an meinem blöden Vater rächen."


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Mit Hilfe des Terminkalenders ihrer Mutter, die inzwischen gestorben ist, habe sie damals eine Geschichte konstruiert, mit der sie Ermittler, Gutachter und später auch das Gericht überzeugen konnte. Als es zur Verhandlung kam und ihr Vater zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, habe sie extreme Gewissensbisse gehabt - auch ihrem jüngeren Bruder gegenüber, der danach in eine Pflegefamilie kam. "Aber ich hatte nicht den Mut, zur Wahrheit zurückzukehren", sagte die Frau, die inzwischen selber Mutter von drei kleinen Kindern ist. In den Folgejahren sei der Druck immer größer geworden. Erst als ihre eigene Tochter vor fünf Jahren auf die Welt kam, habe sie sich von der Last befreien wollen. 

Laut früherer Anklage soll der Vater das Mädchen von November 1989 bis Mai 1991 dreimal zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Die Tochter war zur angenommenen Tatzeit neun und zehn Jahre alt. Der Angeklagte hatte die Vorwürfe stets bestritten. "Es war kein faires Verfahren", kritisierte der 62-Jährige. Er habe sich von Anfang an vorverurteilt gefühlt. Die siebenjährige Haftstrafe hat der Mann voll verbüßt. Er  bekommt nun möglichweise eine Entschädigung. 

Yahoo!Nachrichten/dpa

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